Red City Radio: Scheiß auf Labels

Mit etwas Verspätung, gibt es nun auch das Interview, welches wir  bei ihrem Posthof Stop mit Red City Radio geführt haben. Sänger Garrett Dale nahm sich die Zeit und gab ein Statement darüber ab, was in der Musik wichtig ist und was nicht.

aubtext.at: Danke Garrett, dass du dir die Zeit nimmst. Ihr seid jetzt fast 10 Jahre im Geschäft, halb so lange wie Anti Flag die ihr heute supportet. Fühlt man sich da schon alt?
Garrett: Ich sag danke für die Möglichkeit. In der Theorie sind wir erst nächstes Jahr 10 Jahre eine Band. Ich glaube nicht, dass wir darüber nachdenken, wie lange es uns schon gibt. Die Band verändert sich ständig und jedes mal, ist es wieder etwas komplett anderes als zuvor. Verstehst du? Aber es ist natürlich schon cool darüber nachzudenken, dass wir das alles schon so lange machen. Wir lieben es einfach, auf Tour zu sein und Rock ’n‘ Roll zu spielen, aber wir sind noch lange nicht am Gipfel oder am Ende angekommen.

aubtext.at: Ich habe mir gestern wiedermal eure Homepage angesehen und wenn ein Fan im Jahre 2015 Informationen sucht, wird er sehr enttäuscht sein. Alles von den Tour Daten angefangen, über die News, bis hin zu eurer Biographie, verweist schlicht auf Facebook. Seid ihr große Fans von diesem Trend hin zu Social Media Kanälen, speziell Facebook, als neues primäres Kommunikationsmittel zwischen Bands und ihren Fans?
Garrett: Ich will ehrlich mit dir sein. Ich bin nicht die beste Person für diese Frage, ich bin nicht bei Facebook und ich betreue auch nicht die Homepage. Wir haben so viele Follower und nur ein Teil davon sieht, was wir posten, wenn wir uns weigern, dafür zu zahlen. Facebook ist eigentlich nur ein anderer Weg, Musiker davon zu überzeugen, etwas anderes mit ihrem Leben anzufangen. Generell mit Instagram und all diesen anderen Werkzeugen, um mit den Fans zu interagieren. Red City Radio-Fans wissen, dass es sehr einfach ist, alles über uns zu erfahren. Wenn jemand eine Frage hat, kann er uns direkt über unsere privaten Instagram und Facebook Accounts schreiben. Schreibt uns einfach und ihr bekommt eine Antwort. Aber dass unsere Tourtermine nicht auf der Website sind, wusste ich echt nicht.

aubtext.at: Also ist es euch sehr wichtig, direkten Kontakt mit euren Fans zu halten?
Garrett: Klar, wir wollen jedem die Chance geben, uns das zu fragen was er will.

subtext.at: Sind die meisten Fragen gut oder dumm?
Garrett: Uns fragt eigentlich niemand etwas dummes, keiner will uns wirklich nerven. Aber manchmal wenn du eine Show spielst, auf der viele fremde Menschen sind, die mit einem sprechen wollen, kann es ein bisschen beunruhigend, ein bisschen einschüchternd sein, weil ich niemanden das Gefühl geben will, ich nehme mir nicht genug Zeit für ihn oder will ihn los werden. Da kann es dann schon mal rauer zugehen. Aber wenn jemand von Angesicht zu Angesicht mit uns sprechen will, wird sich jedes Mitglied von Red City Radio Zeit für ihn nehmen.

subtext.at: Viele Bands verwenden Instagram auch, um die Fans an privaten bzw. sehr persönlichen Momenten auf Tour teilhaben zu lassen. Wie denkst du darüber?
Garrett: Die Band ist etwas sehr Privates für mich. Ich verwende zwar den Bus und poste auf meinem privaten Account Fotos von Essen und Tieren die ich süß finde, wie jeder andere auch. Aber der Band Account wird nur für Red City Radio Zeug verwendet, nicht für Privates.

