Feeder: „Es fühlt sich heute noch sehr gut an, Teil dieser Band zu sein“

Zu sagen, die Karriere von Feeder wäre nicht turbulent verlaufen, wäre eine glatte Lüge. Gute Kritiken und Charterfolge auf der einen Seite, interne Tragödien auf der anderen. Gründungsmitglied Jon Lee beging vor einigen Jahren Selbstmord und dann ging auch der Bandbus einmal in Flammen auf. „Time can heal us again” heißt eine passende Zeile aus „Tender”.

Die Waliser um Sänger Grant Nicholas bewiesen Stehaufmännchen-Qualitäten und sorgten mit facettenreichen Alben der Sorte „Pushing The Sences“, „Comfort In Sound” oder „Silent Cry” für ein Lächen im Gesicht. Auf dem aktuell erscheinenden Album „Renegades” ist davon nicht mehr viel zu spüren. Das ist nicht negativ gemeint, nur die Pop-Momente wurden zugunsten eines gröberen Rocksounds dezimiert.

Eigentlich sollte subtext.at mit Grant Nicholas das Interview führen, doch steckt der schon mitten in den Aufnahmen der nächsten Platte. So übernahm kurzerhand Bassist Taka Hirose, der uns Rede und Antworten parat stand.

subtext.at: Wie geht das Leben mit euch Renegades, sprich „Abtrünnigen“, um?
Takashi „Taka“ Hirose: (lacht) Unser aktuelles Album „Renegades“ hat unsere volle Aufmerksamkeit verlangt und uns eine Zeit lang sehr beschäftigt. Wir haben soeben Shows und Festivalauftritte in England, Japan, Südafrika, Australien und in Europa absolviert. Die Platte, die in England schon letztes Jahr herausgekommen ist, erscheint jetzt auch bei euch.

subtext.at: Feeder feiern heuer ihr 20-jähriges Bandjubiläum. Wie fühlt es sich an?
Taka: Auf mich persönlich trifft das nicht zu, weil ich nicht seit zwanzig Jahren in England lebe. Für Grant und Jon mag das zutreffen, sie haben die Band damals vor rund zwanzig Jahren gegründet. Eine halbe Ewigkeit! (überlegt) Es gab einige Höhepunkte wie auch Tiefpunkte in der Karriere von Feeder. Es fühlt es sich heute noch sehr gut an, Teil dieser Band zu sein.

subtext.at: An was erinnerst du dich, wenn du an die Anfänge zurückdenkst?
Taka: Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als wir unseren ersten Plattenvertrag unterschrieben haben. Oder an unseren ersten Auftritt beim Reading Festival, auf der Mainstage. Oder als wir unser erstes Video im Fernsehen gesehen haben. Das sind wahrlich gute Erinnerungen. Danke, dass du mir diese Erinnerungen zurückbringst (lächelt).

subtext.at: Welche Musik mochtet ihr, als ihr aufgewachsen seid und die Band später gegründet habt?
Taka: Viel Rock- und Popmusik aus den 70ern und 80ern. Viele gute Bands – aber auch viel Mist, haha (lacht)!

subtext.at: Wie hat sich die Band zwischen den Aufnahmen und Tourneen aus deiner Sicht entwickelt?
Taka: Bei uns findet die Entwicklung ganz natürlich statt, es passiert und kontinuierlich. Es wird nicht viel Zeit vergehen, bis erneut neues Material von uns erscheint, weil wir nach der „Renegades“-Tour erneut im Studio sein werden.

subtext.at: Wie würdet ihr die Inspiration beschreiben, die in das „Renegades“-Album gemündet hat? Welchen Zugang habt ihr angestrebt?
Taka: Mit unserem letzten Studiowerk „Silent Cry“ haben wir große, weite Soundlandschaften und einen großen Produktionsprozess angestrebt. Das hat uns gefallen und es hat gut funktioniert. Grant hat sich aber trotzdem darüber Gedanken gemacht, ob wir noch einmal zu dritt dieses Gefühl aus unseren Anfangstagen erwecken können. Nur wir drei, ohne den ganzen Produktionsbombast. Diese Gedankengänge waren bestimmt irgendwo verankert, als wir „Renegades“ aufgenommen haben.

subtext.at: „Renegades“ ist puristischer, direkter und rockiger ausgefallen. Zielt es auf einen bestimmten wütenden Aspekt von euch ab?
Taka: Für mich kann ich sagen: Nein. Ob es bei Grant so ist, musst du ihn nächstes Mal am besten selber fragen.

subtext.at: Es war zu lesen, dass ihr bereits eifrig neues Material gesammelt habt. Es soll eklektisch aber auch kommerziell sein. Wie passt das zusammen?
Taka: Momentan wissen wir das auch nicht so genau. Wir haben eine Menge Material für ein weiteres Album und wir werden sehen, in welche Richtung sich die Platte genau entwickeln wird.

subtext.at: Einige meiner Lieblingssongs wie „Fires“, „Itsumo“, „8.18“ oder „Bitter Glass“ fehlen in der aktuellen Setlist. Ist es schwierig für euch, die passenden Songs herauszusuchen?
Taka: Wir versuchen stets, eine gute Mischung zusammenzustellen, aktuelles Material wie ältere Songs. Da bleibt natürlich etwas auf der Strecke. Wir werden unser Bestes geben, diese Songs bald für dich zu spielen!

subtext.at: Passen manche Songs besser am Anfang eines Sets, manche hingegen eher am Ende?
Taka: Ja, das trifft zu. Manches funktioniert am Anfang der Show einfach besser. Auch wir machen uns da Gedanken. Andere Songs fügen sich besser am Ende ein.

subtext.at: Ihr reist viel umher und vielleicht finden ja bestimmte Orte oder Landschaften den Weg in eure Musik.
Taka: Da kann Grant sicherlich eine bessere Antwort darauf geben. Manchmal bekommen wir von einer Stadt oder einem Gebiet wenig zu sehen, obwohl es so viele schöne Orte gibt. Vor allem in Europa.

subtext.at. Die Musikszene hat sich verändert und verändert sich auch weiterhin. Habt ihr ein Modell für die Zukunft parat?
Taka: Eine sehr schwierige Frage. Keiner im Business weiß genau, was als Nächstes passieren wird. Weißt du’s?

subtext.at: Ihr habt momentan einen neuen Drummer, davor war Mark Richardson mit an Bord, der jetzt wieder zu Skunk Anansie zurückgekehrt ist. Habt ihr deren neue Platte „Wonderlustre“ schon gehört?
Taka: Leider ist es schon eine Weile her, seitdem ich etwas von Mark gehört habe. Er ist ziemlich beschäftigt, so wie wir auch. Ich habe aber gehört, dass es für Skunk Anansie in Europa sehr gut laufen soll. Danke für die Fragen & love from Taka. Hey!

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PIAS (Big Teeth Music)

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