Kreisky – blicken noch immer auf die Alpen!

Kreisky. Eigentlich muss man sie nicht mehr vorstellen. Ruhig ist es um sie in letzter Zeit geworden – kein Wunder, sind Franz Wenzel, Gregor Tischberger, Klaus Mitter und Max Offenhuber doch auch schon etwas älter geworden, und müssen dadurch auch anderen Verpflichtungen als der Musik nachkommen. Vergangenen Mittwoch bewiesen sie allerdings im Linzer Central, dass sie noch lange nicht zum alten musikalischen Eisen gehören!

Das Wetter draußen passte sich der Musik von Kreisky an – es herrschte Donnerwetter. Entsprechend durchnässt fanden sich dann auch gut 100 Weggefährten im ehemaligen Kino und nunmehrigen Veranstaltungszeitraum im Linzer Central ein. Man merkte gleich: fast jeder, der hier erschienen war, hatte Kreisky schon zumindest einmal live miterlebt. Supportet wurden sie an diesem Abend – wie so oft in Linz und Umgebung – von „Mann aus Marseille“. Die werden kommenden Herbst ihr neues Album präsentieren, und lieferten auch im Central schon einige Kostproben ab. Man darf sich freuen – deutschsprachiger Pop scheint in Linz wieder mehr en vogue zu werden. Für mich persönlich: immer her damit!

Kreisky selbst boten das, was man von Kreisky erwartet. Auch, oder gerade wenn seit „Blick auf die Alpen“ bereits zwei Jahre vergangen sind. Zuerst allerdings wurde ich desillusioniert: bislang habe ich ja immer geglaubt, dass irgendwann mal die Rolling Stones auf „Steel Wheelchair“-Tour gehen werden. Doch dem war nicht so. Auch eine aufgrund des tückischen Mühlviertler Mooses gebrochene Ferse von Gitarrist Max stoppt Kreisky nicht. Dafür darf dann auch gern mal applaudiert werden! Die Atmosphäre während des Gigs dann: freundschaftlich, fast wie im Wohnzimmer. Auch ältere Nummern wie „Rolltreppe“ – das, Zitat Wenzel, „Craft Beer“ unter den Kreisky-Songs, wurden energiegeladen wie eh und je performt. „Pipelines“ wird ebenso gefeiert wie „Alte Männer wie wir regieren die Welt“ – man merkte, dass das Publikum mit der Band vertraut war. Und sobald dann auch das zweite Bier von der Bar eingetroffen ist, wird auch die Stimmung ausgelassener. Da und dort hätte man sich aber doch etwas mehr Enthusiasmus im Publikum gewünscht – denn eines sind Kreisky nicht: alte „Asthma“-Tiker, die sich von einer Lappalie wie einem Fersenbruch stoppen lassen, und noch immer eine der besten Live-Bands des Landes!

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.