Inserata non grata

Stumpfe Eigen-PR oder doch Information in (Inse)Raten? Warum Millionen Euro jährlich viel besser angelegt werden könnten, und es trotzdem nicht getan werden.

Rund 100 Millionen Euro gaben öffentliche Institutionen wie Ministerien, (Arbeiter-, Wirtschafts-, etc.)Kammern sowie der Pressedienst der Stadt Wien 2010 für Werbung in Form von Inseraten aus, berichtet derStandard.at. Einhundert Millionen Euro – eine eigentlich unvorstellbare Menge an Geld, die irgendwo anders doch sicher wieder fehlt. Aber gehen wir mal davon aus, dass es sinnvoll eingesetzt wird. Oder spricht irgendetwas dagegen? Politiker machen das doch in erster Linie deswegen, um die Bevölkerung über neue Reformen und Entwicklungen in Österreich zu informieren, nicht wahr?

Leider nicht. Wäre es so, hätte man nun nicht verbieten müssen, dass MinisterInnen nicht mehr von diesen Inseraten lächeln dürfen. Das war nämlich bis vor Kurzem gang und gäbe – und hat mich immer mal wieder so richtig verstört. Doch warum macht man das? Weil man gerne aus einer Zeitung grinsen möchte? Weil man so viel zu selten etwas über sich liest? Und warum werden die meisten Inserate vor allem in den drei Boulevardmedien Krone, Österreich und Heute geschalten? Auf diePresse.com wird über eine Studie berichtet, die besagt, dass Inserate die Berichterstattung über den/die PolitikerIn beeinflussen. Positiv, natürlich. Man kauf sich also das Wohlwollen der Massenmedien, kann sich sicher fühlen vor den gierigen Blicken von Christoph Dichand (Krone), Wolfgang Fellner (Österreich) und Eva Dichand (Heute) und so wahrscheinlich viel besser und glücklicher der Politikarbeit nachgehen.

Wenn man bedenkt, dass – wie Zeit.de berichtet – die „Zeitung“ ÖSTERREICH ohne den Zuwendungen der Regierungsparteien und aller umliegenden Organisationen wahrscheinlich schon wieder in der Versenkung verschwunden wäre und uns hier nicht täglich neu aufzeigt, wie man den furchtbaren Journalismus der britischen und amerikanischen Boulevardblätter noch furchtbarer in eine österreichische Form presst. Diese Zeitung ist wahrlich ein Trauerspiel.

Man kann/darf/soll Inserate nicht grundsätzlich verbieten. Nur sollte es nicht zu einer reinen Eigen-PR des Politikers verkommen. Nur sollte es nicht als inoffizielle Presseförderung herhalten. Nur sollte man den „Nachrichtenwert“ der Inserate überprüfen, irgendetwas schaffen, um den Informationswert quantitativ nachvollziehbar zu machen. So wie es jetzt ist, kotzt es in erster Linie an und führt dazu, noch verdrossener über die Politik zu sein, als man eh schon ist. Und das sollten die Inserate ja wohl wirklich nicht erreichen.

Kurz zur Erklärung: In “subliminal” mache ich mir jeden zweiten Mittwoch Gedanken zur Werbung. Möchte grandiose und negative Beispiele aufzeigen, Mythen aufdecken und Botschaften entschlüsseln.

Bildquellen:

Titelbild (ÖSTERREICH): AttributionNoncommercialNo Derivative Works Some rights reserved by weisserstier
Artikelbild (Krone): AttributionNoncommercialNo Derivative Works Some rights reserved by Woodiex

29 Jahre alt - Literarischer Blogger (Neon|Wilderness), Autor ("Volle Distanz. Näher zu dir"), Medienblogger (dominikleitner.com), Printschreiber (MFG Magazin), freier Journalist (u.a. BZ), CD-Kritiker (subtext.at) und Detektiv (365guteDinge)