Arca – Mutant

Statt einem fröhlichen Weihnachtsalbum liefert der venezolanische Künstler Arca ein sehr dystopisches, fragmentiertes Werk vor. Und spricht dabei wohl nicht jedermann damit an.

Alejandro Ghersis hat sich als Produzent elektronischer Musik bereits weltweit einen Namen gemacht: Teile von „Yeezus“ von Kanye West, „LP1“ von FKA Twigs oder „Vulnicura“ von Björk entstammen seinem Kopf. Mit seinen Soloarbeiten bewegt er sich aber ganz bewusst noch weiter vom eh schon oftmals vermiedenen Mainstream weg. „Stretch 1“ (2012) und „Xen“ (2014) waren nur Vorboten auf Mutant, das neue und nunmehr dritte Album des als Arca agierenden Elektro-Künstlers.

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Nur selten kommen menschliche Stimmen in seinen kurzen Stücken vor. Vielmehr konzentriert er sich auf Mutant darauf, Töne und Klänge mehr und mehr zu entfremden, sie teilweise nervig zu wiederholen, in Dauerschleife abzuspielen, um ein gewisses Gefühl des Unwohlseins hervorzurufen. Das passt wahrscheinlich nicht zu jeder Stimmungslage des Hörers. Diese zu Musik gewordene Chaostheorie birgt aber eine ganz eigene Persönlichkeit, mit der man sich über kurz oder lang auch anfreundet. Aber – und das denkt man sich nicht oft – könnte es auch ein grandioser Soundtrack eines Films über die postapokalyptische Welt sein. Sehr düster, wenig erheiternd und doch mitreißend.

Die zwanzig (!) Tracks auf Mutant sind zwischen 43 Sekunden und 7 Minuten 27 Sekunden lang, jeder in seiner eigenen Form einzig- und andersartig. Manchmal fast zu schrill (Gratitud), manchmal wunderschön (Extent) und durchgehend eigentlich unrund und rund zugleich. Für Freunde düsterer elektronischer Musik scheint Mutant ein passendes Weihnachtsgeschenk. Für den Autor dieser Zeilen aber waren die Tracks zwar in ihrer Machart spannend und interessant anzuhören – jedoch wären sie nichts für eine Dauerbeschallung bis Weihnachten.

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Arca im Netz:

29 Jahre alt - Literarischer Blogger (Neon|Wilderness), Autor ("Volle Distanz. Näher zu dir"), Medienblogger (dominikleitner.com), Printschreiber (MFG Magazin), freier Journalist (u.a. BZ), CD-Kritiker (subtext.at) und Detektiv (365guteDinge)