FDTF: neues Album / letzte Reise

Das vorletzte Konzert – Posthof, Linz – 10 Jahre Bandgeschichte neigen sich ihrem Ende zu. Aus diesem Anlass nahmen sich die Jungs von From Dawn To Fall Zeit um über ihre besten Momente, die aktulle Musikszene in Österreich und ihr Album BLVRS zu quatschen.

subtext.at: Heute ist euer vorletztes Konzert. Wie geht es euch damit? Ist das schon irgendwie in den Köpfen drin?
Dany:
Ich glaub ich kann für uns alle sprechen, wenn ich sag, dass das noch nicht so wirklich angekommen ist.
Jojo: Ich hab mir das gestern Abend, als ich im Bett gelegen bin schon so irgendwie gedacht. Wenn man jetzt in den Bus einsteigt merkt man plötzlich, dass das jetzt die letzten Reisen sind – die letzte Show ist ja in Wien, da haben wir alle nicht so weit zu fahren. Das war jetzt quasi der letzte McDonald’s auf der Autobahn und daran merkt man das dann schon irgendwie langsam.

subtext.at: Vermisst ihr den ungesunden Lifestyle auf Tour jetzt schon?
(Gelächter)
Dany:
Der kommt auf jeden Fall durch.
Stoffl:
Ich glaub grundsätzlich haben wir während der Shows schon irgendwo im Hinterkopf, dass das jetzt letzte Mal ist. Das ist auch irgendwie verständlich, aber ich glaub der Schlag wird uns jetzt nicht treffen.

subtext.at: (An Stoffl) Wie kam es denn letztes Jahr zu deinem Ausstieg? Was waren für dich die Beweggründe zu sagen, dass es so in dieser Form nicht mehr weiter geht?
Stoffl: Wir haben grundsätzlich von Anfang an gesagt, dass wir diese Band nur machen, wenn wir das zu 100% tun können. Es ist dann einfach irgendwann der Druck durch Studium, Arbeit, Band und Freunden so irrsinnig groß geworden. Ich habe einfach gemerkt, ich kann nicht mehr alles geben. Das war dann auch einfach die Entscheidung, die den anderen gegenüber am fairsten war, auch wenns zu einem schlechten Zeitpunkt war. Es hätte einfach auf Dauer keinen Sinn gemacht, wenn ich nicht alles für die Band geben kann.

subtext.at: Wie kam dann doch noch die Entscheidung zustande, das Album rauszubringen und das abschließende Kapitel eurer Bandgeschichte – diese Tour – doch noch in Originalbesetzung zu bestreiten?
Dany:
Keiner von uns wollte dieses Projekt weiterführen, wenn wir, wie Stoffl gesagt hat, nicht 100% geben können. Es gab dann zwar die Überlegung in anderer Form (Anmerkung: mit neuem Sänger) weiterzumachen, was aber vielleicht eher ein Schnellschuss war. Dann sind wir relativ schnell draufgekommen, dass wir unter diesem Namen und mit dieser Geschichte die uns verbindet, diese Sache dann auch dementsprechend gemeinsam zum Abschluss bringen müssen. Wir wollten das würdig zu Ende bringen, noch einmal so richtig Gas geben und das Album, das ja schon großteils fertig war auch noch zu veröffentlichen. Dieses Dankeschön wollten wir den Fans und allen anderen noch mitgeben.

subtext.at: Reden wir etwas über euer neues Album BLVRS. Ich finde es klingt im Gesamten sehr ambitioniert, so als wäre es für die richtig großen Bühnen geschrieben worden. War das auch eure Intention oder hat sich das zufällig so entwickelt?
Stoffl:
Ich denke, dass wir grundsätzlich schon ein sehr starkes Gerüst hatten und wir wollten uns nie in irgendeine Schublade stecken lassen. Wir haben immer wieder etwas Anderes gemacht – natürlich auch weil sich unsere Einflüsse mit der Zeit verändert haben. Wir hören mittlerweile einfach auch andere Musikrichtungen als noch vor 6-7 Jahren. Da hat sich doch einiges geändert. Und natürlich hat sich das auch durch den Einfluss von unserem Produzenten Dan Weller während dem Aufnahmeprozess dann nochmal in eine Richtung entwickelt die uns unheimlich getaugt hat und ist noch reifer geworden. Das war eben diese Stadionrock-Richtung, die wir jetzt eben so auch im Album teilweise drinnen haben. Das ist einfach wahnsinnig geil geworden und darauf sind wir auch stolz.
Jojo: Das hat sich einfach so entwickelt. Wir haben schon beim Schreibprozess angefangen mit Synthies und Gitarreneffekten herumzuspielen und nicht einfach nur reduziert auf Gitarre, Bass und Schlagzeug zu arbeiten. Da wurde dann einfach immer mehr drüber gelayert, daher klingts dann automatisch irgendwann so groß.
Philip: Man muss glaub ich auch dazu sagen, dass damals ja geplant war, mit diesem Album den nächsten Schritt zu machen. Das wollten wir gern tun und wussten auch dass wir dazu mal etwas neues probieren müssen, wenn wir aus unserer bisherigen Range raus wollen. Da konnten wir natürlich noch nicht wissen, dass es in 2 Jahren vorbei sein würde.

