Intime Schnappschüsse aus der Distanz

 

Das KunstHausWien widmet der ruhmreichen Starfotografin Annie Leibovitz, die für Magazine wie Rolling Stone und Vanity Fair stilbildend und prägend war, noch bis zum 31. Januar 2010 eine Ausstellung.„A Photographer’s Life 1990 – 2005“ zeigt einige der Bilder, die in der amerikanischen Populärkultur Aufsehen erregt haben. Die schwangere Demi Moore wie Gott sie schuf, Johnny Depp auf Kate Moss, eine in Milch getränkte Whoopi Goldberg, ein gezeichneter Mick Jagger, eine glamouröse Nicole Kidman, ein mit einem Schwan um den Hals dekorierter Leonardo DiCaprio oder ein gelangweilt in die Kamera blickender Brad Pitt.

Die White Stripes üben sich in der Kunst des Messerwerfens, Scarlett Johansson spielt die lüsterne Femme fatale und Jim Carrey ist in ungewohnt düsterer Pose abgelichtet. Nur das vielleicht berühmteste Werk, John Lennon embryoartig an Yoko Ono geheftet, hat es nicht bis nach Wien geschafft.

Auch gibt es einen Bruch in der Ausstellung: Einerseits wird die glamouröse Welt von Hollywood und L.A., die der Stars und Sternchen, der Mächtigen und Schönen, porträtiert, andererseits sind es die intimen Schnappschüsse aus dem Archiv von Leibovitz selbst, die Familienmitglieder, private Momente und vor allem Susan Sontag, ihre langzeitjährige Muse und Partnerin, zeigen. Ihre Bilder sind es, die zu einer Erweiterung des Blickwinkels führen. Als Besucher wird man unfreiwillig zum Voyeristen.

Die Zeit die bleibt
Sontag erlag 2004 einem Blutkrebsleiden. Zu Lebzeiten war sie eine populäre Kritikerin und Publizistin. Die Liebe zu ihr hat Leibovitz in zahlreichen Photos festgehalten. Ausflüge werden gezeigt, ganz normale und alltägliche Situation, bis hin zu Krankenhausaufenthalten und ihrem Tod. Wegschauen? Geht nicht.

Sie führe keine zwei Leben, hat Leibovitz einmal gesagt. Ein ungewöhnliches aber sehr wohl. Im Alter von 51 bekam sie ihr erstes Kind, Zwillinge folgten dreieinhalb Jahre später. Das erste kam mittels Samenspende zu Welt, die Zwillinge wurden von einer Leihmutter ausgetragen. Auch ihre Schwangerschaft hat innerhalb der Ausstellung ihren Platz.

Damit wären wir auch schon bei der Diskrepanz: Worin liegt nun die Kunst, die Leibovitz auszeichnet? Sie schafft es wie keine zweite, perfekt austarierte Photos von Prominenten zu erschaffen, doch die privaten Momente sind nicht außergewöhnlich in ihrer Darstellung. So ist sie wohl am Ende beides – Profi und Novizin in einem.

„Annie Leibovitz – A Photographer’s Life 1990 – 2005“ ist bis 31. Jänner 2010 im KunstHausWien zu sehen.

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Foto: ©Annie Leibovitz

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