@ Andreas Wörister

@ Andreas Wörister

subtext.at: Zuletzt gab es ein paar eklatante Änderungen bei euch. Paul Pendley hat die Band verlassen, wie ich hörte auf freundschaftliche Art. Kannst du erklären wieso er nicht mehr dabei ist?
Garrett: Das ist eigentlich schon lange her, fast zwei Jahre, November 2013 um genau zu sein. Ryan Donovan ist für ihn gekommen und er ist eine großartige Bereicherung für die Band. Er hat neues Leben, einen neuen Style, neue Ideen gebracht und er geht Dinge komplett anders an als jeder von uns. Wie ich schon gesagt habe, Red City Radio wird sich immer weiterentwickeln und es ist entscheidend, wie man mit Veränderungen umgeht und mit der neuen Situation wächst. Ich kann dir sagen, dass wir alle sehr glücklich sind mit diesem neuen Evolutionsschritt.

subtext.at: Weiters habt ihr euer Label gewechselt. Ihr seid nun bei Stable Records und nicht mehr beim größeren Paper + Plastic Records. Wieso?
Garrett: Paper + Plastic records war unser erstes Label, wo wir auch unser erstes Album veröffentlicht haben und jetzt sind wir eben bei Stable für unsere dritte Scheibe. Solche Dinge passieren einfach. Wenn es um Labels geht möchte ich dir jetzt eines mitgeben. Wer gibt einen Scheissdreck darauf, bei welchem Label wir sind? Ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal, bei welchem meine Lieblingsbands sind. Es gibt zwar definitiv ein paar richtig coole Labels, die guten Bands geholfen haben, aber ganz ehrlich – den Fans ist das scheißegal. Ich will guten Rock ’n‘ Roll mit guten Menschen hören, ich möchte mir guten Rock ’n‘ Roll mit guten Menschen ansehen und ich möchte Musik für gute Menschen machen. Das ist das einzige, was mir wichtig ist.

subtext.at: Kommen wir nun zu eurem aktuellen Album. Es ist komplett anders als alle anderen zuvor. Weniger aggressiv, manche Lieder Balladen und die Titel sind markanter, kürzer geworden. Wieso dieser Wandel? Denkst du es war notwendig, für euch als Band, um zu wachsen? Zum Beispiel „In Meantime“ sticht hervor und hätte ich in der Form von euch nie erwartet.
Garrett: Die Titel haben keine Bedeutung. Wir schreiben einfach ein Album. Manchmal hat man etwas Lustiges zu sagen, manchmal nicht, es ist wie es ist. Wir werden uns immer verändern, das nächste Album wird auch wieder komplett anders sein, als das aktuelle. Und vielleicht können wir unseren Fans da draußen lehren, nie selbstzufrieden zu sein, und dass man immer für Wandel bereit sein muss. Denn er kommt.

subtext.at: Kannst du vielleicht die Veränderungen im Sound etwas erklären?
Garrett: Ich schreibe keinen Song mit dem Vorsatz er soll aggressiv sein oder nicht. Das passiert so nicht, Songs entstehen ganz natürlich. Ich denke eine der coolsten Eigenschaften von Musik ist, dass sie natürlich ist. Mach einfach das, was du gerade fühlst. Echt, wir haben 2015. Jeder hat den gleichen Mist schon tausendmal gehört. Jeder möchte so rockig, so punk sein wie möglich, das alles hat keine Bedeutung. Was von Bedeutung ist, dass du darüber schreibst was dich glücklich macht und als Fan die Musik zu finden, die dich glücklich macht. Eines möchte ich dir über unser neues Album sagen. Ich bin verdammt stolz darauf, ich liebe es. Ich denke meine Band hat eine Menge positiver Energie hinein gesteckt und als Teil dieser Gruppe liebe ich es mit jedem hören noch viel mehr, es ist die beste Platte die wir je veröffentlicht haben. Vielleicht widersprechen mir Fans von aggressiver Musik und ich bin glücklich darüber, dass sie es sich angehört haben, um sich eine Meinung zu bilden. Aber wenn du vielleicht kein Freund unseres neuen Album bist, gib es einfach jemanden von dem du denkst, es könnte ihm gefallen. Vielleicht ist unser nächstes Album wieder aggressiver, ich weiß es jetzt noch nicht. Wir sind noch nicht dabei es zu schreiben. Ich habe zwar ein paar Blaupausen zusammen, aber noch nichts konkretes. Eines ist aber klar, ich werde nicht hetzen beim Schreiben, und ich werde es auch nicht verändern, um es zugänglicher für unsere Fans oder andere Menschen zu machen. Was wir machen werden, als Band, ist ein weiteres großartiges Album zu veröffentlichen, das uns glücklich macht und von dem wir 100% überzeugt sind, es der Welt zu zeigen und wir werden damit nicht aufhören, bis wir Schluss machen. *Lacht*

