DREADED DOWNFALL: Farewell To Greatness

Dreaded Downfall haben zwei Jahre lang Blut, Schweiß und Tränen vergossen um ihr Debütalbum fertigzustellen und haben dabei nichts dem Zufall überlassen. So lassen sich die 10 Stücke, die sich nun auf dem fertigen Endprodukt „Farewell To Greatness“ befinden, was Eingägigkeit und Qualität angeht kaum zu wünschen übrig. Ein modernes Post-Hardcore Album,  das zwar das Rad nicht neu erfindet, dafür aber aber mit jeder Menge Herz und durchgehend hohem Niveau punktet.

Aber nochmal zurück zum Anfang. Wo der letzte Warnschuss, die 2013er-EP „Idols For The Broken“ noch viel stärker in rythmischem Metalcore-Gefilden verwurzelt war, scheinen Dreaded Downfall mittlerweile einen viel eigenständigeren Sound gefunden zu haben der noch stärker auf die unglaubliche Treffsicherheit der Melodien abzielt, die die Jungs hier auffahren. Geradlinigere, für Post-Hardcore typische Arrangements, grandiose Refrains und vereinzelte fiese, technisch anspruchsvolle Passagen prägen nun folglich das Bild. Dabei lassen die Wahl-Wiener ihre bisherige Bandgeschichte revue passieren und legen offen was sie bis heute antreibt – ihre Liebe zur Musik.

So beginnt Lines That Lead Us Here mit einem Monolog von Sänger Lukas Mantsch, ehe das Energiebündel von Song davonstürmt wie ein Bulle, den man aus dem Gehege gelassen hat. Die mehrstimmigen Vocals, die durch die Platte hindurch immer dann auftauchen, wenn zum ganz großen Wurf ausgeholt wird sind das Sahnehäubchen auf dem furiosen Start. Scars As Medals übernimmt das hohe Energielevel mühelos und mischt Architects-artige Breaks in das hochmelodische Songwriting. Auch hier wird der epische Schlussteil (>>just one more step / please take it now / without regret<<) geschlossen in der Gruppe vorgetragen und versetzt einen in regelrechte Aufbruchstimmung. My Revelation Left A Note drückt ebenfalls ordentlich auf die Tube, nur um einen dann mit einem entschleunigten, angenehm poppigen Refrain zu überrauschen und das bereits letztes Jahr als Single veröffentlichte Promises besiegelt den unfassbar starken Einstieg ins Album.

You Left… ist das wohl ziespältigste Stück auf der Platte. Der überaufdringliche Synthie-Einsatz erschlägt einen fast und lässt den Song etwas zu sehr in die Enter Shikari Ecke abdriften, als es ihm gut tut. Dafür ist das Feature mit Normandy Sänger Johann Lindström überaus gelungen. Das nachfolgende Lost macht überhaupt keinen Hehl aus seinem Anspruch, als absolute Live-Hymne geschrieben worden zu sein. Gangshouts, Whoa-Chöre, gut platzierte Breaks und ein absoluter Killerrefrain – Alles dabei! Da können A Day To Remember & Co. auch nur staunen.

Das recht straight, aber energisch rockende Doppelpack Dear Father und …I’m Broken bietet vielleicht sogar das rundeste Songwriting auf dem ganzen Album. Außerdem erinnern beide Songs phasenweise (im positiven Sinne) and die jüngsten Bring Me The Horizon Platten. Apropos Einflüsse: Das Intro zu At Least We Tried lässt einen glatt an While She Sleeps denken. Hier darf auch mal ein Klavier herhalten um dem Abwechslungsreichtum genüge zu tun. Ihre versöhnliche, zarte Seite (sollte nach der Choices Akustik-EP auch Niemanden zu sehr überraschen) zeigen Dreaded Downfall dann auch noch – mit dem abschließenden Titelstück.

Farewell To Greatness ist ein starkes Debüt, das in der Summe seiner Teile ebenso funktioniert wie die einzelnen Songs für sich genommen. Man merkt die Liebe zum Detail und die Sorgsamkeit mit der sichergestellt wurde dass sich hier ja kein unnötiges Füllmaterial einnistet. Manche werden mit der teils schon recht überladen daherkommenden Produktionweise wohl ihre Schwierigkeiten haben – Genrefans werden fürs Hinhören aber definitiv belohnt. Dreaded Downfall sind sich ihrer Stärken überaus bewusst, stellen sie gekonnt in den Vordergrund und verstehen es den Zuhörer von Sekunde 1 an zu fesseln.

Die Krönung des Ganzen? Dieses komplette Werk wurde in Eigenregie aufgenommen und wird daher auch von der Band DIY-mäßig veröffentlicht. Die Crowdfunding-Kampagne zur Finanzierung des Albums auf Startnext läuft noch ein paar Tage. Unterstützern der heimischen Hard & Heavy Szene erhalten an dieser Stelle von mir den Ratschlag, ihr Weihnachtsgeld sinnvoll zu investieren und diese sympathischen Jungs zu unterstützen. https://www.startnext.com/dreadeddownfall

https://www.youtube.com/watch?v=3cEEdNbDLOo

farewell-to-greatnessTracklist

01. Lines That Lead Us Here
02. Scars As Medals
03. My Revelation Left A Note
04. Promise
05. You Left… (feat. Johann Lindström of Normandy)
06. Lost
07. Dear Father
08. …I’m Broken
09. At Least We Tried
10. Farewell To Greatness

VÖ: 07.01.2016, self-released

 

 

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.