KOKO: Schubladen adé

Bald ist es da, das Debütalbum von KOKO. Seit ihrer EP von 2013 ist viel passiert, das hinterlässt auch Spuren in der Musik. Wer braucht schon Schubladen, wenn man KOKO hat? Gekonnt zeigen sie, was Postrock, Drone, Electronica und Prog-Rock kann und soll. Vor allem aus Österreich.

Ich hör die Platte zum ersten Mal durch, nebenbei. Ok, interessante Beats, etwas gewöhnungsbedürftiger Gesang, starke Basslinien. Ziemlich überraschend taucht aus dem Nichts ein Saxophon auf. Es vergeht eine Woche, nächster Versuch. KOKO ist mir bis dahin kein Begriff, das gleichnamige Album, das am 29. Oktober offiziell im Chelsea in Wien releast wird, bietet insgesamt acht Songs.

Man kann ihnen auf keinen Fall einen Einheitsbrei vorhalten, nicht in dem Sinn, massentaugliche Musik zu machen, sondern einmal einen guten Song geschrieben und dann das gleiche mal acht, gleiche Struktur, gleicher Einsatz der Instrumente, ähnliche Texte.

Ganz eigen ziehen mich KOKO in ihren Bann, sehr verschiedene Songs, aber dennoch scheint es irgendwo zwischen deepen elektronischen Beats, Prog-Rock-Gitarre und neurotischem Gesang ein Konzept zu geben. Würde man die Songs einzeln irgendwo zufällig hören, weiß man sehr schnell, dass es KOKO ist.

Was andere Bands oft daran hindert, Fans zu sammeln und mit ihrer Musik zu begeistern (oder was auch immer die Intention dahinter ist, soll ja verschiedene geben) schaffen KOKO mühelos. Es gibt keine klare Grenze zwischen den Genres, die sich auf diesem Album finden, vielmehr ein Konglomerat aus Jahrzehnten der Musikgeschichte.

Zusammengehalten von der Rhythmusfraktion der Band, gibt es viel Raum, den Gesang, Gitarre und Saxophon füllen können – und auch machen. Neben bewusst minimalistisch gehaltenen Passagen finden sich wuchtige Riffs, wie in „Kscheit“ oder „Wabbel“, die den Hörer aus der Sphäre reißen, in der er vom vorigen Lied noch schwirrt. Oder, wie der Eröffnungstrack „Blastin“ zeigt, der Gesang im Vordergrund steht und von langsamen Beats mit Kopfnick-Potenzial samt Synth-Flächen begleitet wird.

Bands aus Österreich, bitte hören und was lernen. Dass es keine Vielfalt gibt in der hiesigen Musikszene, ist sowieso ein Vorurteil, das nicht hält, dennoch kann man sich die ein oder andere Scheibe von KOKO abschneiden.

Beschäftigt man sich einige Zeit mit Musik, die, sagen wir, eingängiger ist, und wieder Lust hat, etwas zu entdecken und rein zu hören – ab 28. Oktober ist die neue Platte von KOKO erhältlich. Appetit kann man sich jetzt bereits holen, „Salsa“ kann man samt Musikvideo schon auf YouTube finden.

 

Schreibt seit längerem, macht noch länger Musik. Mal erfolgreich, mal weniger - und versucht das Beste aus dem doch irgendwie dörflichen Innsbruck zu machen.