EPICA: eine Nacht in der Oper / Arena Wien

Wow, was für eine Stimmgewalt, die da auf der Bühne stand! EPICA begeisterten vollends, DRAGONFORCE zeigten wieder, wie man Hochgeschwindigkeitsmetal richtig macht und DIABLO BLVD konnten das eher eingefrorene Publikum sogar etwas zum Tauen bringen.

Etwas mühsam hatten es die fünf Belgier von DIABLO BLVD schon, denn – schieben wir’s mal auf das derzeitige Kältetief in Wien – das Publikum wirkte eher unterkühlt und reserviert, als Alex Agnew und seine Mannen die Bühne enterten. Das war den Jungs aus Antwerpen aber herzlich egal und besonders Sänger Agnew legte sich mit feinsten, wenn auch begrenzten Deutschkenntnissen ins Zeug und konnte dank der hard-rockigen Metalunterstützung schlussendlich doch noch den ein oder anderen Fan gewinnen. Das überrascht bei dem Melange an Genreeinflüssen, den die Band durch die Verstärker jagt, auch nicht wirklich. Gekonnt wird dabei Hard Rock mit Metal und einem Schuss Hardcore vermischt und Genregrößen wie TYPE O NEGATIVE, BLACK SABBATH und natürlich die guten alten METALLICA als prägend hervorgehoben. Klingt gut, macht Laune und – Mitgröhlhymnen sei Dank – lockert auch die Stimmbänder.

EPICA @ Arena Wien

DRAGONFORCE hatten es als Co-Headliner natürlich im Anschluss weit leichter. Der markante Highspeed-Gitarrensolo-Saitenzerfetz-Metal begeisterte bereits beim Auftritt 2012 in der ((szene)) Wien und funktionierte abermals bestens. „Neo“-Sänger Marc Hudson, der 2012 für Gründungssänger ZP Threat übernommen hat, ist mittlerweile perfekt integriert in die DRAGONFORCE’sche Power-Allianz haut nach wie vor eine Hymne nach der anderen raus.

DRAGONFORCE @ Arena Wien

Etwas getrübt war die Stimmung dennoch, da Tastenklopfer Vadim Pruzhanov – karenzbedingt – durch Bandaufnahmen ersetzt werden musste. Im Endeffekt hat es trotzdem wieder gepasst und die Soli von Herman Li und Sam Totman würden selbst zum Headbangen und Luftgitarrenjonglieren animieren, wenn der Rest der Band durch STATE OF THE FART ersetzt werden würde (… was eigentlich doch mal ein geiles Konzept wär, ned woah?!)

DragonForce Setlist Arena, Vienna, Austria 2015, Maximum Overload World Tour

Ebenfalls ein geiles Konzept ist die Lichtshow vom zweiten Headliner des Abends und Aushängeschild für opernlastigen Symphonic Metal: EPICA! Massive LED-Bänke und generell so viel Licht, dass man als Konzertpilger beinahe schon die Sonnenbrille zücken möchte. Das Ganze passt natürlich wie der wohlpositionierte Arsch am Kübel und unterstreicht die elfenhafte Ausnahmeerscheinung namens Simone Simons. Das fleischgewordene Victoria Frances-Gemälde heizte dem Publikum von Intro bis Outro ein, als wär der Wienstop kein ranziges Montagskonzert sondern das Highlight und Abschluss der laufenden European Enigma Tour. Über die Stimmgewalt der Niederländerin muss man wohl keine Worte mehr verlieren, denn die ausgebildete Sopranistin zählt bekanntlich zu den wenigen, die der Ex-NIGHTWISH-Diva Tarja Turunen das Wasser reichen können.

EPICA @ Arena Wien

Doch nicht nur die hochfrequenten Balladen von Ms. Simons sind bei EPICA beachtlich. Auch die tiefen, beeindruckenden Growls von Gitarrist und Zweitsänger Mark Jansen können sich sehen, hören und fühlen lassen. Auf der instrumentalen Seite gab es beim gestrigen Konzert ebenfalls keine Kritikpunkte, hier stehen Vollblutmusiker und absolute Profis auf den Brettern, die Instrumente und Menge gleichermaßen beherrschen. Von netten Gimmicks, wie Keyboarder Coen Janssens drehbarem stationären Keyboard oder der tragbaren gebogenen Variante bis hin zu Drummer Ariën van Weesenbeeks minutenlangem und blastbeatlastigem Solo – es passte einfach alles.

Licht, Ton, Stimmung – so muss ein Konzert laufen. Ein absolutes Highlight bisherigen Jahres!

Epica Setlist Arena, Vienna, Austria 2015, The European Enigma Tour

Fotos: Markus Wetzlmayr

Markus liefert als Teil der Wiener Fraktion von Subtext Konzertfotos aller möglichen Genres. Egal ob Hip Hop oder Black Metal - Hauptsache die Musik geht unter die Haut und drückt in den Ohren.