COLDPLAY: Zurück zum Ursprung

Erst Klang-Puristen, dann Elektroniker, jetzt irgendwo dazwischen: Coldplays Fünfte findet zurück zum Song und vermählt romantische Dramen mit Pop, der mehr als einmal in Hall getränkt wurde. Chris Martin will abermals nicht den harten Kerl mit Ecken und Kanten spielen, sondern lieber mit Feinfühligkeiten überzeugen. Willkommen zum kunterbunten Klangspektakel!

Ein Betrieb braucht zuverlässige Lieferanten. Coldplay sind zuverlässig und bleiben sich treu. Auf „Mylo Xyloto“ wird konsequentes Feintuning betrieben. Eine Platte, die keineswegs verblüfft und von ihrem Vorgänger allenfalls im Detail zu unterscheiden ist. Nichtsdestotrotz hat sich einiges wieder zum Positiven entwickelt. Was auf „Viva La Vida“ misslang, gerät auf „Mylo Xyloto“ besser. Da sind einmal die Songs, die im Mittelpunkt stehen dürfen, anstatt vorwiegend den bombastischen Sound in den Vordergrund zu rücken. Dieser ist zwar noch immer groß und mächtig, aber es gibt auch Luft zum Atmen. „Mylo Xyloto“ kommt auch erstaunlich schnell auf den Punkt. Klare Melodieführung und Power-Refrains, die jeder mitsingen kann.

Nach einem kurzen Wellness-Intro geht es mit „Hurts Like Heaven“ gewohnt flott und poppig los. „Paradise“ hält sich wieder zurück, ist dabei aber sehr angenehm geraten. Zarte Streicheleinheit für Zwischendurch. „Every Teardrop Is A Waterfall“ stellt sich dann aufs Hochhaus und breitet die Arme zu U2-weiten Gesten aus, die Coldplay mittlerweile besser beherrschen als Bono und Co. selbst. „Princess Of China“, das Duett mit Rihanna, ist ein Griff ins Klo. Auch die paar Interludes sind nicht gerade spektakulär. Überzeugend ist schon eher das um einen wuchtigen Loop gebaute „Up In Flames“, „Charlie Brown“ oder „Us Against The World“, wo eine dicke Portion Melancholie in den Wohlfühlbecher gegossen wurde.

Wie oben bereits erwähnt, fühlt sich die Platte so an, als könnte man nach einer harten Zeit von Neuem gelöst durchatmen. Ein unbeschwertes Laufen, nachdem Ballast abgeworfen wurde. Das tut ihr gut. Coldplay haben sich mit ihrer Rolle in der Welt des Pop abgefunden. Dabei ist es schon merkwürdig, was aus der Musik geworden ist. Vom Debüt „Parachutes“ bis zum neuen Album – da wird man sich ein Fragezeichen über diese Entwicklungsgeschichte dieser Band kaum verkneifen können. Sie haben eine ziemliche Reise hingelegt. Ob man weitere zukünftige Tickets bucht? Die Zeit wird es zeigen.

Facts:
Coldplay – Mylo Xyloto
Gesamstspielzeit: ca. 44 Minuten
EMI (Parlophone)

Links & Webtips:
coldplay.com
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Fotos:
Sarah Lee/EMI

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