Neon Trees + The Naked And Famous: Jung und frisch – aber auch saftig?

Manche meinen ja, man könne sich jede Platte schönhören. Dieser Meinung bin ich nicht. Das Debüt der Neon Trees will auch nach einigen Anläufen nicht so recht zünden. Und das, obwohl die Single „Animal“ seit geraumer Zeit erfolgreich in den Gehörgängen rotiert. Bei The Naked And Famous liegt der Fall anders, weil vielversprechender.

Nach dem Hype ist bekanntlich vor dem Hype: Während die Single „Animal“ gut gestartet ist und auch auf diversen TV-Kanälen Verwendung findet, wollen es die Neon Trees mit ihrem Album „Habits“ endlich wissen. Leider ist das Debüt ziemlich dröge ausgefallen. Was den Neon Trees fehlt, ist eine allgegenwärtige, eigene und nachvollziehbare musikalische Linie. Songs wie „Your Surrender“ oder „Helpless“ sind so hoffnungslos verkitscht, da kommt die Sympathie für Frontmann Tyler Glenn und seiner Band schnell abhanden. „In The Next Room“ ist da schon geschmackvoller: Wie der Song über Pianotupfer hüpft, um dann im Refrain aufzudrehen – herrlich, aber leider auch die Ausnahme. Einzig „Love And Affection“ kann dank tollem Bassspiel noch Pluspunkte herausholen. Der Rest? Belanglos. „Girls And Boys In School“ wäre gern Pink Floyds „Another Brick In The Wall“, dazu reicht es jedoch wirklich nicht.

Bei The Naked And Famous liegt der Fall schon anders. Das Klangbild auf dem Erstling „Passive Me, Aggressive You“ ist eigen, die Stimme auch. Prog-Pop in den höchsten Tönen, der sich in „Frayed“ oder „The Source“ sehr nah an Nine Inch Nails heranwagt. Der Hit „Young Blood“ ist vielleicht das neue Manifest einer Bewegung (die der Musiksender VIVA geschickt für sich zu nutzen weiß), nachdem MGMT dieses Zepter zuletzt weitergereicht haben. Ein prickelnder Song, der Fieber im Gehirn und Feuer in den Lenden auslöst.

Für The Naked And Famous ist das Leben ein Brausen. „Passive Me, Aggressive You“ gibt sich den verträumten Visionen der Adoleszenz hin. Das australische Kollektiv hat viel Spaß an wirren Einfällen. Und am Groove, der Songs wie „All Of This“ entschieden lenkt, währenddessen verspielte Fleckenteppiche aus Synthies den Weg pflastern. Ein Einfallsreichtum ist zu begutachten, der Songs wie „Punching In A Dream“ auszeichnet. Ansonsten trifft walzender Lärm auf zauberhafte Melodien, die Kollegen wie Empire Of The Sun in Grund und Boden walzen. Bei The Naked And Famous schimmert die Luft in solch schönen neonvioletten und türkisen Tönen – da will man mehr davon.

Facts:
Neon Trees – Habits
Gesamtspielzeit: ca. 38 Minuten
Universal Music

The Naked And Famous – Passive Me, Aggressive You
Gesamtspielzeit: ca. 49 Minuten
Universal Music

Links & Webtips:
fameisdead.com
facebook.com/neon.trees
thenakedandfamous.com
facebook.com/tnafofficial

Foto:
Universal Music

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