„Unser Budget betrug 1500 Euro, ausgegeben haben wir trotzdem 3000“

 

Zum Abschluss des Sonderprogrammes auf der Youki gab es die letzten in diesem Jahr eingereichten Filme zu bewundern – eine Möglichkeit, die leider nicht allzu viele Personen nutzten, da man im Welser Schlachthof mühelos eine eigene Sitzreihe für sich reserervieren konnte. subtext.at war dabei und lässt Block fünf und sechs des Sonderprogrammes Revue passieren.

Wie am gestrigen Tag musste man auch heute wieder den obligatorischen Werbespot in Kauf nehmen. Dieses Mal allerdings von den oberösterreichischen Nachrichten, die damit werben, dass sie „jeden Tag gute Nachrichten“ haben. Und auch den Youki11-Trailer durfte man in unveränderter Form wieder bewunden. Ob die heutigen Filme ebenfalls bewundernswert waren, kann man an dieser Stelle genauer nachlesen:

Passion is overrated
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Leidenschaft ist überbewertet – so der Titel dieses Musikvideos aus Österreich. Die Leidenschaft in zwischenmenschlichen Beziehungen wird in diesem Film groß geschrieben. Durch die Aufnahmen in Zeitlupe kommen die Emotionen auf der Leinwand gut herüber – die schauspielerische Leistung und die romantische Stimmung darf ebenfalls als gut bewertet werden. Auch wenn Leidenschaft angeblich überbewertet wird – die guten drei von fünf Punkten sind es sicher nicht.

No stranger to poverty
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Der Dokumentarfilm aus Südkorea zeigt das Leben einer Familie in einem Armenviertel.
Auf sehr humorvolle Art und Weise schafft es dieser Film, die Armut und die Probleme, die
die Familie erdulden muss, darzustellen. Auch die Zwangsräumung samt Abriss ihres Hauses und die verzweifelten Versuche der Familie, doch irgendwie genug Geld für die Miete aufzutreiben, was oft in der Illegalität endet, werden ironisch dargestellt. Ab und zu übertreibt man es mit dem Humor jedoch ein wenig, was das durchaus ernste Thema stark in Richtung Überzeichnung wandern lässt.

Technisch hochwertig gedreht und mit abwechslungsreichen Geschehnissen ist „No stranger to poverty“ dennoch ein sehr empfehlenswerter Dokumentarfilm und definitiv ein Highlight dieses Sonderprogrammes.

Pastforward
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„Unser Budget betrug 1500€, ausgegeben haben wir trotzdem 3000“. Xenia Blum, eine der Verantwortlichen für diesen Film, hatte mit den gleichen Problemen für den Film „Pastforward“ zu kämpfen wie bereits viele unabhängige Produktionen zuvor.

Verschiedene Menschen, die alle extrem unglücklich mit ihrem aktuellen Leben sind, werden in diesem Film vorgestellt. Die Suderantin, der Partyboy, eine heimliche Transsexuelle und eine unglückliche Ehefrau – alle haben mehr oder weniger wichtige Probleme, ob es nun die letzte Beziehung oder nur der Wunsch nach einem Urlaub in Spanien ist. Selbst wenn die Charaktere sich ihre Wünsche erfüllen, sind sie auch in dieser Situation wieder unglücklich.

Der Experimentalfilm aus Österreich, der entfernte Assoziationen mit Elisabeth T. Spiras „Alltagsgeschichten“ aufkommen lässt, wurde mit nur zwei Spiegelreflexkameras aufgezeichnet. Die Aufnahmen mit 8 Bildern pro Sekunde wurden anschließend auf die für einen Film normalen 24 Bilder hochgerechnet. Wenn man sich vor Augen führt, dass dieser Film dadurch aus etwa einer Million geschossener Fotos besteht, wird der immense Aufwand noch um einiges klarer. Auch die Dialoge wurden erst im Nachhinein hinzugefügt. Als Fazit bleibt nur zu sagen:
Experiment gelungen – Film sehr gut!

Milch
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Der Film „Milch“ ist der Selbstfindungstrip einer jungen Frau, die auf der Suche nach etwas ist, das für sie gerade Sinn machen könnte. Beziehungsprobleme und diverse Urlaubsbekanntschaften führen dazu, dass sie das Alleinsein sucht und immer wieder auf der Flucht ist.

Das Ende des Filmes bleibt offen, ebenso wie es offen bleibt, ob die Suche der jungen Frau von Erfolg gekrönt ist. Das Vorhaben der Verantwortlichen, die Figuren über die Beziehungen zu etablieren, ist nicht ganz geglückt, da sie sehr hölzern wirken und die Emotionen nicht auf den Zuseher übertragen werden. Schade, hier wäre aufgrund guter Ansätze mehr drinnen gewesen.

Von vergangenen Tagen
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Ein Dokumentarfilm, der Wiener Möbelpacker auf ihrer Entrümpelungstour durch diverse Wiener Wohnungen begleitet. Dabei kommt zum Vorschein, dass Dinge, die für die einen keinen Wert haben, für andere Menschen durchaus wertvoll sein können. Noch verwendbare Stücke werden nämlich zu niedrigen Preisen an ärmere Menschen weiter verkauft. So weit, so gut.

Das an sich spannende Thema dieser Dokumentation krankt leider an der Umsetzung. Statische Kameras, keine Dialoge mit Betroffenen oder Verantwortlichen sowie unzusammenhängende Szenenwechsel – die technische Umsetzung lässt die Dokumentation sehr schnell sehr langweilig erscheinen.

Home
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Der Vater ist wieder einmal aus dem Altersheim ausgerissen. Kein Grund zur Beunruhigung für die Tochter, die genau weiß, wo der Vater hin verschwunden ist. Nach Hause. Nach dem Tod seiner Ehefrau verbindet er einfach zu viele Erinnerungen mit seinem Zuhause. Doch die Tochter hat das Haus samt Möbel inzwischen verkauft – die Stimmung zwischen den beiden ist deswegen sehr angespannt.

„Home“ punktet vor allem durch den gelungenen Soundtrack, der die melancholische Stimmung des Filmes sehr gut untermalt. Auch die Schauspieler machen ihre Sache sehr gut – einziger Kritikpunkt ist die Tatsache, dass man am Ende das Gefühl hat, dass der Film mitten im Geschehen zu Ende ist.

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Foto: System Jaquelinde