Iriepathie: Aufwiederhören!

Iriepathie zählen seit Jahren zu den Aushängeschildern des österreichischen Reggaes. Die Truppe rund um das Brüderpaar Professa und Syrix sind aktuell mit Album Nummer Vier, das den passenden Titel „Aufwiederhören“ trägt, unterwegs. 

Eines kann man Iriepathie nicht vorwerfen: kein Dauerbrenner zu sein! Seit Jahren sind sie bekannt für die guten Vibes auf Livekonzerten, die man sich jetzt auch zum vierten Mal zu Hause ins CD-Regal stellen kann. Professa – ein Teil des Iriepathie-Brüderpaars – hat sich für uns Zeit genommen, ein paar Fragen zur neuen Platte, Reggae als Subkultur und die Message dahinter zu beantworten.

subtext.at: Die erste Frage zum neuen Album, die du bitte gleich hinter dich bringen möchtest?
Professa: Wieviele Songs hat das Album? 14!

subtext.at: Wir haben zu „Runde 3“ das letzte Interview geführt, damals ist es hauptsächlich um Martin Blumenau und sein Verhältnis zum Song „Grün Gelb Rot“ gegangen. Hat der sich seither eigentlich mal gemeldet?
Professa: Klar, wir haben uns über Facebook und Twitter verlinkt und ein paar, sagen wir mal, „Diskussionen“ gehabt, aber nichts Aufregendes. Ich respektiere ihn jedenfalls.

subtext.at: Was mir in allen Reggae-Acts-Interviews bestätigt wird: Reggae ist eine Subkultur. Glaubst du, nachdem der Boom der 2000er Jahre ja vorbei zu sein scheint, dass sie das mehr denn je ist?
Professa: Reggae ist und war immer eine Subkultur mit regelmäßigen Mainstream- Erfolgen diverser Künstler. Innerhalb der Szene gibt es immer wieder einen Wechsel zwischen Dancehall und Roots Reggae. Unterm Strich kennt aber jeder Reggae – und jeder kann verschiedene Künstler und Songs aufzählen.

subtext.at: Darf eine Musikrichtung / eine Einstellung (wenn man Reggae auch abseits der Musik thematisiert) überhaupt den Anspruch stellen, aus dem Dasein als Subkultur auszubrechen?
Professa: Wieso nicht? Mit Hip Hop ist es doch auch so passiert! Da gibts jetzt nicht nur wie früher die „Subkultur“ Hip Hop an sich, sondern auch verschiedene Arten von Gangsterrap, über poetischen, „orginalen“ Hip Hop bis hin zum Pop-Rap. Im Reggae ist das auch möglich und passiert auch immer wieder, aber halt nicht in diesem Ausmaß wie beim großen Bruder Hip Hop. Umso mehr so eine Subkultur in die Breite geht, umso mehr gehen natürlich die fundamentalen Werte verloren – aber das ist doch bei allem so was „Mainstream“ wird.

subtext.at: Glaubst du, dass Iriepathie mit „Aufwiederhören“ eine „logische“ Fortsetzung von Runde 3 auf den Markt gebracht haben?
Professa: Nein. „Aufwiederhören“ ist frischer und unbeschwerter und beinhaltet die gesamte Bandbreite von dem was Iriepathie ist. Iriepathie ist nicht „rein“ Reggae und war es auch noch nie, dieses Profil wurde mit dem neuen Album geschärft und mehr auf den Punkt gebracht als bei „Runde 3“.

subtext.at: War „Aufwiederhören“ als Fortsetzung zu den vorherigen Platten gedacht, oder von Grund auf neu?
Professa: Auch wenn wir uns nicht grundlegend verändert haben, waren wir nie an einer Fortsetzung interessiert sondern wollten einfach, dass es sich gut anfühlt. Es ging hauptsächlich um das Gefühl, das wir transportieren wollten.

subtext.at: Ein Statement zum neuen Album: „Wir haben uns eine Woche lang auf einer Almhütte eingesperrt für das Album“ – bewusst diese „Kasernierung“?
Professa: Ja, das war natürlcih geplant und hat uns auch gut getan. Zusammen Musik machen, Brettapiele zocken, Pilze suchen und kochen, anstatt Terminarbeit im slltäglichen Umfeld. Kein Internet, keine Ablenkung. Einfach nur Vibes und kein Zwang.

subtext.at: Die Features lesen sich fast wie eine Familien-Versammlung: wolltet ihr absichtlich so viele Features mit befreundeten Künstlern machen?
Professa: Das ist alles passiert, weil es einfach gepasst, hat aber natürlich wollten wir, dass die wichtigsten Wegbegleiter am Album vertreten sind.

subtext.at: Gerade deutschsprachiger Reggae sieht sich oft berufen Probleme und Weltverbesserung zu thematisieren. Angesichts aktueller Entwicklungen: wie sinnlos ist das?
Professa: Wieso soll das sinnlos sein wenn Menschen für gewisse Themen sensibilisiert werden? Es kann doch nicht sein, dass alle die Einstellung vertreten „Wir können ja eh nichts tun also lassen wir es sein“. Ich kenne viele liebe Menschen, die im Kleinen was weiterbringen, ohne große Aufmerksamkeit. Es gibt aber auch Organisationen wie Viva Con Aqua, die aus dem Reggae-Umfeld entstanden sind und Trinkwasser für Menschen in der dritten Welt ermöglichen, oder Bands wie Irie Révoltés die unter anderem hunderte Rollstühle in den Senegal bringen. Da gibt es unzählige Beispiele und das ist das Tolle an dieser Musikrichtung/Bewegung.

subtext.at: Zum Abschluss: Eine Frage, die du zum neuen Album NICHT beantworten möchtest!
Professa: Ist „Action Hero“ ein Cro-„Einmal Um Die Welt“-Abklatsch? Ja, Cro hat mich inspiriert, aber Action Hero ist besser. Cro hat das Instrumental dieses Songs 1:1 von einer Indie Band übernommen, wir haben es selbst komponiert und eingespielt.

Links und Webtipps:

Fotos: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.