Acoustic Lakeside 2013

35 Grad im Schatten, ein See, ein Campingplatz und wohl das gemütlichste Festival Österreichs – das Acoustic Lakeside Festival war auch 2013 wieder eine Reise wert. Dass gute Musik geboten wurde, muss man dabei nicht mehr extra erwähnen.

Sittersdorf, Kärnten. Jedes Jahr machen sich einige tausend Musikfans auf den Weg in das beschauliche Dorf. Der dazugehörige See wird dabei ein Wochenende lang zum Mekka der Acoustic-Liebhaber. Auch heuer zeigte sich das Lineup wieder hochkarätig – neben österreichischen Größen wie den Steaming Satellites und The Beth Edges traten auch die Crystal Fighters, SoKo, Dry the River sowie die Alternative-Legenden Bush auf.

Aber der Reihe nach. Nach dem Warmup-Tag am Donnerstag mit Fuzzman und Co. – wo auch das Partyzelt bereits einer gehörigen Belastungsprobe unterzogen wurde – ging es am Freitagnachmittag bei sengender Hitze, See-Abkühlungsversuchen und einigen Sonnenbränden mit einer Lesung von Dirk Stermann los. Der hielt immerhin eine Stunde durch, bis er die Besucher wieder in Richtung See schickte. Bis zu Konzertbeginn hatte man danach noch einiges an Zeit zu verbringen, bevor mit den lokalen Künstlern „Superior Street“ der musikalische Reigen eröffnet wurde. Danach folgten „The Boys You Know“ sowie die in Deutschland immer bekannter werdende „Alin Coen Band“, die auch technische Probleme gekonnt und mit Humor überspielen konnte. Danach folgte mit den Steaming Satellites das heimliche Highlight des Festivals. Die Band rund um Sänger Max Borchardt bewies nicht nur musikalisches Können, sondern brachte zum ersten Mal richtige Festivalstimmung auf (Stichwort „Warum fliegt hier eigentlich Stroh rum?“).

Im Anschluss dann wohl der skurrilste Auftritt des Festivals. Naked-Lunch-Frontmann Oliver Welter hatte sich einige Freunde auf die Bühne eingeladen, darunter Christoph Grissemann. Musikalisch ausbaufähig, skurril, nicht ganz überzeugend. Ganz im Gegensatz zu den Crystal Fighters. Deren semi-akustische Performance ging nämlich gewaltig ab. Hits wie „Champion Sound“ und „Plage“ kamen dabei aber um einiges besser an als die Nummern des neuen Albums. Danach konnte SoKo leider nicht ganz überzeugen. Lag es an Demotivation oder einfach nur an der Tatsache, nach den Crystal Fighters spielen zu müssen – der Funke wollte einfach nicht überspringen. Den offiziellen Abend beendeten danach Fanfarlo – bevor das Partyzelt einmal mehr einer Belastungsprobe unterzogen wurde.

Samstag bot ein ähnliches Bild – nur dass es noch heißer war. Das wurde auch bei der FM4-Fußball-Sand(oder eher Stroh-)kiste deutlich, wo die Spielzeit durchaus flexibel gestaltet war. Der Spaß kam dabei dennoch nicht zu kurz – auch wenn manche Mannschaften den See eher beherrschten als den Ball. Musikalisch ging es ebenfalls ab dem Nachmittag wieder los – nach dem Local-Beitrag von „Salomon’s Wrong Choice“ genauer gesagt mit „Catastrophe & Cure“. Die von FM4 gepushte Band konnte bei ihrem Auftritt einige weitere Pluspunkte sammeln. Enno Bunger samt Band sammelte ebendiese danach bei seinem Auftritt mit seinem Humor. Seitenhiebe gegen Xavier Naidoo und Co brachten ihm einige Sympathien des Publikums entgegen. Danach sorgten „The Beth Edges“ für Stimmung. Die im Vergleich zu ihren normalen Konzerten doch stark veränderten Nummern kamen beim Publikum sehr gut an – genauso wie der Regenguss, der pünktlich zur zweiten Nummer einsetzte.

Adam Thompson, Leadsänger von „We were Promised Jetpacks“, nahm dann das Motto des Festivals wörtlich. Eine Gitarre, ein Sänger – fertig war die Acoustic-Performance. Düster, minimalistisch, aber nicht schlecht. Besser machten es danach „Two Gallants“. Dafür verantwortlich Leadsänger Adam Stephens, der mit seiner Stimme das Publikum in seinen Bann zog und fast so etwas wie Lagerfeuerstimmung erzeugen konnte.

Apropos Lagerfeuerstimmung. Die setzte dann bei Dry The River ein. Die Acoustic-Performance von Peter Liddle, Matt Taylor und Bassist Scott Miller (ohne Bass, dafür mit einem haufen Bier, einem IKEA-Tisch und einer Flasche Jack Daniels bewaffnet) war nämlich das absolute Highlight. Nicht nur aufgrund der „Performance“ von Scott, einem Sitzkonzert und einem „Love me Tender“-Cover.

Bush beendeten danach den Konzertabend. Sie gewannen auf jeden Fall den Award für den längsten Soundcheck – Gerüchten zufolge deshalb, weil Gavin Rossdale nicht vor Mitternacht auftreten wollte. Der Auftritt selbst hinterließ, im Gegensatz zum Gesamteindruck, gemischte Gefühle unter den Fans. Aber alleine die Tatsache, dass eine Größe wie Bush am Lakeside spielt, spricht für die Qualität des Festivals. Auf ein neues 2014!

Fotos: earlier.at, Christoph Thorwartl, Michael Straub, Benedikt Reiter

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.