Iriepathie: „Blumenau kann mit Reggae nix anfangen – aber das ist wurscht“

 

„Runde 3“ – so der Titel des aktuellen Machwerks von Iriepathie. Professa und Syrix standen subtext.at Rede und Antwort und verrieten, warum Martin Blumenau wurscht ist, warum sie sich immer rechtfertigen müssen, und wer bei Iriepathie die Zügel in der Hand hat.
subtext.at: Zu Beginn muss ich ein Zitat von Martin Blumenau ansprechen, das ihr in eurem Track „Grün Gelb Rot“ verwendet habt – „es muss Musik für Dumme geben“. Wie ist „Musik für Dumme“ zu verstehen?
Professa:
Das ist eigentlich ein Zitat, das er einmal verwendet hat, nachdem er ein Lied von Uwe Kaa gespielt hat, wo er danach halt gemeint hat, dass es auch Musik für Dumme geben muss.

subtext.at: Warum kommt eurer Meinung nach die Aussage von einem an sich doch recht aufgeschlossenen Moderator?
Professa: Das musst du ihn dann schon selber fragen.
Syrix: Wir haben das dann mitgekriegt und „Grün Gelb Rot“ ist dann auch ein Statement, weil es halt doch viele Vorurteile gegen Reggae gibt.
Professa: Er hält aber auch von uns generell nix. Er hat auch mal gemeint, dass wir eine schlechte Fanta-Werbespot-Cover-Hintergrund sind. Das hat er mittlerweile revidiert und dann einfach gesagt, dass wir schlechte Musik machen. Er kann halt mit Reggae nichts anfangen – aber das is ja auch wurscht.

subtext.at: Wie seid ihr dann darauf gekommen, diesen „Diss“ gegen ihn zu schreiben?
Professa:
Ich hab ihm mal eine Mail geschrieben und da halt hin geschrieben, warum wir uns dauernd wegen einer Minderheit, die schwulenfeindliche Texte hat und gegen Schwule auftreten, rechtfertigen müssen. Eine Musik wie Reggae steht ja im Kern für etwas ganz anderes. Wir wollten uns dagegen wehren, dass alle, die Reggae hören und unsere Musik cool finden, quasi für deppert verkauft werden. Wir sind ja auch als Produzenten tätig und haben schon mit Sizzla (der wegen homophober Texte in die Kritik gekommene Künstler aus Jamaika, Anm.) aufgenommen, und da hats auch niemals auch nur den Ansatz in homophobe Richtungen gegeben.

Syrix: Dazu würds auch nie kommen, weil wir bei den Aufnahmen selber dabei sind und da ganz entschieden auftreten. Der Song ist auch deswegen entstanden, weil wir in Interviews und auch sonst immer auf diese Thematik angesprochen werden und uns eben rechtfertigen müssen.

subtext.at: Gentleman hat im Interview gemeint, dass Reggae noch immer „eine Subkultur sei“. Seht ihr euch auch als Nischenprogramm?
Professa:
Ja, schon.
Syrix: Das ist definitiv so.

subtext.at: Seht ihr Möglichkeiten, aus diesem „Nischenprogramm“ auszubrechen und ein wenig „breitentauglicher“ zu werden?
Professa:
Breitentauglicher kommt darauf an, wie du das definieren willst. Wenn du so Sachen wie „Rising Girl“ oder UB40 machen willst, dann nicht. Wir probieren, unsere musik szenenmäßiger und credibiler anzulegen und das ganze auch internationaler mit jamaikanischen Einflüssen aufzuziehen. Es ist doch auch schön, wenn dann Leute, die schon lange drinnen sind, es nicht unbedingt darauf anlegen, auf Ö3 gespielt zu werden oder eine gewisse Menge zu verkaufen.
Syrix: Uns ist es halt extrem wichtig, authentisch zu sein. Jeder Song sind wirklich wir.

subtext.at: „Runde 3“ heißt euer neues Album. Die Vamummtn haben ihr neues Werk komischerweise ebenfalls „Runde 3“ genannt. Zufall?
Professa:
Überhaupt nicht. Der „Ansa“ ist früher mit mir sogar ins Tontechnik-Studio gegangen. Den kenn ich schon seit mehr als 10 Jahren. Es gibt auch Zusammenarbeiten, aber die dürfen wir ja nicht sagen, weil die ja jetzt vermummt sind. Aber ja, das war Zufall.
Syrix: Vor allem haben wir glaube ich eine recht unterschiedliche Fanbase. Ich glaub, sehr, sehr viele Leute, die „Runde 3“ von uns haben, werden „Runde 3“ von den Vamummten nicht kennen.
Wir haben mit ihnen dann geredet und keiner hats schlimm gefunden.

subtext.at: Vervollständigt bitte folgenden Satz: Über die Iriepathie soll in fünf Jahren nie gesagt werden, dass…
Professa:
wir homophob sind *lacht*. Aber mittlerweile ist es mir schon wurscht, was die Leute sagen.

subtext.at: Bei Interviews ist es ja oft üblich, sich vorzustellen. Mal etwas anderes: Beschreibt bitte den jeweils anderen in zwei Sätzen.
Syrix: Neben mir sitzt der Professa. Das ist mein Bruder und den kenn ich schon mein ganzes Leben lang.
Professa: Neben mir sitzt der Markus, der Syrix, das ist mein Bruder. Ich kenn ihn gleich lang wie er mich kennt *lacht*.

subtext.at: In der weiten Reggae-Welt gibt es ja einen ganzen Haufen Riddims. Wer entscheidet bei euch, welcher Riddim genommen wird?
Professa:
Bei Iriepathie-Tunes ist es in letzter Zeit häufig der Markus. Ich such sie mir dann aus. Markus meint immer, er muss mir zehn Riddims schicken, damit einer passt.
Syrix: Naja, es sind doch eher 20. *lacht*
Professa: Im Endeffekt entscheide dann ich, was aufs Album kommt *lacht*. Nein, Markus entscheidet dann halt, in welche Richtung es gehen soll, und ich nehm dann die, wo ich coole Texte drauf schreiben kann. Wir haben im neuen Album ja auch eine Mischung drinnen – von Roots über Dancehall bis hin zu poppigeren Sachen.

subtext.at: Gäbs bei einem Interview eine Frage, wo ihr aufstehen würdet und geht?
Professa: Nein, glaub ich nicht.
Syrix: Außer sie ist frech oder unter der Gürtellinie. Das ist uns aber Gott sei Dank noch nie passiert.
Professa: Ich würd sogar mit dem Blumenau ein Interview machen, wenn er das unbedingt will.

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Foto: Christoph Thorwartl, Daniel Friesenecker

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.