WARPAINT: Terrain behauptet

Wenn es besonders kryptisch ist, Chris Cunningham mit im Boot sitzt und Verschlossenheit wie ein Fashion Statement nach außen getragen wird, dann kann es sich eigentlich nur um eine Band handeln: Warpaint. Die vier Frauen aus Los Angeles überzeugen auch bei ihrer zweiten Platte mit einer Konstanz, die einen Großteil ihrer Zeitgenossen überflüssig machen dürfte. Eine Rockband, die über den Tellerrand schaut. Musik mit Mut zur Schlangenlinie.

Mit Leichtigkeit eroberten die vier Damen vor vier Jahren Fans und Kritiker gleichermaßen. Der schlicht selbstbetitelte Nachfolger verdeutlicht es nun: Ihre Qualitäten haben sie nicht eingebüßt. Mit kunstvollen Pinselstrichen werden Bilder auf die Leinwand gemalt. In Hall getränkte Gitarren werden ans Festland gespült. Für Klangexperimente ist man offen, aber von Warpaint kenn man das ohnehin. Sonnenstrahlen durchbrechen die Szenerie, doch gerade als man beginnt, sich von der Harmonie und vom Rhythmus einlullen zu lassen, ziehen plötzlich graue Wolken auf. Geisterhafte Feedbackschwirren ziehen ihre Kreise. Labyrinth-artige Gänge kommen einem in den Sinn. Was lauert hinter der nächsten Ecke?

Jede liebliche Pop-Melodie wird von schattigen Momenten kontrastiert. Es sind gelungene, andersdenkende Spannungsbögen und die balancierte Dynamik der vier, die „Warpaint“ so besonders macht. Diese Dringlichkeit erschaffen die vier durch ihre Spielweise, nicht durch irgendwelchen Schnickschnack. Spannend, sich darauf einzulassen um dem eigenen Gehör die Entscheidung zu überlassen, was vom jeweiligen Song das leitende Element sein soll.

Wie sich die Rhythmik von „Love Is To Die“ im Kopf festhakt und das verzögerte Hitpotenzial offenbart wird – großartig! Grandios, wie sich so mancher Klang durchs Unterholz mogelt, durch die vielen Schichten, die einem begegnen. Und dann diese Bässe wie beim Knaller „Disco//Very“. Der Gesang, fast teilnahmslos interpretiert, wohnt eine Unberührbarkeit inne und tut sein Übriges.

Psychedelik, genau so verstörend wie mitreißend. Es brodelt. Immer wieder. Unter der Oberfläche, aber auch darüber, links und rechts. Ein rauschhafter Sog, man droht abzudriften. Dazu stellt man sich vor, wie Gesichter im Schatten verharren. Dichte Nebelschwaden. Rauch. Trübes Licht. Noch mehr gefällig?

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