@ Andreas Wörister

@ Andreas Wörister

subtext.at: Kommen wir nun zu meiner Kategorie Wordrap. Ich gebe dir den Satzanfang vor und du vollendest diesen bitte. Mein wichtigster Gegenstand auf Tour ist…
Garrett: Meine positive Einstellung. Ich liebe mein Handy, ich liebe die Musik darauf, ich liebe manche Apps und ich liebe es, Kontakt mit meiner Familie und Freunden zuhause zu halten. Aber brauche ich es? Nicht wirklich. Das einzige was ich liebe und auf der Tour mithabe, ist meine positive Haltung und die Aussicht auf eine großartige Zeit und ich gebe mein Bestes, um andere Menschen zum Lächeln zu bringen.

subtext.at: Wäre ich nicht Musiker geworden, wäre mein Job heute..
Garrett: Tourmanager, Merchtyp, Bookingagent. Irgendetwas was mich auf der Straße hält und mich Teil von Rock ‚ n‘ Roll sein lässt. Vielleicht würde ich Bands interviewen, vielleicht einen Blog starten, vielleicht Gitarren produzieren, vielleicht auch nicht. Ich könnte mir nicht vorstellen, ein anderer Mensch zu sein als ich bin. Ich liebe Rock ’n‘ Roll und generell Musik seit ich ein kleines Kind bin. Ich sage nicht, dass ich geboren wurde das zu tun was ich jetzt mache, aber ich werde verdammt nochmal dafür leben.

subtext.at: Der lustigste Moment auf Tour war…
Garrett: Ich hab keine Ahnung. Jeden Tag passiert etwas Lächerliches. Wir sind glückliche Typen. Ich weiß das ist jetzt keine coole Antwort.

subtext.at: Vielleicht der seltsamste Moment?
Garrett: Ich würde sagen, der war letzte Nacht in unserem Hostel in Prag. Da gab es eine MMA Trainingshalle und die Jungs von Trophy Eyes haben gerade ihr Zeug verstaut, als die plötzlich angefangen haben, sich mit einem Baseballschläger gegenseitig in den Magen und überall hin zu schlagen. Ein verdammter Baseballschläger! Ich bin nur dagesessen und hab gelacht. Ich liebe diese verrückten Australier, die sind einfach unglaublich komisch.

subtext.at: Kommen wir nun zum Ende, nochmals Danke für das Interview. Wo siehst du Red City Radio in fünf Jahren?
Garrett: In fünf Jahren sehe ich mich, dass fünfjährige Jubiläum dieses Interviews zu feiern. *Lacht* Ich hoffe einfach, dass ich 2020 noch das Schöne im Leben sehen kann.

subtext.at: Vielleicht gehört der Nightliner von Anti Flag in fünf Jahren euch.
Garrett: Das wäre natürlich großartig. *lacht*

Musikliebhaber, Festivalreisender, Konzertsüchtig, Vinylnerd, Photograph, Konzertveranstalter, Linz-Liebhaber