Nadja Maleh: „Frauen haben auch ein Gehirn“

 

Nadja Maleh war letzte Woche mit ihrem Programm „Radio-Aktiv“ zu Gast in Linz. subtext.at befragte sie über die Relevanz von Tagespolitik im Kabarett, dem leidigen Thema Frauenquote und was für eine Karriere nicht hinderlich sein sollte.
subtext.at: Zu Beginn mache ich es mir mal ganz leicht. Was ist die erste Frage, die Sie in diesem Interview beantworten möchten?
Nadja Maleh:
*lacht* Also erwartet hätte ich jetzt die Frage, was ich mit Linz assoziiere. Und geantwortet hätte ich dann, dass ich nur Gutes mit dieser Stadt verbinde, weil die Leute hier sehr begeisterungsfähig sind.subtext.at: Wie viele Kabarettisten haben Sie auch eine Schauspielausbildung absolviert. Als was darf man Sie primär bezeichnen – als Kabarettistin oder als Schauspielerin?
Nadja Maleh: Ich will da gern einen Schrägstrich dazwischen haben. Ich bin beides.

subtext.at: Wenn Sie wählen können zwischen Fernsehfilm und Kabarettprogramm – wo liegt da der persönliche Favorit?
Nadja Maleh:
Ich bin zur Zeit in der glücklichen Lage, nicht wählen zu müssen. Ich kann ein bisschen was von beidenm machen. Aber der Fokus liegt schon auf der Bühnenpräsenz. Aber auch da wohnen zwei Seelen in meiner Brust – ich liebe beides.

subtext.at: Vor mittlerweile einem Jahr habe ich ein Interview mit Andrea Händler geführt. Die hat Sie als die „Kronprinzessin des österreichischen Kabaretts“ bezeichnet. Ehrt Sie das, oder ist das logisch, wo die Konkurrenz in dieser Branche ja nicht gerade groß ist?
Nadja Maleh:
Also logisch ist schon mal gar nichts in dieser Branche. Es ist noch immer so, wenn die Leute kommen, weil das absolut nicht selbstverständlich ist. Wenn das aus ihrem Mund kommt, dann nehme ich das schon als großes Kompliment.

subtext.at: Nervt es Sie eigentlich, ständig auf die „Frauenquote“ im Kabarett angesprochen zu werden?
Nadja Maleh:
Es ist natürlich etwas, was ständig vorkommt. Aber es ist ja auch verständlich – das ist eine Relität, die natürlich auch hinterfragt werden muss.

subtext.at: Bewusst provokant gefragt: Trauen sich Frauen nicht auf die Bühne?
Nadja Maleh: Das ist mitunter ein Grund. Es wird durch Vorurteile wahrscheinlich auch schwerer gemacht und als Frau wirst du dann halt doppelt und dreifach beurteilt. Da muss man sich erst mal durchwurschteln. Klar wünsche ich mir, dass es sich ändert. Ich glaube auch, dass es sich ändert – gerade wenn man beispielsweise nach Deutschland schaut, wo schon viel mehr Frauen tätig sind.

subtext.at: An dieser Stelle muss ich nochmals Andrea Händler zitieren. Sie meinte, dass in Österreich noch nie in die „A-Klasse“ des Kabaretts aufgestiegen ist, wo sie zum Beispiel Dorfer und Hader einordnete. Ist es realistisch, dass in absehbarer Zeit auch einmal eine Frau dort einzieht?
Nadja Maleh:
Ich sehe keinen Grund, warum es unrealistisch sein sollte. Frauen haben auch ein Gehirn. Östrogen sollte kein Hindernis auch dem Weg nach oben sein.

subtext.at: Ein Zitat aus dem Standard: „Maleh macht zum Glück kein politisches Kabarett. Politisch ist es trotzdem“. Wird es in Österreich erwartet, politisches Kabarett zu machen?
Nadja Maleh: Ich glaube, dass wir in Österreich ganz wenig klassisches politisches Kabarett haben. In Zeitalter der Comedy erwartet man eher diese Comedy. Politisch im Sinne von sozialkritisch und abseits der Tagespolitik und mit einem gewissen Anspruch findet aber auch genug Anklang.

subtext.at: Ist Tagespolitik nicht breitenwirksamer?
Nadja Maleh: So viele machen das auch nicht. Glaube ich also eher nicht.

subtext.at: Wenn man aber zum Beispiel den ORF ansieht, läuft dort eher Kabarett mit tagespolitischem Aspekt – Stichwort Donnerstalk und Stermann & Grissemann.
Nadja Maleh: Ja, das stimmt schon. Die können das aber auch und machen das auch gut. Deswegen sollen die das auch machen. Wahrscheinlich ist es aber besser, gerade im Hauptabend etwas zu machen, wo dann auch die Leute, die tagsüber über ein Thema in der Zeitung gelesen haben, gleich wissen, worum es geht. Das ist schon richtig so.

subtext.at: Kommen wir zu Ihrem aktuellen Programm „Radio-Aktiv“. Hier gibt es das Zitat „Ich bin Viele, und die wollen alle raus“ – klingt ein bisschen schizophren. Hat dieses Programm auch eine schizophrene Komponente?
Nadja Maleh:
Ich denke, jeder Mensch besteht aus vielen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen. Das ist nicht krankhaft. Bei mir bekommen all diese Anteile ein Gesicht und kommen aus mir raus.

subtext.at: Es ist ja nicht zum ersten Mal im österreichischen Kabarett so, dass in einem Stück viele verschiedene Figuren von einer Person gespielt werden. Was können Sie besser als Andrea Händler und Josef Hader, die solche Programme auch schon gespielt haben?
Nadja Maleh:
Das lasse ich doch lieber die Anderen bewerten. Es gibt genug Himmel für alle Sterne. Gerade in dieser Kunstsparte kann mans nicht vergleichen. Man kann auch nicht mit dem Kopf entscheiden, zwanghaft in diese Richtung zu gehen. Da geht es schon eher darum, authentisch zu wirken und nicht aufgesetzt zu sein.

subtext.at: Warum ist Kabarett eigentlich sehr oft politisch links angesiedelt?
Nadja Maleh: *lacht* Wahrscheinlich, weil das sehr viel mit Toleranz und Weltoffenheit zu tun hat.

subtext.at: Zum Abschluss noch mal die selbe Frage wie am Anfang. Was ist die letzte Frage, die Sie gern beantworten möchten?
Nadja Maleh: Puh. Jetzt bin ich fast überfragt. Vielleicht ein Statement zum Schluss. Lachen ist mir wichtig, macht mich selber glücklich und deshalb finde ich es sinnvoll, Menschen zum Lachen zu bringen. Lachen ist suppa. Mit zwei P und einem A.

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Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.