BAND OF SKULLS: Süßsaure Abreibung

Die Welt ist voller Verlockungen. An jeder Ecke lauert die nächste Falle, der schnelle Kick, das viele Geld, der nächste Reiz. Alles und jeder will uns großspurig in den Bahn ziehen, in Versuchung führen. Emma Richardson, Russell Marsden und Matt Hayward ließen sich von dem Angebot ködern, einen Song für den Soundtrack zu „New Moon“, dem zweiten Teil der populären Vampir-Saga „Twilight“, beizusteuern. Geschadet hat es ihnen nicht.

„Friends“ war und ist ein Highlight. Mit einem Schlag konnte die Band Of Skulls 2009 eine größere Aufmerksamkeit auf sich lenken. Drei Jahre später ist dieses Trio aus Southampton eigenartig und speziell geblieben. Auf dem jüngst erschienenen Zweitling „Sweet Sour“ kommt nie viel Licht ins Dunkel. Musikalisch gibt es gelungene Spannungsbögen und süßsaure Abreibungen (inklusive Frauenstimme). Hinter dem surrealen Cover verbergen sich zehn aufrüttelnde Ereignisse. Die Band Of Skulls sorgt kurzum für „a little trouble in your neighbourhood“.

Der Teufel regiert die Welt, kümmert sich aber offenbar lieber um eigene Belange. „The Devil Takes Care Of His Own“ heißt die Binsenweisheit. Die Band Of Skulls vertont das mit ihrer eigenen Art der Sorglosigkeit. Der Titeltrack darf frische Garagenrock-Luft produzieren. Jack White würde sich bestimmt nicht dagegen wehren und sie ohne Proteste inhalieren. Russell Marsden rattert zig Mal die Worte „Sweet sour“ rauf und runter, ohne das es langweilig wird. Das musikalische Gefüge dreht und wandelt sich andauernd.

Was ist das leitende Element? Die Melodie, der Druck, der Gesang, die Instrumentierung?
Die Art und Weise, wie hier Verschiedenes kollidiert, bildet den Reiz dieser Band aus. Es brummt, surrt, schabt, knirscht und rumort. Metallenes Scheppern, psychedelisches Dröhnen, zerknirschte Gitarren wie in „Wanderluster“, aber auch gemäßigter Softpop findet statt. In „Lay My Head Down“ wird es dermaßen versöhnlich, dass man kurz dazu verleitet wird, ein Nickerchen abzuhalten. Bis es erneut brummt und surrt und düster knirscht und die Schatten größer werden. Man sollte sich nie zu sicher fühlen.

Was bedeutet es, am Leben zu sein? „Another reason that you wanna be alive, just to watch the bruises heal“ – „Bruises“ klingt nach leeren Bierflaschen, Saufgelagen mit Kumpels und Kneipenbesuchen. Und dann platzt der Refrain plötzlich mitten ins Stadion.

Schräger Gitarrenpop ist innerhalb der momentanen Popkultur, abgesehen von den Black Keys, ein knappes Gut. „Sweet Sour“ setzt genau da an und klingt nie so, als wäre es absichtlich zu etwas Großem und Künstlichem aufgeblasen worden. Zugegebenermaßen muss man sich etwas in die Songs verbeißen. Ein hinterlistiges Werk.

Facts:
Band Of Skulls – Sweet Sour
Gesamtspielzeit: ca. 39 Minuten
Electric Blues (PIAS)

Für Fans von:
Black Rebel Motorcycle Club, Silversun Pickups, The White Stripes, The Dead Weather, The Kills, Pink Floyd, Menomena

Links & Webtips:
bandofskulls.com
facebook.com/bandofskulls
twitter.com/bandofskulls

Foto: PIAS

Instigator. Mind reader. Fortuneteller. Everday hero. Charmer. Writer. Editor. Music lover. Film enthusiast. Aesthete.