Zwischen Sex und Traditionen

Barfuß und umjubelt verließ sie die Bühne: Nach einer kleinen Zugabe beendete Yasmine Hamdan ihr einziges Österreich-Konzert im Treibhaus Innsbruck. Vorgestellt wurde ihr Debüt-Solo-Album „Ya Nass“, das sie mit Band performte. Atmosphärische Synthie-Flächen trafen auf trancehaften Gesang, unterlegt mit dumpfen Beats und psychedelisch angehauchter Rhythmusgitarre.

Vom ersten Lied an hatte Yasmine Hamdan das prall gefüllte Treibhaus am letzten Freitag in ihren Bann gezogen. Selten einen Live-Act erlebt, der das Publikum derart in Trance zu versetzen wusste, ohne dass es langweilig wurde. Gebannt wurde der libanesischen Sängerin zugeschaut, wie sie sich in immer weitere Höhen tanzte und dabei auf Arabisch Geschichten erzählte, die man zwar nicht verstand, aber fühlte.

Ihre wenigen und kurzen Ansagen brachten ihr nur noch mehr die Sympathie der Innsbrucker ein. In oft langen Instrumentalpassagen baute die Band passende Klangflächen, die die Sängerin nutzte, um mit ihrem stark von arabischer Folklore beeinflussten Gesang wie aus weiter Ferne das Publikum einzulullen. Einmal gefangen, wurde man bis zum Höhepunkt des Liedes mitgenommen, um dann wieder in die Realität entlassen zu werden.

Bei den meisten Liedern kam ihr musikalischer Hintergrund durch: So hatte sie Mitte der 90er die erste Independent-Band des Mittleren Osten – „Soap Kills“- gegründet. Dabei verschrieb sie sich TripHop á la Massive Attack und Portishead.
Aber es wurde auch versucht, tanzbare Lieder zu liefern, auch wenn das nicht unbedingt ins Repertoire passt. Mit ein paar holprigen Motivationsversuchen das großteils sitzende Publikum zum Tanzen zu bringen, fiel dementsprechend schwer.
Natürlich gab es auch „Hal“ – ihr Lied aus Jarmuschs „Only Lovers Left Alive“ – zu sehen und zu bestaunen. Mit natürlich wirkender Bühnenpräsenz füllte sie mühelos den Raum zwischen ihr und dem Publikum.

Entgegen aller Klischees und Vorurteile bewies Yasmine Hamdan vor allem aber auch eines: arabische Frauen sind stark und unabhängig. Spätestens mit ihr gibt es ein geeignetes Rollenbild, das sich nicht zu verstecken braucht. Ihre Bühnenperformance, die oft an sinnlichen Bauchtanz erinnerte, dürfte so einigen Jungs und Mädels das Herz gestohlen haben. Eine Frau, die zu ihrer Weiblichkeit steht und gleichzeitig ihr „Ding“ durchzieht, sich nimmt, was sie will, und was sie braucht.

Fotos: Johannes Kogler

Schreibt seit längerem, macht noch länger Musik. Mal erfolgreich, mal weniger - und versucht das Beste aus dem doch irgendwie dörflichen Innsbruck zu machen.