Southside Festival 2014 – das Finale

Southside, Sonntag, Tag Drei. Der Abend mit Macklemore, Arcade Fire und Casper ist noch nicht ganz aus den müden Knochen entwichen, als mittags die ersten Bands des letzten Tages auf der Bühne stehen. Einige hatten ihre Zelte ob des montäglichen Werktages bereits abgebaut – sie dürfen diese Entscheidung getrost bereuen. 

Dillinger Escape Plan eröffneten den Konzertreigen am Sonntag, und bereits bei Band Nummer Eins wurde gemosht, dass eine Staubwolke auf dem Festivalgelände hochging. Nicht viel weniger laut ging es im Zelt bei „Feine Sahne Fischfilet“ zur Sache – wenngleich der Andrang hier nicht ganz so groß war.

Groß war die Menge dann, als Skindred die Bühne betrat. Das Dancehall-Metal-Crossover-Projekt von Benji Webbe und Co. schaffte es gewohnt, die Meute zu bewegen. Auch wenn nicht ernst gemeinte Beschimpfungen von nicht ganz abgehenden Fans nicht jedermanns Sache sind – wer bei Songs wie dem Klassiker „Nobody“ oder dem neuen „Kill the Power“ nicht abgeht, ist selber schuld. Ganz große Show! Auf der anderen Bühne wurden derweilen ganz andere Töne angeschlagen – Fünf Sterne Deluxe stand da am Programm. Tobi Tobsen, Das Bo, marcnesium und DJ Coolman boten da, inklusive gut gefüllter Bar on stage, eine gelungene Hip-Hop-Show. Mit einigen Hommagen an die „gute alte Zeit“, sind Das Bo und Co. doch schon länger unterwegs. Dass Hip-Hop nicht tot ist, bewiesen die vier Jungs an diesem frühen Nachmittag. 5 von 5 Sternen!

Danach stand wieder eine dieser berühmt-berüchtigten Entscheidungen an. Zebrahead auf der Hauptbühne, oder „We butter the bread with butter“ im Zelt? Meine Wahl fiel auf zweiteres. Enttäuscht wurde ich auch dieses Mal nicht.Das Berliner Quartett trumpfte hier wie gewohnt mit einem auf: extrem tanzbaren, hartem Rock. Die Temperaturen im Zelt erreichten hier schon Höchstwerte.

Wenn wir schon bei „heiß“ und „auftrumpfen“ sind, bleiben wir danach doch gleich bei den Donots. Die feiern heuer ihr zwanzigjähriges Bühnenjubiläum, und sind frisch wie eh und je. Guido an der Gitarre riskiert da schon mal ein blutiges Kinn, und Frontmann Ingo hüpft auf der Bühne herum wie ein Teenager. Klassiker wurden ebenso lautstark abgefeiert wie das aktuelle Werk „Wake the Dogs“, und am Ende gesellt sich Chuck Ragan dazu. Gut so!

Ach ja, ich hab was vergessen. Bastille haben da davor gespielt. Ja, genau die. Spätestens seit der Laura Palmer (Twin Peaks) – EP jedem ein Begriff. Vor allem weibliche, junge Fans fanden sich in den ersten Reihen ein, um ihrem Idol Dan Smith zuzujubeln. Der bot mit seiner Band eine routinierte Show, bot das erwartete Durch-die-Haare-Fahren, und hatte mit „Rhythm of the Night“ ein Cover am Start, das die meisten Fans im Original nicht mal mehr kennen dürften. Wers mag – bitte. Überrascht wird man da aber nicht.

Eher was für die Veteranen-Abteilung sind danach The Wombats. Seit 2003 bezaubern die Liverpooler das Indie-Volk. Mit „Your Body is a weapon“ haben sie aktuell auch einen Vorboten auf ihr bald erscheinendes neues Album am Start, und Klassiker wie „Let’s dance to Joy Division“ funktionieren auch anno 2014. Hören, abgehen, super!

Nebenan ging die „deutsche Rock-Party“ weiter. Die Broilers sind mit „Noir“ zwar nicht neu, aber genauso gut wie immer. Dass sie über ein treues Publikum verfügen, sah man auch auf dem Southside. Sammy Amara & Co sind der lebende Beweis dafür, dass Punk nicht tot ist. Und es hoffentlich nie sein wird!

Traurig gestaltete sich danach der Auftritt der Pixies. Nicht nur besuchertechnisch hielt sich der Andrang in Grenzen – Frank Black schien es auch nicht wirklich Spaß zu machen. Lieblos wurde das Set heruntergespielt, und auch beim All-Time-Hit „Where is my mind?“ kam nicht wirklich Stimmung auf. Schade.

Nachdem die Dropkick Murphys die Party auf der Green Stage zum ersten Höhepunkt brachten, waren Interpol auf der Blue Stage zu Gast. Paul Banks und Co. boten ein gelungenes, solides Konzert. Ja, nett. Wobei „nett“ ja auch so ein Ausdruck ist. Irgendwie war wie bei den Pixies der Wurm drinnen – vielleicht sind Interpol aktuell ja auch nicht genug gehypt. Verdient hätten sie es aber nach wie vor.

Der eigentliche Headliner des Abends folgte aber danach. Kraftklub. Was da abging, war der blanke Wahnsinn. Da stehen vermummte Artists auf der Bühne, die sich erst nach zweitem Hinsehen als Kraftklub entpuppen, die ihr bald erscheinendes Album „In Schwarz“ promoten. Da wird der Wavebreaker durchgeschüttelt, und jeder landet alle paar Sekunden auf einem anderen Platz. Da stehen K.I.Z. als Gäste auf der Bühne, und spätestens als am Schluss Casper zum letzten Song „Songs für Liam“ die Bühne entert, herrscht Ausnahmezustand!

Parallel dazu Lily Allen. Die scheint sich ja gewandelt zu haben, zumindest seit sie Mutter ist. Dementsprechend wohl auch die überdimensionalen Babyfläschchen auf der Bühne. Naja – eine gut durchchoreographierte Show, der aber auch „das gewisse Etwas“ fehlte. Die in UK mit „Sheezus“ extrem erfolgreiche Allen scheint noch nicht so ganz angekommen zu sein. Verdient hätte sie es jedoch.

Wer es danach noch schaffte, konnte seine letzte Energie entweder bei Moonbootica, oder bei Volbeat loswerden. Die dänischen Rocker beendeten das Southside mit einem würdigen Ende – inklusive Feuerwerk und Pyrotechnik. Und Johnny Cash-Coversong. Danke Southside, es war uns ein Fest! Und wir freuen uns schon auf 2015, wenn das Southside wieder von 19-21. Juni stattfinden wird!

Fotos / Text: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.