Ben Martin: The Endless Stream of Everything

Die einen mögen ihn als Gitarristen von „I Am Cereals“ kennen, die anderen vielleicht sogar von „The Black Riders“. Der St. Pöltner Musiker beweist auf seiner mittlerweile sechsten Soloplatte vor allem eines: Vielseitigkeit.

Zuallererst fällt bei der Platte aber etwas auf, was an sich noch gar nichts mit der Musik zu tun hat. Das Cover des als Digipak veröffentlichten Albums entpuppt sich als aufwändiges Gesamtkunstwerk, das sich angenehm von anderen monochrom-minimalistischen Covern abhebt und schon beim Hinsehen Lust auf mehr macht.

Erster Track auf dem zwölf Songs umfassenden Werkes ist „Aeroplane Cemetery“. Eher ruhig beginnt die Platte mit diesem Song über innere Werte – und klingt dennoch nicht zu minimalistisch. Danach folgt mit „Snow“ gehts danach – wie der dazugehörige Pressetext sagt – euphorischer an. Wobei „Euphorie“ an dieser Stelle eher bescheiden aufzufassen ist. „Optimistisch“ würde es hier besser treffen – abgesehen von dieser Begriffsherumreiterei ist der Song aber durchaus ohrwurmverdächtig. Und der Message „Our world is bright and shiny without a single dime“ darf ohne weiteres zugestimmt werden. „Cracks“ schlägt dann eher eine funkige Richtung ein. Ungewohnt, vielleicht nicht unbedingt zu den Vorgängersongs passend, für sich alleine gesehen aber eine willkommene Abwechslung. Der bereits erwähnte Optimismus wird auch in diesem Song fortgesetzt. Und Ben Martins Stimme passt – überraschend – gut zu den funky-souligen Elementen.

„Ten Times Are A Bad One (Five Times Are Good)“ hat einen sperrig klingenden Namen. Darin wird auf ironische Art und Weise der tägliche Kampf mit der Kreativität thematisiert. Angenehm, zum Schmunzeln anregend. „Melody“ ist da schon ganz was anderes. Hier wird wieder ruhig an das Metier herangegangen. Und ist mein subjektives Highlight der Platte. Die Message, dass es irgendwann aus einem melancholischen Teufelskreis auch wieder aufwärts gehen muss, darf getrost als DIE nachhaltigste Message der Platte gesehen werden. Dass der Song daneben noch angenehm dahergroovt, ist hier nur noch Draufgabe.

„Shattering Sound“ markiert die Halbzeit.  Mithalten mit den ersten Tracks kann die Nummer nicht ganz. Stimmlich wirkt sie nicht ganz so passend wie die ersten fünf Nummern. Ein kleiner Ausrutscher sei aber an dieser Stelle verziehen. Vor allem, weil es mit „Far More Easy“ danach gleich wieder Besserung gibt. Wieder ein bisschen in Richtung Funk und Soul abdriftend passt hier auch die Stimme Martins besser dazu als zum verunglückten Vorgänger.  „Overwhelmed“ und „Ready To Walk“ halten das hohe Niveau danach weiterhin aufrecht. „Heart and a Handshake“ sowie „Hugging and Kissing (The World)“ beschließen ein Album, das mit „Recall“ beendet wird und hoffentlich bald einen ebenso gelungenen Nachfolger findet. Und hoffentlich eine reine Soul/Funk-Platte wird – hier ist Ben Martin wohl trotzdem am Besten aufgehoben.

Links und Webtipps:

 

  • inkmusic.at
  • Ben Martin auf Facebook

 

„The Endless Stream of Everything“ erscheitn am 22. März bei Violet Noise Records

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.