FLEET FOXES: Sanfte Seufzer aus einer anderen Welt

Eine Begegnung mit der Musik von Fleet Foxes kommt einer herzlichen Umarmung gleich. Die Band, die mit ihrem Debüt vor wenigen Jahren nostalgischen Kammerpop und Neofolk wieder ins Spiel brachte, veröffentlicht mit „Helplessness Blues“ nun den Nachfolger. Sehnsuchtsvolle Töne, die die Seele wärmen – wie sanfte Seufzer aus einer anderen Welt.

Eigentlich ist das ganz gar nicht die passende Jahreszeit für eine Fleet Foxes-Platte. In den Herbst oder in den kalten Winter, da passt sie hervorragend hin. Aber jetzt, in den Sommermonaten? Wie in diversen Interviews mit Songschreiber Robin Pecknold zu lesen war, ging die Entstehung des Albums alles andere als leicht über die Bühne. Die schwere Geburt hat die Band aber nicht davon abgehalten, erneut kunstvolle Vokalharmonien mit träumerischer Entrücktheit zu verbinden (siehe das tolle „The Plains / Bitter Dancer“). „Sim Sala Bim“, wer würde ein Stück noch so betiteln? Eben. Hier passt es.

Es riecht nach Kiefernnadeln, frischer Luft und Kräutern. Warum noch wandern gehen, wenn es diese Platte gibt? Harmonieversunken und traditionsbewusst – so kennt man sie, so liebt man sie. „Helplessness Blues“ ist ein Werk des Aufbäumens und des Wiederaufrichtens, dass jede Träne trocknen sollte. Die Fleet Foxes bilden zusammen ein paar Arme, die dich festhalten, nie fallen lassen würden (der ergreifende Titeltrack). Auf die Texte sollte man besser nicht Acht geben, weil sie einen direkt wieder zum Weinen bringen. So wahrhaftig, so traurig, so schön und wahr.

In Seattle fand Anfang der 90er der Grunge-Urknall statt. Viele Jahre danach produziert eine Band das genau Gegenteil dieser heftigen Bewegung – entrückten Folk. Diese Platte liefert einem genügend Gründe, schnell in die Apotheke zu laufen in sich ein homöopathisches Mittel verabreichen zu lassen.

Facts:
Fleet Foxes – Helplessness Blues
Gesamtspielzeit: ca. 49 Minuten
Bella Union (Universal Music)

Links & Webtips:
fleetfoxes.com
myspace.com/fleetfoxes
universal-music.de/fleet-foxes

Foto: Universal Music