4 Guys From The Future – Adagio

Wie klingen vier Dänen, deren „intelligenter Alternative-Pop“ aus einer Mischung von Krautrock und modernen sphärischen Klängen zusammengewürfelt wurde?

Bjarke Porsmose, Mads Brinch Nilsen, Rasmus Valdorf und Tobias Mynborg haben nicht nur wundervoll klingende Namen, laut dem mitgeschickten Pressetext sind die vier Dänen auch noch die Indie-Newcomer des Jahres. So new, dass ich bis heute noch nicht wirklich etwas von ihnen mitbekommen habe, oder zumindest so indie.

Ihr zweites Album „Adagio“, mit einem überraschend hässlichen Cover, will also intelligent klingen. Und doch: der Opener „You Don’t Know What You’re Doing“ klingt nach 80er, erinnert mich sehr stark an Talk Talk, als sie Ende des Jahrzehnts ihre beiden experimentellen Heroin-Alben (Spirit of Eden und Laughing Stock) aufgenommen haben. Das wäre natürlich eine große Sache, wenn die vier Zukunftsleute die offizielle Nachfolge der großen Band Talk Talk antreten würden. Doch wie geht es weiter?

„Nothing to say“ und „B. T. G. T. K. No Poem“ klingen da schon eher nach der kommerziell erfolgreicheren Version von Talk Talk, also jener Band, die Anfang der 80er immer wieder auf Platz 1 war. Einen größeren Unterschied gibt es aber: den Melodien von 4 Guys From The Future fehlt ein wenig das Eingängige. Vielleicht liegt es an den „modernen sphärischen Klängen“, vielleicht auch, dass ich bei Pop irgendwie an Ohrwurm denke, möge er auch noch so alternativ sein.

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Was aber in jedem Lied auffällt: Bjarke Porsmose hat eine große Stimme. Klingt wie ein junger Mark Eitzel (American Music Club), manchmal auch wie Paul Banks (Interpol). Und je länger man an diesem Album hängt, je länger man dem „Krautrock“ lauscht, gefällt es mit Takt für Takt besser. Vielleicht sollte man aufhören, Pressetexte zu lesen, vielleicht sollte man auch aufhören, Pressetexte zu schreiben und versuchen, Musik in Kategorien zu pressen.

„No Morning Comes“ z.B. ist eines dieser Lieder, dass nach einem Lied des American Music Club klingt, von der Melodie her, von Porsmoses Stimme. Und das kann natürlich nie von Nachteil sein. „Corruption“ ebenso, auch wenn das Lied mit dunkeln, lauten Tönen beginnt und es Dutzende Sekunden dauert, bis zum ersten Mal die Stimme erklingt. Und dann gibt es noch unzählige andere Bands, an die mich die 4 Guys erinnern: mal schaffen sie es, wie die Beatles zu klingen, mal wie Oasis, mal wie Radiohead. Zwar immer anders und nicht wie eine schlechte Kopie, aber insgesamt ist das Album eigentlich recht bunt gemischt.

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Das Abschlusslied „End of the Future (Last Adagio)“ kommt stilistisch dem Opener wieder sehr entgegen. Lange, schrammelige Momente, tolle Bilder, die durch Musik in den Köpfen der Hörer entstehen können, sehr experimentell und kein erkennbarer Gesang. Ein großes Ende für ein doch sehr interessantes Album. Adagio ist eine bunte Mischung aus verschiedenen musikalischen Ideen, teils sehr unmelodisch, nicht wirklich richtig „poppig“, manchmal aber auch einfach nur großartig. Was jedoch irgendwie fehlt ist der rote Faden: das Album ist zwar soundtechnisch mit dem Opener und dem finalen Song eingerahmt, die Lieder dazwischen, mit all ihren verschiedenen Einflüssen, sind zum Teil zwar wirklich umwerfend, in Summe aber etwas ungestüm platziert. Aber, um es kurz zu sagen: Reinhören lohnt sich definitiv!

29 Jahre alt - Literarischer Blogger (Neon|Wilderness), Autor ("Volle Distanz. Näher zu dir"), Medienblogger (dominikleitner.com), Printschreiber (MFG Magazin), freier Journalist (u.a. BZ), CD-Kritiker (subtext.at) und Detektiv (365guteDinge)