Roger – „4S Punks“

Blumentopf, das ist die Konstante unter den deutschen Hip-Hop-Formationen. Aktuell sind die Jungs aus Freising auf ihrer 20-Jahre-Jubiläumstour. Passend dazu veröffentlicht das Blumentopf-Mitglied Roger sein Soloalbum „4s Punks“. Ein gelungenes side project, so viel darf schon mal verraten werden. 

Der erste Song, der Titeltrack „4S Punks“, ist eine Hommage an die Millionen IPhone-Nutzer, die das Telefon und den damit verbundenen Lifestyle als ihr persönliches Nonplusultra sehen. Der gesellschaftskritische Part der Platte wird somit schon im ersten Track deutlich. Egal, wie man zur Apple vs. Android-Debatte stehen mag – der Konsumwahn an sich darf schon mal kritisiert werden.

Etwas chilliger gehts danach weiter. „Gehts dir gut“ beschäftigt sich mit dem Thema, das mich bislang durch 99% aller Alben, die ich reviewt habe, begleitet hat. Die Liebe. Der Song ist allerdings gelungen – textlich stark erinnernd an Fiva, die den Song wohl genauso interpretieren hätte können. „Gespenster“ gehts ein wenig ruhiger an, und der Beat könnte genauso als Soundtrack für einen neuen Halloween-Film dienen. Selbstzweifel und gesellschaftliche Auswüchse sind hier das Thema, das ebenfalls gelungen präsentiert wird.  „Gib mir 5“ rückt das Soloalbum noch mehr in die soulige Richtung – und gibt die Hoffnung, dass sowieso irgendwann mal alles besser wird. „Irgendwann“ bringt auch das einzige Feature am Album mit. Gemeinsam mit Wasi (Massive Töne) wird hier das „Carpe Diem“-Motto einmal mehr beschworden. Weitere Anspieltipps am Album sind „Serienkiller“ – eine Ode an den Hip-Hop, ebenfalls mit stark souligem Einschlag, sowie „Vielleicht“, das dazu anregt, wieder mal selbst über sein Leben nachzudenken. Das Album zeichnet aber vor allem eins aus – es gibt keine Hänger. Man hat nicht das Gefühl, dass man einen Track überspringen will – was selten geworden ist. Eine besondere Erwähnung hat der letzte Titel „Warum“ verdient – handelt er doch von den Zweifeln, die man bekommt, wenn man es sich im Leben zu einfach macht und hinterlässt den Hörer nachdenklich.

„4S Punks“ ist ein Album, wo man die immer geforderte „Authenzität“ finden kann. Roger hat hier das Ding gemacht, das er gewollt hat. Und das hört man. Die Platte klingt wie aus einem Guss – und lässt an Zeiten erinnern, wo Freundeskreis & Co. die Bühnen im deutschsprachigen Raum rockten. Bitte mehr davon!

Die Bewertung der subtext.at-Redaktion:

5/5 Punkte

 

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Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.