Parov Stelar: Sold Out, aber kein Sellout!

Die Mär, dass man große Hallen nur mit internationalen Top-Acts voll bringen kann, wurde am Freitagabend in der Linzer Tips-Arena eindrucksvoll widerlegt. Österreichs derzeit wohl erfolgreichster Act, Parov Stelar, brachte die rappelvolle Linzer Tipsarena zum Kochen. Und bewies vor allem eines: den Nerv der Zeit punktgenau getroffen zu haben!

Nimmt man die (fast schon gewohnten) Probleme in der Tips-Arena – fünf Euro Bierpreis, umständliche Logistik im Vorhinein (wer darf noch mal wo mit welcher Karte rein) und die enden wollene Soundqualität in der Halle in Kauf, wurde man prima unterhalten. Auch von den beiden Supportacts, die im Vorfeld von Parov Stelar auf der Bühne standen.

Da wären zum Beispiel mal „Ages“. Dem gemeinen Linzer Konzertgänger kommen die vier Personen auf der Bühne doch sehr bekannt vor. Das ehemalige „A.G. Trio“ hat sich mit Loving.The.Alien-Frontfrau Lea Föger zusammengeschlossen, um ihr neues Projekt zu präsentieren. Weniger Handsup!-Momente und ruhiger präsentieren sie sich hier. Cover von Francis International Airport funktionieren sehr gut, und für diese Zeit wurde die gut halbstündige Show vom bereits zahlreich erschienenen Publikum überraschend gut angenommen. So ganz anders als das A.G.Trio, weniger haudrauf-Electro, aber trotzdem nicht weniger livetauglich.

Den zweiten Slot als Einheizer übernahm danach die LaRochelle-Band. Unschwer war es zu erkennen, dass die drei Mitglieder eng mit Parov Stelar verbunden sind, nicht nur am Etage Noir-Label. Sie brachten das mittlerweile die Tips-Arena ausfüllende Publikum erstmals zum Tanzen und lieferten einen gelungenen Vorgeschmack darauf, was sie erwarten sollte.

Parov Stelar präsentierte danach seine neue Platte „Demon Diaries“. Das Material darauf ist jetzt nicht wahnsinnig anders oder revolutionär, aber das muss es auch nicht. Der gebürtige Oberösterreicher Markus Füreder hat mit seiner Interpretation des Electroswings seine Nische gefunden. Wobei Nische hier der falsche Ausdruck wäre, spricht er doch die Zuhörer quer durch alle Genregruppen gleichermaßen an, von Dreadlocks tragenden Mittzwanzigern bis hin zu beminirockten Partyqueens. Auch alte Klassiker wie „Catgroove“ und „All Night“ funktionieren live noch immer, und lassen die eine oder andere aufkommende Leere schnell verschwinden. Der sprichwörtliche „Reis“, der dem Lokalmatador vor dem Auftritt gegangen zu sein scheint, war unbegründet. Das Heimspiel in Linz vor einigen Tausend Leuten kann er getrost als Erfolg verbuchen!

Fotos: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.