Blue Bird Festival TAG 1 @ Porgy & Bess, 20.11.14

Zum zehnten Mal jährt sich das Blue Bird Festival dieser Tage im bekannten Wiener Jazzclub mitten im ersten Wiener Gemeindebezirk.
Mit einem großartigen Lineup konnte man zahlreiches Publikum locken, was zu einer regelrechten Überfüllung des Clubs führte.

Den Anfang machten I am Oak aus den Niederlanden. Das ist eine höchst spannende Formation, die es schaffte, ihre metrisch sehr ähnlich aufgebauten Songs und doch hie und da bewusst eingesetzten, nachhängenden Rhythmik-Mustern in einer großartigen Dynamik zu präsentieren und den Höhepunkt ihres Auftritts mit einer minutenlangen Explosion zu feiern.

Nach diesem gelungenen Auftakt betrat das Trio Gravenhurst die Bühne. Dynamisch bildete diese Band einen ziemlichen Kontrast zu ihren Vorgängern. Sehr dezent und statisch wurden die Songs, welche von einer unglaublichen Schwere lebten, vorgetragen. Grundsätzlich kann man von einem sehr stabilen Sound sprechen, jedoch waren die sehr ausgefeilten und hoch komplexen, gesanglichen Arrangements leider etwas unrein vorgetragen. Es gleich teilweise gesanglich einem Suchen. Begleitet wurde dies von relativ unsolidem Gitarrenspiel des Frontmanns und übertönt von nicht in Relation stehenden Bassfrequenzen, die für meinen Geschmack zu weit gingen.

Ein komplett andersartiges Programm lieferte How to dress well aus den Vereinigten Staaten. Anfangs wurde man etwas vor den Kopf gestoßen, durch die Härte des Basses, der den Club im wahrsten Sinne des Wortes zum Beben brachte. Bald aber konnte man sich im unglaublich weitreichenden Soundspektrum der Band zurechtfinden. Als sehr fesselnd könnte man das Set der sehr sympathischen Band beschreiben, durch das mit oft sehr humorvollen Kommentaren des Sängers Tom Krell geführt wurde. Teils epische, teils melancholische und teils fette elektronische Parts konnten mit einer hundertprozentigen Präsenz der Band vorgetragen werden.

Der lang erwartete Höhepunkt des Abends, Patrick Wolf, ließ vorerst eine Zeit auf sich warten, die Schwere und der Tiefgang der ersten Songs zeichnete sich aber schnell im Publikum ab. Eine sehr eigenartige, aber irgendwie doch angenehme Stimmung war zu verspüren. Durch seinen Soloauftritt war oft eine Stagnation des Soundspektrums gegeben, die aber durch die ausgefeilten Kompositionen nicht störend wirkte. Einige Stücke wurden aber durch elektronische Samples untermalt, begleitet von manch technischer Störung, die Patrick Wolf aber mit Gelassenheit nahm. Seine Erzählungen zwischen den Songs waren oft hilfreich, um diese Musik besser zu verstehen, wobei mancher Song fünf bis sechs mal begonnen werden musste, weil anscheinend immer noch nicht alles gesagt war, was ein Anliegen zu sein schien. Trotzdem war damit mit Sicherheit ein Höhepunkt des Abends (wenn auch etwas eigenartiger Natur) erreicht und der Headliner vermutlich der musikalisch aussagekräftigste Act dieses Abends.

Man kann auf Tag 2 gespannt sein.

Plattenliebhaber, leidenschaftlicher Konzertbesucher, Gitarrist und Sänger bei Back to Felicity, schreibt seit 2014 für Subtext (vorwiegend Konzert- und Albumrezensionen).