Blumen aus Pjöngjang

 

Nordkorea. Bekannt für einen grenzdebilen Diktator, Atomwaffentests, Koreakrise und Massenarmut. Doch was steckt hinter diesem isolierten Land?

Nordkorea ist das wohl abgeschotteste Land der Welt und das einzige Land der Welt, dessen offizielles Staatsoberhaupt Kim Il-Sung bereits seit 16 Jahren tot ist. Es ist ein Land, das im Jahr gleich viele Waren exportiert wie der Nachbar Südkorea in zwei Tagen. Ein Land, in dem Autos auf den Straßen ungefähr genauso häufig vorkommen wie SPÖ-Wahlsiege in Österreich in den letzten Jahren. Das Internet ist in Nordkorea nicht einmal vom Hörensagen bekannt. Karrieren und Aufstieg sind nur durch Militär- und anschließende Parteikarriere möglich. Und trotzdem gibt es Leute, die mit Stolz das repräsentieren, was die westliche Welt so entschieden ablehnt.

Blumen aus Pjöngjang
Eine davon ist die Verkehrspolizistin Kim Kum Son, die Elke Werry mit einer Fernsehkamera begleiten durfte. Viel Verkehr gibt es nicht zu regeln. Autoindustrie gibt es keine, und über die nötigen Devisen und Beziehungen für Imorte verfügen nur Parteikader. Trotzdem erfüllt sie ihre Aufgabe mit Stolz – und, wie so viele, die ein für nordkoreanische Verhältnisse ein luxuriöses Leben führen können, ist auch sie bei der Armee. Auf die Idee, das System oder gar den „geliebten Führer“ Kim Jong il zu hinterfragen, ist sie noch nie gekommen. Auch, dass sie im Falle einer Hochzeit nicht mehr als Verkehrspolizin arbeiten dürfte, stört sie nicht im Geringsten. Natürlich könnte man jetzt behaupten, dass man, wenn man schon einmal ein ausländisches Kamerateam vor Ort hat, eine möglichst regimetreue Aufarbeitung haben will. Natürlich wird hier auch eine Selektion stattgefunden haben. Doch Kim Kum Son verkörpert eines, das für Europäer mehr als seltsam erscheint – die Regimetreue. Für Österreicher ist Internet, eine freie Presse sowie die Möglichkeit, Informationen aus verschiedenen Quellen zu beziehen, eine Selbstverständlichkeit. Für Nordkoreaner ist es das nicht, da sie von Geburt an Information (zumindest offiziell) aus einer einzigen Quelle – der staatlichen – gefüttert werden.

Aktuelle Debatten

Nicht erst seit der aktuellen Auseinandersetzung rund um die Insel Yongbyong ist der Korea-Konflikt neu entfacht. Nord- und Südkorea haben eine gemeinsame Vergangenheit, sind aber mittlerweile durch mehr als nur die Grenze getrennt. Hier prallen zwei Ideologien aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten – und ohne Nordkorea verteidigen zu wollen, sollte auch auf die Umstände, unter denen die hiesige Bevölkerung zu leiden hat, eingegangen werden, bevor man eine ganze Bevölkerungsgruppe vorverurteilt.

Foto: stephan

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.