Musik, Liebe, Freunde, Gemütlichkeit: Noppen Air 2016

Liebe Festivalsaison: fühl dich somit eröffnet, das Noppen Air 2016 ist passé! 21 Jahre lang begeistert das kleine Festival im oberösterreichischen Neußerling seine Gäste –  und wie schon seit einigen Jahren auch uns. Mit „Seiler & Speer“, „Kytes“, „Rakede“, „dicht und ergreifend“ und vielen mehr schrieb eines unserer Lieblings-Festivals Geschichte.

Das Noppen Air ist wie jedes Jahr ein Highlight in der Festivalsaison. Warum das so ist, lässt sich nicht so eindeutig erklären. Es liegt sicher auch an der Lage, Größe und Musik. Aber vielleicht ist es für mich – nach neun Jahren – schon so fast so etwas wie ein Nachhausekommen. Ein Festival, das wie ein kleines Dorf ist, wo sich (fast) alle Menschen kennen. Wo man den Festivalnachbarn gleich ins Herz schließt und sich auch Jahre später noch an ihn erinnert. Wo oft die Musik nicht im Mittelpunkt steht (sorry an den Booker an dieser Stelle!), sondern die Leute das ganze Spektakel tragen, und das Gefühl geben, zu einer großen Familie zu gehören. Ich denke, das ist der Hauptgrund, warum ich mich jedes Jahr wie ein kleines Kind auf Ende April freue. Zweiter Grund: natürlich die Musik.

Musikalisch war vieles zum Mitwippen, Springen, Pogen, Abshaken und komplett Durchdrehen dabei. Es ist ja schon fast Tradition, das das Noppen Air Musikfestival von einer lokalen Band eröffnet wird, das Vergnügen hatte heuer die Punk-Rock Band „Nein Franz“. Gleichzeitig war es auch die Release Show ihres neuem Albums „Apfelgarten“, das man Gerüchten zufolge auch bald wieder live in heimischen Gefilden hören kann. Mit viel „Bumm“ ging es dann auch mit Rammelhof weiter. Nicht nur ihr bekanntestes Lied – „Vladimir Putin“ – überzeugte den schon gut gefüllten Noppenhof. Erwähnenswert ist nicht nur der musikalische Aspekt der Band, sonder auch die Tatsache, dass es zu jedem Lied eine eigene Performance gab. Da teilte sich der notgeile Steueradler, mit der flauschigen Schmusekatze das Billa/Hofer/Spar/Kik-Sackerl und dem blutrünstigen Vladimir Putin die Bühne. So viel Energie, Engagement und Motivation habe ich schon lange nicht mehr gesehen – danke für den frischen Wind! Zugegeben: bei „Viech“ zähle ich mich doch eher zu den 15-pöus-Jährigen Fangirls – nur knapp schaffte ich es nicht, in der ersten Reihe kreischend und luftschnappend zugleich alle Texte mitzusingen. Stolz um meine Zurückhaltung, genoss ich die fantastische Show der Jungs von Anfang bis zum Ende.

Bevor Cosby die Bühne betrat, war es (endlich) Zeit für den wahren Grund meines Besuchs am Festival: ich spreche natürlich von den grandiosen Noppenburger :). Saftig, gschmackig und deliziös wie jedes Jahr – 10 von 10 Punkten. Als kulinarische Spezialität sind auch die veganen Cevapcici zu erwähnen: ein Hoch auf die talentierten Köche.

„Cosby“ – Augen zu, Mund vor Staunen offen. Obwohl die Sängerin krank war, ließ sie sich das nicht anmerken – und zelebrierte ihren Auftritt. Ich kann der Beschreibung der Noppen-Crew nur zustimmen: „Zauberhafte schöne Stimme, eingängige Elektro-Pop-Klänge und Tanzen!“. Ja – und getanzt wurde so was von. Die Seifenblasenmaschine schaffte dann noch den Rest – so schön, dass es schon fast kitschig war.

Auf den Headliner „Kytes“ war ich schon besonders gespannt. Klarerweise topvorbereitet kannte ich jedes Lied von ihnen, das auf Youtube und Spotify zu finden war ;)! Auf Platte klangen die Jungs aus München sehr vielversprechend, live konnten sie mich leider nicht umhauen. Da fehlte mir das gewisse Etwas. Dass Meinungen sehr subjektiv sind, bewiesen die vielen Menschen dies lauthals vor der Bühne alles gaben und tanzten, als gäbe es kein Morgen mehr.

