Karl Heinz Grasser Karikatur
Grafik: Gerhard Haderer

Karikatur- die visuelle Form der Satire

Vielleicht habt ihr die ironischen Zeichnungen in den Oberösterreichischen Nachrichten und auf deren Plakaten bereits bemerkt. Vielleicht ist euch schon aufgefallen, dass man auf Märkten neben Porträts genauso Karikaturen von sich anfertigen lassen kann. Oder vielleicht habt ihr gar etwas von Haderer und dem Karikaturmuseum Krems gehört?

Der Begriff „Karikatur“ leitet sich vom Lateinischen „carrus“ = der Karren, die Überladung beziehungsweise vom Italienischen „caricare“ = überladen, übertreiben ab. Laut Andreas Dunker sei die Karikatur ein „visuell verdichteter Kommentar mit satirischen Zügen“. Sie ist eine Technik der Kunst, die vielfach in der Bildenden Kunst, aber auch in der Literatur oder Musik angewendet wird.

Im Vordergrund steht dabei die Kritik an Werten sowie politischen und sozialen Verhältnissen. Dargestellt wird vor allem verzerrt, überspitzt und pointiert.

Erste Karikaturen entstanden bereits in der Antike, gesellschaftskritisch wurden sie vor allem im 18. Jahrhundert in Großbritannien und schließlich auch in Frankreich gegen die Französische Revolution.

Während humoristische Darstellungen eher eine „harmlose“ Witzzeichnung mit Ironie sind, verurteilen satirische Darstellungen und machen Ereignisse oder Personen lächerlich. Viele Karikaturen wirken oft verfremdend, wollen nicht bloßes Lachen erzeugen, sondern zum Nachdenken anregen, gar erschrecken und schockieren. Sie setzen eine Vertrautheit mit der behandelten Thematik voraus, weshalb oft literarische Figuren, PolitikerInnen, gesamtgesellschaftliche oder gesamtpolitische Ereignisse karikiert werden.

Es scheint daher nun wenig überraschend, dass Karikaturen mehrmals der Zensur zum Opfer gefallen sind. Einige versuchten, diese mit Tierfabeln und zweideutigen Witzen zu umgehen. Andere arbeiteten verdeckt oder im Exil. Eine 1934 in Prag gezeigte Ausstellung fand großen Anklang, wurde aber unterbunden wegen des Paragraphen „Erregung öffentlichen Ärgernisses“. Auf die präsentierten KünstlerInnen wurde ein Berufsverbot erhängt. Ein bekanntes Werk gegen den Nationalsozialismus ist die Karikaturenfolge „Die Geschichte eines Fritzen“ 1943, welche im Wesentlichen als Psychopathologie des deutschen Faschismus bezeichnet werden kann. Viele HerausgeberInnen karikaturistischer Magazine oder KarikaturistInnen selbst wurden im Nationalsozialismus jedoch aufgespürt und ermordet.

Die Kunst nahm die Arbeiten lange Zeit nicht ernst, kritisierte aufgrund formaler Kriterien. Mittlerweile werden Wort und Bild häufig miteinander verknüpft, es gibt eigene Auszeichnungen und namhafte Karikaturisten wie Gerhard Haderer oder Ironimus, um Beispiele anzuführen. Abgesehen davon werden auch Wilhelm Busch und Alfred Kubin unter anderem als Karikaturisten eingeordnet.

Von rechtlicher Seite her kann es zu einer Kollision zwischen Persönlichkeitsrecht und Freiheit der Kunst kommen. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist der Roman „Weiße Nacht“ von David Schalko, in der die Hauptfigur laut dessen eigener Aussage auf Stefan Petzner beruht. Petzner scheiterte mit seinen Klagen in erster und zweiter Instanz.

Zur Einführung in das Thema Karikatur eignet sich das Buch „Geschichte der europäischen Karikatur“ von Georg Piltz, welches immer auf die dazugehörigen Hintergründe eingeht und zahlreiche Abbildungen enthält.

Des Weiteren gibt es seit 2001 in Krems ein eigenes Museum für Karikaturen. Auf dessen Homepage  http://www.karikaturmuseum.at/de finden sich neben dem Veranstaltungsprogramm auch verschiedene Ansätze zur Definition von Karikatur und deren Geschichte.

Katharina ist Sozialwissenschaftlerin und Redakteurin. Sie beschäftigt sich vor allem mit gesellschaftlichen (z.B. frauenpolitischen) und kulturellen (z.B. Film, Theater, Literatur) Themen. Zum Ausgleich schreibt sie in ihrer Freizeit gerne literarische Texte: https://wortfetzereien.wordpress.com/