Curse: „Uns“-Tour live im Posthof

„Wir brauchen nur uns“ – so die erste Single aus dem aktuellen Album „Uns“ von Curse. Der Münchner Rapper, schon seit mehr als fünfzehn Jahren auf Tour, machte am Sonntagabend auch Halt im Linzer Posthof. Das Motto „Wir brauchen nur uns“ dürfte dabei wohl etwas zu wörtlich genommen worden sein, war der Andrang doch mehr als überschaubar.

Dementsprechend etwas desillusioniert, aber mit umso mehr Humor begrüßte Curse mit den Worten „Oh hallo, ihr alle! Also alle vier!“ das eher spärlich vorhandene Publikum. Nun, vier Besucher wären doch etwas untertrieben, mehr als wohlwollend geschätzte hundert Leute werden es aber nicht gewesen sein. Schade eigentlich. Die Gründe sind relativ leicht auszumachen: kein Support, vor allem kein lokaler, und ein Eintrittspreis von 25 Euro, den wohl nur absolute Liebhaber bereit zu zahlen waren. Aber egal: Curse stellte gleich zu Beginn klar, dass die Show deshalb nicht anders werden wird. Auch wenn manche Besucher erst zwanzig Minuten zuvor erfahren hatten, wer da überhaupt vor ihnen auf der Bühne stand.

Curse selbst zeigte sich aber bestens gelaunt. Einen starken Fokus schien er – abgesehen von der neuen Platte natürlich – auf seine Vergangenheit zu legen. Vor allem die Alben „Feuerwasser“ und „Von innen nach außen“, 2001 erschienen, scheinen eine spezielle Bedeutung für Michael Kurth, wie Curse mit bürgerlichem Namen heißt, zu haben. Songs wie „Wahre Liebe“ funktionieren auch mehr als ein Jahrzehnt später noch, sind aber doch ein arger Kontrast zu „Uns“, der 2014 erschienenen Platte. Der Rapper nimmt aber auch dazu Stellung: es sei egal, bei welcher Platte man einsteigt und mit welcher Platte man besonders „warm“ wird, solang man sich überhaupt in der Musik wiederfindet, wie er am Beispiel „Illmatic“ von Nas verdeutlichte. Eine begrüßenswert liberale Haltung im doch nicht immer so liberalen Hip-Hop-Umfeld. Noch zur neuen Platte „Uns“: die klingt schon etwas elektronischer, und Tracks wie „Tatooine“, die erste Nummer, brauchen schon etwas Anlaufzeit, um sie zu verarbeiten. Auch „Wir brauchen nur uns“ klingt wie eine Mischung aus Casper und Gerard, ohne aber wirklich den „Wiedererkennungsstempel“ für sich verbuchen zu können. Die besten Tracks finden sich sowieso, auch live, auf der zweiten Hälfte der Platte. „Sie fallen“ ist schon ein textliches Highlight. Und „Kristallklarer Februar“, auf der Platte für „P.“ gewidmet, ist wohl einer der besten Tracks, die je rund um das Thema Tod und Abschied verfasst wurden. „P.“ entpuppt sich als „Patrick“, eine nahestehende Person im Leben von Curse. Und als zweite Singleauskopplung des Albums. Ganz, ganz große Hörempfehlung. Zum Abschluss – also vor der obligatorischen Zugabe – gab es mit „Widerstand“, dem Klassiker des 1999 erschienenen Albums „Innere Sicherheit“, den wohl bekanntesten Track zu hören. Ein stimmiges Konzert, das den großen musikalischen Bogen zwischen den Alben gekonnt mit zwei Drums verband. Ein Konzert, das sich sicher mehr Andrang verdient hätte!

Fotos: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.