subtext.at: Wie war die Arbeit am Album gemeinsam mit Dan Weller für euch?
Dany:
Die Zusammenarbeit war unglaublich für uns. Wir sind dabei auch als Band nochmal sehr zusammengewachsen. Das ist bei uns so eine Geschichte, dass wir immer irgendwie durch Höhen und Tiefen gehen und dieser Albumprozess hat alles wieder näher zusammengerückt. Dan Weller hat auch wirklich eine Umwelt für uns geschaffen in der wir kreativ sein konnten. Das war für uns in dieser Form auch ein neues Erlebnis. Er war dann so etwas wie ein Anführer und hat unsere Ideen gefiltert. Und ich glaub‘ sowohl freundschaftlich, emotional, als auch musikalisch waren das unsere besten Aufnahmen.
subtext.at: Fragt ihr euch ab und zu wo euch dieses Album vielleicht noch hinbringen hätte können, oder lasst ihr solche was wäre wenn Gedankenspiele gar nicht erst aufkommen?
Philip: Also ich muss ehrlich sagen, jetzt bei den letzten Konzerten frage ich mich das fast jedes Mal. Da gibts jetzt schon so Momente, wo ich mir denke, wie gut das musikalisch in dieser Konstellation funktioniert hätte, beziehungsweise jetzt schon 10 Jahre funktioniert hat. Ich persönlich stelle mir diese Frage schon oft, aber es gibt im Leben dann einfach auch andere Einflüsse, die da einen Faktor spielen. Die haben halt letzten Endes dazu geführt, dass es jetzt so ist. Vom Potenzial, musikalisch gesehen, hätten wir aber meiner Meinung nach wirklich das Zeug dazu gehabt, diesen Durchbruch zu schaffen. Aber es ist eben so wie es ist und das muss man dann auch akzeptieren.

subtext.at: Wie findet ihr hat sich in den 10 Jahren From Dawn To Fall die Musiklandschaft um euch herum entwickelt? Glaubt ihr die Zukunft dieser Band hätte vielleicht anders aussehen können unter bestimmten Rahmenbedingungen?
Philip:
Prinzipiell ist das momentan schon eine super Zeit für österreichische Musikerm muss man sagenm und diese Bands haben sich das auch alle redlich verdient. Die Öffentlichkeit legt momentan einfach eine andere Wertschätzung gegenüber heimischer Künstler an den Tag, als das vielleicht der Fall war, als wir begonnen haben. Auf der anderen Seite ist es mit der Musik, die wir machen, in Österreich relativ schwierig diesen klassischen Weg zu gehen. Aber das kannst du als Musiker selten selber beeinflussen. Du kannst nur hart arbeiten und hoffen, dass sich diese anderen Faktoren, die da mitspielen irgendwie ergeben. Vielleicht hätte Bilderbuch mit dem was sie jetzt machen vor 10 Jahren genauso funktioniert, vielleicht hätts aber auch keine Sau interessiert – bei Wanda genauso. Aber die Aufmerksamkeit ist momentan einfach da, auch von den größeren Medien und es wird viel mehr auf alternative Musik geschaut. Auf der anderen Seite muss man auch sagen, was wir in diesen 10 Jahren erleben durften, diese Reisen, Touren und Konzerte, das wird auch nur sehr wenigen Band zu Teil. Das ist ja alles nicht selbstverständlich und dafür haben wir hart gearbeitet. Wenn jetzt viele Leute sagen „ihr seid dafür nie belohnt worden“ dann stimmt das finde ich so nicht. Wir habens halt bis zu einem gewissen Grad probiert und durften dabei viele großartige Sachen erleben. Mit englischsprachiger Rockmusik in Österreich war es medial gesehen auch immer etwas schwer. Wir hatten da schon immer das Gefühl, dass uns von vornherein die Authentizität abgesprochen wurde. Da tust du dir als österreichischen Band mit deutschen Texten deutlich leichter, weil du einfach mehr Kredibilität hast. Rückblickend gesehen haben wir da schon viel mehr erreicht, als sich die meisten Kids wenn sie eine Gitarre in die Hand nehmen erträumen und dafür sind wir extrem dankbar.

subtext.at: Wen ihr jetzt auf diese 10 Jahre zurückblickt, gibt es da großartige,  Momente, die euch sofort einfallen wenn man euch darauf anspricht?
Stoffl:
Es gibt grundsätzlich ganz viele unterschiedliche Momente, die uns bei so einer Frage immer in den Kopf schießen. Also da gibts so klassiker, wie dass wir 5 oder 6 Jahre hintereinander am Donauinselfest gespielt haben. Die Bühnen wurden immer größer. Wir sind nach Japan geflogen und haben am anderen Ende der Welt eine Tour gespielt, wo sich echt wahnsinnig viele Leute einen Haxen ausgefreut haben, dass sie uns sehen können. Die Europatour mit Mest – das sind so Sachen ganz sicher nicht vergessen. Das bleibt für immer!
Dany:
Ganz sicher auch die CD Produktionen. Wir waren für Rising längere Zeit in Rom, für BLVRS in Kopenhagen, für die erste Platte auf der Berghütte. Das sind so Dinge, die mir gleich in den Sinn kommen.
Jojo:
Und natürlich haufenweise Konzerte. Wenn ich so drüber nachdenke gibts wahrscheinlich zu jedem Konzert irgendeine lustige Geschichte.

subtext.at: Was war in den 10 Jahren die lästigste Interviewfrage, die euch gestellt wurde?
Jojo:
Warum klingt euer Album so wie Paramore?“ (Gelächter)
Philip:
Die Fragen nach dem Bandnamen waren auch immer so eine Sache…
Stoffl:
(lacht) Ich wette du hattest auch vor diese Frage zu stellen, oder?
Philip:
Ich glaub da gibts jetzt gar nicht so viele. Die blöden Fragen sind immer die, auf die man keine Antwort weiß...

subtext.at: Danke dass ihr euch die Zeit hierfür genommen habt und viel Spaß bei den letzten beiden Shows!

 

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.