Postkarten der Erinnerung – Ein Reisebericht

Um dem Weihnachtswahnsinn zu entkommen, beschloss ich letztes Jahr, die besinnliche Zeit nicht in Österreich, sondern in Indien zu verbringen. Dass mich dort Weihnachten ebenfalls erwartete, konnte ich nicht ahnen. Rückblickend kann ich jedoch sagen, dass es das besinnlichste Weihnachtsfest meines bisher noch nicht allzulangen Lebens war. 

Indien, Synonym für die breite Farbpalette des Lebens, chaotischen Verkehr und heilige Kühe war mein Reiseziel letztes Jahr zu Weihnachten. Zwei Wochen lang würde ich Indiens Hauptstadt Delhi und weitere Städte im Umkreis näher kennen lernen, die Kultur erkunden können und somit dem heimatlichen Weihnachtsstress entfliehen.

Nach langer Reise übermüdet in Delhi angekommen nahm mich das bunte Treiben der indischen Hauptstadt sofort auf: Die Sonne wärmte meine Zehen, Einheimische eilten in buntem Chaos an mir vorbei und vor dem Flughafen begrüßte mich ein Hupkonzert.

Die Tage bis Weihnachten begleitete mich dieser lautstarke Verkehr durch jeden Winkel Delhis und auch vor dem Taj Mahal in Agra war er akustische Untermalung eines unvergesslichen Moments.

Ebenso unvergesslich war Weihnachten in Indien. Der für uns Österreicher normale Stress zu dieser Zeit des Jahres scheint in diesem Land in Zeitlupe an einem vorüberzuziehen. Man besorgt Weihnachtsschmuck in überladenen Geschäften und lässt sich von einem Christbaumverkäufer einen Plastikbaum mit den Worten „This is a very bushy tree, Madam“ verkaufen.

Stressfrei waren auch die Tage nach Weihnachten. Wir kehrten vielmehr in das gewöhnliche Chaos auf Indiens Straßen zurück und ließen uns von Delhis Rotem Fort nach Jaipur, Indiens roter Stadt, und abschließend nach Patan treiben, bevor wir unsere Heimreise antraten.

Wieder zurück in Österreich kamen mir unsere Straßen grau und leise, unsere vermeintlichen Probleme nichtig und die Menschen unfreundlich vor. Doch die Erinnerung schickt mir gelegentlich bunte Postkarten, welche in ferner Zukunft sicher von mir zurückverfolgt werden.

 

Fotos: Nina Zöpnek