Shantel: „Ich sage nicht: Das muss der Knaller werden!“

Im Dezember 2011 beehrte der Musiker, Musikproduzent und DJ Shantel den Linzer Posthof. Für subtext.at hat er sich Zeit genommen und Fragen über seine Musik, Veränderungen und das Visuelle beantwortet.

subtext.at: Kannst du dich als Shantel mit drei Worten beschreiben?
Shantel:
Anarchie, Romantik und dauermüde.

subtext.at: Du hast Mediendesign studiert?
Shantel: Grafikdesign, nein Kommunikationsdesign hieß es eigentlich.

subtext.at: Warum bist du danach zur Musik übergegangen? Hat es dafür einen ausschlaggebenden Grund gegeben?
Shantel: Musik habe ich schon immer gemacht, auch als Kind. Ich habe maturiert und dann studiert. Und eigentlich war es so, dass ich nicht während des Studiums jobben wollte. Da ich aber nicht wusste, wie ich das Studium sonst finanzieren sollte, habe ich dann angefangen Musik zu machen. Es hat von Anfang an ganz gut geklappt und ich habe weitergemacht. Mein Masterplan war nicht Musik zu machen, sondern etwas mit bildender Kunst zu machen. Doch irgendwie hat sich dann alles verselbstständigt.

subtext.at: Beeinflusst das Visuelle deine Musik?
Shantel: Ich mache generell einen visuellen Eindruck, finde ich. Die Präsentation, das Erscheinungsbild, auch die Videos, alles was man damit darstellen kann, transportiert auch ein Stück die Emotion. Für mich ist es nicht nur pures Grafikdesign, sondern es ist eine interessante Methode, um Emotionen zu vermitteln. Die letzten Jahre, die ich mich mit dem Projekt Shantel beschäftigt habe, sind ganz stark von diesen visuellen Einflüssen geprägt.

subtext.at: Kannst du uns schon vorab etwas zu deinem neuen Album verraten?
Shantel: Was hätten Sie denn gerne? (kurze Pause)
Es ist immer schwierig im Voraus zu sagen, wie etwas wird. Man nimmt sich natürlich viel vor, möchte auch Sachen anders machen oder was Neues auszuprobieren. Ich würde gerne Musik machen, ganz losgelöst von diesen Schubladen, Genres, … Ich kann mir auch vorstellen, dass es ganz anders wird. Wir werden sehen.

subtext.at: Definierst du auf jedem Album einen Song, der dann der Erfolgshit/der Ohrwurm schlechthin wird?
Shantel: Nein, ich sage nicht, das muss der Knaller werden. Es gibt Stücke, da experimentiert man. Man merkt, dieses Lied hat Potenzial, weil es nach vorne geht. Aber es gibt auch traurige Songs. Man muss sich entscheiden in welche Richtung man gehen will, man kann das aber nicht auf Knopfdruck machen.

subtext.at: Hast du über die Jahre eine persönliche Veränderung bemerkt?
Shantel: Die letzten Jahre waren ziemlich verrückt und ich war ständig auf Tour – ich habe über 200 Shows veranstaltet. Ich konnte mir vorher nicht so wirklich vorstellen, wie es eigentlich ist, so viele Konzerte zu geben. Diese Evolution so eine Erfahrung zu machen, ist schon sehr intensiv. Ich wusste nicht, ob es funktioniert, denn es ist von Anfang an ein Experiment. Doch die Erfahrung, dass genau so etwas funktionieren kann, ist unglaublich aufregend. Natürlich war es auch eine Menge Arbeit, denn ich hab die verschiedensten Sachen gemacht – von den kleinen Konzerten bis hin zu den wirklich großen Festivals, doch ich bin mir für nichts zu Schade und es hat sich ausgezahlt. Und über die Jahre hinweg ist es stets gewachsen. Wir leben in einer Zeit, wo der sogenannte Erfolg immer sofort kommen muss, doch für mich ist Erfolg nicht ein dickes Bankkonto zu haben, sondern im Endeffekt Geduld zu besitzen.

subtext.at: Freust du dich schon darauf, nachdem du so lange auf Tour bist, ein paar Tage pausieren zu können?
Shantel: Ja, ich freue mich, denn wenn man auf Tour geht, ist man ständig unter Leuten und in freien Tagen, kann ich mich zurückziehen und genießen, nicht präsent sein zu müssen.

subtext.at: Hattest du auf deiner Tour bist jetzt ein persönliches Lieblingskonzert?
Shantel: Puh, das ist sehr schwierig. Es ist auch schwierig zu sagen, welches Publikum das beste ist. Es ist immer aufregend im Ausland zu spielen, doch es gibt Unterschiede: Mir hat die Show in Helsinki, und auch Istanbul, London, Athen sehr gefallen. Ich habe eine irre Party in Timmelkam erlebt. Ich würde sagen, es gibt kein Highlight, es gibt besondere Umstände, aber ich könnte nie eine Destination als Favoriten definieren. Ich habe zum Beispiel auch schon am Matterhorn gespielt, wo ich die Höhe schon gespürt habe.

Fotos: Julia Dresch