„Chucks“: Scherbenkunst aus Wien

Bruchstücke aus Erinnerungen setzen sich langsam zu einem Roman zusammen und sind gleichzeitig dessen Thema. Der Roman heißt Chucks, die Autorin Cornelia Travnicek und die Hauptfigur Mae. Der Roman begeistert, die Autorin gewinnt Preise und die Hauptfigur verliert ihre liebsten Mitmenschen.

Mae hat nicht das, was man sich unter einem normalen Leben vorstellt. Davon hält sie auch nichts. “Wie kann man nur so zufrieden sein wie du!”, wirft sie ihrem Jakob eines Tages vor, der auf Pläne und Regelmäßigkeit schwört. Mae trifft sich als Teenager mit Punks und fühlt sich wohl unter ihnen. Dort wird das Leben spannend, findet sie. Dort, und später mit Paul.

Jakob, der Architekt, Tamara, die auf der Straße lebt, Paul, der HIV-positiv ist und manchmal Maes Familie treten in verschiedenen Episoden auf. Episoden, die oft anachronistisch aneinandergereiht sind und sich nur mit Mühe an einen roten Faden hängen lassen. Vielmehr ist es ein Treibenlassen in Erinnerungen und durch das Leben, das aber immer weiterläuft und immer nur vorwärts.

So beginnt auch Mae, die sonst alles so locker nimmt, an einigen Dingen festzuhalten. Von ihrem Bruder bleiben ihr schließlich nur die Erinnerungen und ein paar rote Chucks, die sie seitdem trägt. Und nun will ihr das Leben auch noch ihren geliebten Paul nehmen? Sie wird ihn nicht vergessen, dafür wird sie sorgen.

Cornelia Travniceks Debütroman überzeugt vor allem durch den virtuosen Einsatz von Sprache. Sätze, die in ihrer Schönheit und Vollkommenheit mit den Inhalten kontrahieren, sind keine Seltenheit. Gleichzeitig nehmen sie mit auf eine Reise durch das Leben einer jungen Erwachsenen und auch durch Wien. Dass die Reise kreuz und quer verläuft und kaum zu einem Ziel führt, stört da nur minimal.

Info:
„Chucks“ von Cornelia Travnicek
Paperback, 192 Seiten
ISBN: 978-3-421-04526-3
erschienen bei DVA