Der Mythos lebt weiter

 

Turbonegro haben seit 2007 nichts Neues herausgebracht und nach ewigem Hickhack letztes Jahr bekannt gegeben, dass sie keine Pläne für die Zukunft haben. Die Turbojugend, wie ihre Fans sich nennen, war knapp am Verzweifeln. Im Trüben fischen müssen sie trotzdem nicht – die nicht mehr ganz so jungen, rotzfrechen Girls von Turbonegra ergreifen jetzt das Zepter der Kings of Death Punk.

Spinnerei Traun, 28. März. Wenige aber dafür umso eingefleischtere Turbojünger versammeln sich zu einem nie da gewesenen Revival der Sonderklasse.
Anheizer des Abends waren die uns, dank junQ.at Rock-Qlash im Schl8hof Wels, „altbekannten“ Trans Ams aus Linz. Laut, dröhnend und eindringlich, jedoch mit wenig Publikumsresonanz, rockten sie wie schon im Dezember letzten Jahres das Haus. Ihr Bekanntheitsgrad hält sich ja leider noch immer in Grenzen. Auch wenn ihnen der Name des Hauptakts kurzzeitig entfallen war, waren alle im Zuschauerraum guter Dinge, um nicht zu sagen, heiß auf norwegischen Sound made in San Francisco. 

„Eigentlich wollten wir nie so eine Tributeband sein!“

Lange warten mussten die Turboianer nicht. Nach einer Seiterl-langen Pause machten fünf äußerst gut gelaunte Kalifornierinnen ordentlich Stimmung. Unverkennbar im Stil von Turbonegro mit Jeans, Matrosenhüten, Helm, Zylinder und schwarzer, sonnenartiger Bemalung auf beiden Augen „verkleidet“, stehen sie dem Original um Nichts nach. Sie bringen Hits wie „All my friends are dead“, „The Age of Pomparius“ und „I got Erection“ viel punkiger als das Original. Das und die energiegeladene Show inklusive Bierdusche, Küsse und ein menschlicher Totempfahl aus den Gitarristinnen „Ms. Pomparius“ und „Eurogirl“ machten den Gig zu einem Ereignis der anderen Art.

„Turbonegro fanden es nicht besonders nett, dass Frauen über Analsex singen“

Zahlreiche Shoutingparts von der selbsternannten „Mistress Hanky Panky“ und wesentlich schneller gespielten Drums von „Ms. Summers“ verpassen dem skandinavischen Sound einen ganz eigenen Touch. Offensichtlich sehr amerikanisch beeinflusst, aber dennoch sehr gehörgangfreundlich. Wie schon Dieter Bohlen bei „Deutschland sucht den Superstar“ sagte: entweder man macht es besser als das Original oder einfach anders. Tja, besser als die Norweger kann man es nicht machen, aber anders sehr wohl. Das ist den Amerikanerinnen auch sehr gut gelungen. Zum perfekten Tribute an Turbonegro hätte eigentlich nur mehr „Fuck the World!“ gefehlt.

Foto: Werner Redl, www.werfotografiert.at