Kinderfilmfestival 2012: „Jonathana und die Hexe“

Die 7-jährige Jonathana hat es nicht leicht in ihrem Leben. Seit die Mutter verstorben ist und ihr liebevoller Vater ein Workaholic wurde, ist sie ganz auf sich alleine gestellt. Gott sei Dank naht Weihnachten bald und sie hat auch schon eine Idee. Auf Jonathanas Wunschzettel fürs Christkind steht dieses Jahr nicht nur ein neuer Springgummi o, sondern auch eine neue Mutti.

Voller Hoffnung legt sie den Brief in ihr Fenster. Am Tag des Heiligen Abends geht sie voller Erwartungen in das geschmückte Zimmer und sucht verzweifelt die sehnlichst gewünschten Dinge. Doch leider findet sie nur den neuen Springgummi, ein Fahrrad und eine sprechende Puppe vor. Enttäuscht bedankt sie sich bei ihrem Vater. 
In den Weihnachtsferien versucht sie sich die Zeit mit Schneemannbauen und anderen Sachen, die sie mit ihren Schulkollegen unternehmen kann, zu vertreiben.
Eines Tages veranstalten die Kinder eine Mutprobe, wer sich getraut ins Haus der alten Hexe zu gehen. Tim probiert es, schafft es allerdings nur bis zum Zaun. Als die anderen Kinder nach Hause gehen, versucht Jonathana ihr Bestes und entdeckt durch eine Lucke die alte Hexe und ihre vielen Katzen im Garten. Schnell läuft sie nach Hause. Leider ist auch an diesem Abend ihr Vater viel zu beschäftigt, um ihren Erlebnissen ein Ohr zu schenken. Dafür hat sie ihren lieben Teddybären, den sie beim Einschlafen hilft, indem sie ihm Gute-Nacht-Geschichten erzählt, dass sie von ihrem Vater vermisst.

Am nächsten Tag findet sie eine kleine Katze vor ihrer Haustüre, die sie behalten will. Doch der neue „Besuch“ Fräulein Koch, wie sie ihn nennt, hält nichts davon. Ihr Vater stimmt der Meinung seiner neuen Freundin zu und Jonathana muss daraufhin die kleine Katze zurückbringen und zwar zum Haus der alten Hexe. Mit mulmigem Gefühl betritt sie den Garten und das schaurige Haus. Ungewöhnliche und furchteinflößende Gegenstände wie die Kuckuksuhr oder die Experimentiergläser lassen Schlimmes erahnen. Zaghaft übergibt sie die kleine Katze der Besitzerin, die „alte Hexe“.

Als Jonathana die Hexe fragt, ob sie eine gute oder böse Hexe sei, bekommt sie folgendes zur Antwort: „ Ich bin dicker als dein Daumen, aber dünner als ein Nilpferd. Ich bin älter als du, aber jünger als eine Burg. …Ich bin ich.“ 
Ab diesem Zeitpunkt kommt Jonathana die alte, weise Katzenfrau täglich besuchen und lernt allerlei über sich selbst und das Leben. Sie lernt Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, indem sie z.B. für die Katzen Futter zubereitet und für sich selbst ein Pausenbrot schmiert. 
Durch die Unterstützung der alten Frau wird Jonathana selbstständiger und entdeckt ihre Selbstwirksamkeit. Da ihr Vater ohnehin nur Zeit für seine Arbeit oder für Fräulein Koch hat, beschließt Jonathana sich von der alten Frau eine neue Mutti zu wünschen. 
Diese erklärt ihr, die neue Mutti käme dann zu ihr, wenn die Äpfel am Apfelbaum reif sind.
Nachdem sie ein Foto der neuen Mutti gesehen hat, bildet sich das Mädchen in manchen Alltagssituationen ihre Mutti zu sehen.

Doch jedes Mal wenn sie sie verfolgt, ist sie schlussendlich verschwunden. 
Die Zeit geht ins Land und mittlerweile kommt Jonathana halbwegs gut mit Fräulein Koch aus, obwohl sie bei jeder Kleinigkeit von ihr getadelt wird und keinen Spaß versteht. 
Dies bemerkt auch ihr Vater. Nach einer Suchaktion nach der verschwunden geglaubten Jonathana, platzt Fräulein Koch der Kragen und sie beschließt die beiden zu verlassen. Der Vater hat dafür teilweise Verständnis, möchte aber von Jonathana wissen, wo sie sich herumgetrieben habe. 
Daraufhin führt Jonathana ihren Vater zum Garten der alten, weisen Frau. 
Auch ist es Herbst geworden und die Äpfel am Apfelbaum sind herangereift. 
Als sie den Garten betreten, erblickt Jonathana ihre „neue Mutti“, die Frau auf dem Foto.
Augenblicklich verlieben sich der Vater und die Mutti in einander. Die alte Frau steht lächelnd im Türrahmen und die „neue Familie“ geht glücklich nach Hause.

Im Film werden nicht nur materielle (Springgummi) und immaterielle (Sehnsucht/Wunsch einer neuen Mutti) Wünsche aufgegriffen, sonder auch die Wichtigkeit der Bezugspersonen für ein Kind. Sei es nahestehende Familienmitglieder oder außenstehende Menschen tragen einen wertvollen Beitrag für die Lebensumwelt der Kinder bei. Auch Nähe und Distanz, und die Frage des „Erklären des Lebens“ („Warum sehen Erwachsenen immer alles anders?“) , werden ebenfalls aufgegriffen. Schade, dass dieser Film, einer der letzten in Österreich produzierten Kinderfilme ist, obwohl er 1986 gedreht wurde! Der Regisseur Bernd Neuburger schafft es die „heutigen“ Kinder in eine damalige, aber noch immer lebens-aktuelle Welt zu entführen, die sehr realistisch dargestellt ist. Mir und den meisten Kindern hat der Film sehr gut gefallen und lässt auch den Zuschauer an sich zum Nachdenken anregen.

Prädikat: Sehr empfehlenswert!

Ich, ein Mädel aus Linzer Umgebung schreibe liebend gerne Konzert-Reviews, Filmkritiken und so manch anderes über Kultur, Leute und dem ganzen Drumherum. Wortspielereien mit Gefühlen, die echten Tatsachen und Stimmungen sind mein Metier, in dem ich mich am Wohlsten fühle. Kultur wie sie leibt & lebt im Linzer Raum und sonstwo, am Puls der Zeit, niemals vergessen, sondern dokumentiert, hier auf subtext.at Das ist meine Welt, ahoi!