XOV: Born to be wild

Mit „Wild“ hat der Iraner Damian Ardestani, besser bekannt als XOV, endlich einen Weg gefunden, der es ihm erlaubt, sich nach all den mühevollen Jahren seinen inneren Dämonen zu entledigen. Man kann sich den 29-Jährigen nach den ersten Durchgängen der Platte als Mann der Tat vorstellen, der aufbegehrt, für seine Meinung einsteht und sagt, was er denkt – auch wenn es unweigerlich zu Problemen führt. Das ist auch das Erfreuliche an „Wild“, denn das Album kommt ganz und gar aufrichtig, offen und ungekünstelt um die Ecke.

Ardestani, der aus dem Iran stammt und seit seiner Kindheit in Schweden beheimatet ist, greift allseits bekannte Zutaten aus der derzeitigen Popkultur auf und dennoch klingt sein Debütalbum nicht nach jemandem, der keine eigene Vision verfolgt und nur abkupfert. Schon die Single „Lucifer“ bringt eigentlich alles auf den Punkt, was die Platte ausmacht: Modern produzierter R’n’B, tanzflächenfreundliche Beats, eingängiger Refrain. Textlich hat kein Geringerer als der Teufel höchstpersönlich seine Finger mit ihm Spiel.

XOV klingt wie jemand, der schon einiges hinter sich hat und dennoch nicht aufgibt. „I can see the sharks in the flood, sha la la la la, they’re out for your blood“, heißt es lakonisch an passender Stelle. „I’m rollin‘ in the deep, might be restin‘ with the fishes“, an anderer. Der Musiker, der sich in der aktuellen Asylantenkrise mit seiner Non-Profit-Organisation I AM YOU vor Ort um Flüchtlinge kümmert, spannt auf „Wild“ sein eigenes Netz aus und erzählt von Zerwürfnissen, persönlichen Pleiten, Gewalt, Drogensucht, Kriminalität und Selbstzweifeln, von großen und kleinen Katastrophen eben, die den Menschen, hier in schwedischen Vorstädten wie Tensta, den Lebensmut rauben, wenn sie mit Migrationshintergrund auf Neonazis treffen. Ein Werk der Straßenphilosophie, mal demütig, mal monumental, mal übermütig und lustvoll vorgetragen – wie es in der unberechenbaren Natur einer zwischenmenschlichen Beziehung eben zugrunde liegt.

Auf „Wild“ präsentiert sich XOV von seelischem Ballast befreit. Zwölf famose Songs wie das verletzliche „Boys Don’t Cry“ in 80er Manier, das sorglos und beschwingt intonierte „Blood Honey“ oder der treibende Titeltrack, die sich – wenn man sie lässt – zum Hintertürchen hineinschleichen, bis die ganze Platte fast nur noch aus Hits besteht.

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