Das Schlusslicht machten die Oberösterreicher „Ant Antic“. Bis zum bitteren Ende bei der Stage blieben dann leider nicht mehr ganz so viele Menschen, obwohl es die Band durchaus verdient hätte. Mit melancholische und schwerelosen Beats verabschiedet sich der erste Festivaltag – zumindest vor der Bühne. In den Bars und am Gelände ging es wie auch in den Jahren davor weiter bis in die späten (und auch früheren) Morgenstunden.

Mit brummendem Kopf und flauem Magen startete ich in den Morgen. Der idyllische Ausblick wurde mit lauter Musik unterschiedlichster Genres verschönert – so aufzuwachen ist schon was Einzigartiges.

Erste Punkt auf dem Programm war das Hauseigene subtext on Tour-Flunkyball-Turnier. Hierbei war die Nachfrage sehr groß – deswegen auch die Warteliste sehr lange. Wettervoraussetzungen für diese Sensation waren gut bis leichter Regen, die Mannschaften waren (fast) alle startklar und somit stand dem Wettkampf nichts mehr im Weg. Knapp drei Stunden und Unmengen an getrunkenem Bier später stand ein Sieger des ersten offical Flunkyballtuniers am Noppen Air fest. Wir gratulieren noch einmal von Herzen den Team STURZ!

Den zweiten Tag eröffnete „Julian Kleiss“. Eigentlich ein „Dosiger / Heimischer“, einzigartiger Gitarrist. Sein siebenjähriger Auslandsaufenthalt ist wahrscheinlich der Grund, warum er noch nicht bekannter ist in der österreichischen Musiklandschaft – hoffentlich in der nächsten Zeit wieder öfters unterwegs!  Und es ging ruhig weiter: mit „AVEC“. Auch wenn sie auf der großen Bühne etwas schüchtern, ja fast schon verloren wirkte, ist sie eine junge, sehr vielversprechende Musikerin, die mit ihrer Musik alle ins Staunen versetzte. Und hat hat seit dem letzten Auftritt einige neue Songs mit im Gepäck – da freut man sich schon auf die kommende Festivalsaison, da die talentierte Dame da viel „on tour“ sein wird. Bayrisch, und wieder mit viel „Bumm“ ging es dann weiter mit „dicht und ergreifend“. Die mit ihrem Album „Dampf der Giganten“ in Deutschland und Österreich wie ein Komet eingeschlagen sind. An einen Wirbelwind erinnern auch die beiden Frontmänner George und Lef, die schon am späten Nachmittag die Energiereserven des Publikums aufbrauchten. Und viel zu schnell war die Show dann auch schon wieder vorbei – und zurück blieben durchschwitzte T-Shirts und Pullis.
Bevor der Quasi-Headliner an der Reihe war, gab es noch etwas außergewöhnliche Musik, die bis tief unter die Gürtelliene abzielt. Von „Schnipo Schranke“. Ich denke, von den Mädles muss man schon ein Fan sein, damit sie gefallen – ich mag sie, sehr sogar. Auch mit Pisse.

Danach kam der schon stark erwartete Headliner „Seiler und Speer“. Zugegeben, selbst ich könnte lauthals bei ein, zwei Liedern mitsingen, aber als Fan würde ich mich deswegen nicht unbedingt bezeichnen. Mein Plan, mich etwas weiter hinten zu verkriechen, schlug leider fehl, und schon nach kurzer Zeit war ich von gefühlten Tausenden von Menschen umgeben, die mich wie den Schaum auf dem Meer hin und herschoben. Von der Musik bekam ich meiner beengten Situation nicht so viel mi. Deswegen kann ich von dem Auftritt nicht viel mehr sagen als: es waren viele Menschen dort, und der Noppenhof war gesteckt voll. Und ich denke, ihnen hat es gefallen.

Was dafür wieder eher mein Ding ist, sind die Boys von „Rakede“. Alle Triebwerke waren am Start um den Abend gebührend zu feiern. