Wein vs. Lukesch: Smileys – vollständige Sätze werden überbewertet ;)

Ich mag  Smileys. Ich mag es, mir manchmal keine Gedanken über die passende Formulierung machen zu müssen und momentane Gefühlsregungen mittels kleiner gelber Kreise darzustellen, anstatt ausufernde Sätze und Erklärungen zu tippen.
Was Michaela Wein allerdings nicht mag, ist Oliver Lukesch. Dieser Kommentar ist Teil eines Schlagabtauschs, den Gegenkommentar von Oliver Lukesch gibt’s
hier.

Im täglichen Arbeitswahnsinn besteht der Kontakt zur Außenwelt aus einem Chatfenster, das regelmäßig piepender- und blinkenderweise um Aufmerksamkeit bettelt. Langatmige Ausführungen sind jedoch eher störend, Smileys dagegen bringen kurz und prägnant auf den Punkt, welche Emotion gerade in einem aufwallt. Smileys sind die Mimik des Computers, der ansonsten immer gleich penetrant vor sich hin surrt und einen nur in den seltensten Fällen zum Lachen bringt.

Aber da gibt es noch die andere Sorte Mensch. Diejenigen, die vollständige Sätze formulieren, falsch getippte Wörter im Chat ausbessern und sich über fehlende Satzzeichen beschweren. Die sich bei jedem „ihc“ und „wshreinilch“ die Haare raufen und beschließen, einem ein Wörterbuch zum nächstmöglichen Anlass zu kaufen. Die unsereins, die mit Smileys jeglicher Art um sich schmeißen, als einfältig und intellektuell verkümmert bezeichnen.

Delfine im Tunfischsalat, kann ich dazu nur sagen. Und Ärzte-Fans wissen jetzt, was ich meine. Ich schreibe unzusammenhängende, grammatikalisch unvollständige Sätze, sobald das Chatfenster offen ist. Vergesse auf Groß- und Kleinschreibung, mache mir nicht die Mühe, ausschweifende Texte zu tippen. Sobald es darum geht, Stimmungen zu beschreiben, bediene ich mich der Vielzahl an Emoticons. Und eben dies erwarte ich auch von meinem virtuellen Gegenüber: Ich möchte gelbe Kreise sehen und mich an ihnen erfreuen, nicht eure ewig langen Ausführungen lesen! Es liegt ohnehin nur an eurer freudlose Existenz und Zwanghaftigkeit, selbst bei so banalen Dingen wie einem Chat pingelig und besserwisserisch zu sein.

Was ihr nämlich nicht bedenkt: Manche Gefühlsregungen könnt ihr gar nicht niederschreiben. “ :‘( “ ist viel eingängiger als „ich bin traurig“. Ein Zwinker-Smiley relativiert so manch ironische Bemerkung, die beim Gegenüber falsch ankommen würde. Nicht umsonst heißt es immer, Diskussionen solle man lieber nicht virtuell stattfinden lassen.  Noch kniffliger wird es bei anspruchsvolleren Smileys – denn wer Skype hat und schon einmal die Skype-Buchstabenkombination (heidy) ausprobiert hat, soll mir mal erklären, wie er seinem Gegenüber mit dem Satz „Ich bin ein Eichhörnchen und knabbere an einer Nuss“ das vermittelt, was mit diesem putzigen Tierchen gemeint ist. Ein Bild kann hier so viel mehr ausdrücken als ihr es mit eurem verkümmerten Wortschatz je könntet.

Apropos Wortschatz, Herr Lukesch: wer Postings, die aus „mhrm“, „hihi“ und „yea““ bestehen Smileys vorzieht, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen. Und weil wir vorhin beim Thema Skype waren: tippt “ 8-| “ ein und vergleicht das Emoticon mit dem Foto von Oliver Lukesch – ihr werdet staunen!

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Foto: Michaela Wein