Haben die denn nichts Besseres zu tun?

 

Ob in den USA oder in Europa – alle reden derzeit vom Islam und seinen möglichen Gefahren. Diskussionen über Moscheen sind da nur die Spitze des Eisbergs, dem der Klimawandel offenbar nichts anhaben kann.

Über eine Weltreligion zu debattieren hat ja schon etwas sehr Absurdes, absolute Sinnlosigkeit garantiert. Aber dann noch über etwas so Essenzielles wie Gotteshäuser streiten – hat die Politik denn wirklich keine anderen Probleme?

In Wahrheit hat sie natürlich mehr als genug davon. Da wären hierzulande zum Beispiel die Finanzkrise, eine dringend nötige Bildungsreform, unzählige parteiinterne Streitereien oder auch die Wahlen, um nur einige zu nennen. Tatsächlich sind die Probleme derart schwerwiegend, dass zur Ablenkung sogar Indiskutables für diskutabel erklärt wird, und das quer durch alle Parteigrenzen.

Es war also wichtig, ein Thema zu finden, worüber sich möglichst lange ohne Aussicht aus Ergebnisse diskutieren lässt. Die FPÖ war da sehr entgegenkommend, hatte sie doch nie an der Salonfähigkeit des Stoffes gezweifelt. Mit dem Bauverbot für Moscheen als Aufhänger lässt sich auch das breite Volk gut erreichen. Und dass die Sache im Staatsvertrag bereits geregelt ist, muss ja kein Hindernis sein.

Moscheen zu errichten, wo sie gebraucht werden, sollte so selbstverständlich sein wie die Tatsache, dass jedes Dorf seine Kirche hat. Gläubige brauchen einen Ort, um sich zu versammeln und zu beten, und das natürlich in einer angemessenen Form. Ob Minarett oder Kirchturm, Glocken oder Muezzin, im Grunde ist es doch immer das Gleiche. Wie würde es wohl aussehen, würden wir über den Abriss von Kirchen streiten? Womit wir beim nächsten Problem wären.

Tatsächlich spielt für die meisten Österreicher der Glaube keine große Rolle mehr. Wir verstehen nicht, warum das bei einigen Menschen anders sein sollte, und degradieren Gläubige kurzerhand zu Randgruppen. Während gläubige Christen nach landläufiger Meinung ja nichts Böses tun, hat man da von den Muslimen schon anderes gehört. Aber welches Blatt würde schon seine Zeitungsberichte um die Angabe ergänzen, dass die Täter Christen waren?

Längerfristig gesehen wird sich der Islam jedenfalls in Europa etablieren. Auch der Präsident der Glaubensgemeinschaft, Anas Schakfeh, ist hier zuversichtlich. Momentan ist es hauptsächlich die Angst vor dem Unbekannten, die viele verunsichert. Die meisten Intellektuellen haben ja schon erkannt, dass es nichts zu befürchten gibt.

Aus Mücken lassen sich bekanntlich Elefanten machen. Und was sich aus Elefanten machen lässt, versuchen einige Politiker derzeit herauszufinden. Wir haben es hier nämlich wirklich mit einem komplexen Problem zu tun. Eines, worüber wir wohl lange debattieren müssten, gäbe es nicht schon längst eine Lösung. Die einzig richtige.

Foto: Lars Tinner