Donots – In Steyr ist sogar die Kotze schön

Steyr wurde nach langer Zeit wieder mal Ort eines hochkarätigen Konzertes. Denn mit den Donots machte eine der größten deutschen Punk-Rock Bands halt in der Stadt. Unterstützt wurden die alten Hasen im Kulturzentrum Röda dabei von Never Been Famous und Lost Try. Gleich vorweg, was an jenem Abend von dieser Kombination abgeliefert wurde, hat selbst einen erfahrenen und langjährigen Konzertgeher von den Socken gehauen.

Steyr ist nicht unbedingt die dankbarste Location für Konzerte, denn obwohl mit dem Röda eine großartige Venue in schöner Lage vorhanden ist, sind die Gästezahlen leider meistens eher ein Trauerspiel, ich erinnere mich mit Schauer an die 20 Gäste beim Marathonmann-Konzert vor einigen Jahren. Umso erstaunlicher also, dass die Donots für ihren einzigen Oberösterreich-Halt, den letzten der Clubtour, genau hier ihren Nightliner abstellten. Und Steyr dankte es ihnen, doch dazu später.

Begonnen hat der Abend mit leichter Verzögerung mit den Hausherrn von Lost Try. Die gaben vor einer sich langsam füllenden Halle sehr guten Stoner Rock mit einem Hauch Hardcore von sich. Gemischt wurde das Ganze noch mit melodischen Elementen, ein interessanter Mix, welcher den ca. 60 Zuschauern ohne viel Gerede, ohne viel Schmuck drumherum direkt ins Gesicht gedrückt wurde. Machte viel Freude und sollte man unbedingt im Auge behalten!

Dieses Gefühl, dass die heutigen Vorbands bedeutend härtere Musik abliefern als die Donots, wurde dann bei der zweiten Vorband des Abends endgültig bestätigt. Denn mit Never Been Famous, wie schon Lost Try aus Steyr, betrat nun die größere der beiden Vorbands die Bühne. Die Jungs, welche beim japanischen Label Bells on Records unter Vertrag stehen, begeisterten dann den nun bis zum letzten Platz gefüllten Saal mit schnellem, aggressivem Hardcore-Punk. Der war ausgezeichnet und wurde sogar mit zwei verschiedenen Schlagzeugern zum Besten gegeben. Bei der Setlist gab es dann auch ein paar Nummern des neuen Albums zu hören, also unbedingt kaufen, es lohnt sich!

Aufgewärmt war das Publikum also nun allemal, und endgültig motiviert für die Donots. Man wartete, wartete und wartete, denn die bereits vorhandene Verzögerung im Timetable wurde noch etwas größer. Doch das Warten hat sich absolut gelohnt. Ich habe vieles erlebt in den letzten Jahren, vieles was mich vom Hocker gehauen hat, diese Show am Freitag reiht sich absolut in die Top 5 ein. Denn die Energie, welche vor allem Sänger Ingo und Leadgittarist Guido hier verströmt haben, diese Power die sie ausgestrahlt haben und diese extreme Beweglichkeit auf der Bühne, vor der Bühne und in der Menge sucht ihresgleichen. Selten habe ich einen Frontmann erlebt, welcher derartig auf Tuchfühlung mit seinem Publikum geht und dem man dabei die Freude so deutlich im Gesicht ansieht. Doch nun der Reihe nach. Eröffnet wurde der Abend gleich mal mit zwei Krachern, darunter der Klassiker „Wake the Dogs“. Bereits hier sang Steyr aus allen Kehlen und die ersten Circle Pits formierten sich, ein kleiner Vorgeschmack darauf wie die Eskalation ein paar Songs später aussehen könnte. Denn spätestens beim mit Rise Against Frontmann Tim McIlrath gemeinsam aufgenommenen „Das Neue bleibt beim Alten“ gab es kein Halten mehr. Sänger Ingo ließ sich den Spaß nun endgültig nicht mehr nehmen und initiierte höchstpersönlich einen Circle Pit im Publikum um ihn herum, es wird nicht der einzige Ausflug von Bandmitgliedern ins Publikum an diesem Abend bleiben. Musikalisch ging es nun wieder zurück in die ersten Jahre der Band mit alten Songs wie „Pick up the Pieces“ und „Stop the Clocks“. Die Zeit dazwischen nutze Frontmann Ingo, um sich vom Publikum den heimischen Dialekt näherbringen zu lassen und um der ersten Reihe das Bier wegzutrinken. So langsam neigte sich der Abend leider dem Ende zu. Grund genug nochmal endgültig den Abriss zu vollenden. Denn bei „Dann ohne mich“ bebte wohl der ganze Wehrgraben. Eigentlich war ich ja jetzt schon wunschlos glücklich. Als dann Sänger Ingo wieder von seinem dritten Ausflug in die Menge zurückkam, diesesmal gehend auf den Händen der Fans, dachte ich:  ‚Jetzt kommt wohl außer einer kleinen Zugabe nicht mehr viel‘. Denkste! Die Zugabe kam auch wie erwartet, 3 Songs lang, darunter „So Long“, welches mit Frank Turner gemeinsam produziert wurde. Doch wo nun die Zugabe stattfand, konnte niemand rechnen. Das Wetter war schön und warm an diesem Tag, also wieso nicht die Zugabe in den Biergarten verlegen, dachten sich die Donots wohl und wanderten gemeinsam mit dem ganzen Saal und Akustikgitarren vor die Eingangstüren der Venue.

Alles in allem muss ich meinen Hut vor den Herren ziehen, das war eine Show wie sie Steyr und auch Oberösterreich schon lange nicht mehr gesehen haben. Chapeau!

PS: Am frühen Nachmittag konnten wir mit Frontmann Ingo und Bassist Jan-Dirk ein Interview führen, das ganze findet ihr hier.

 

 

 

 

 

Musikliebhaber, Festivalreisender, Konzertsüchtig, Vinylnerd, Photograph, Konzertveranstalter, Linz-Liebhaber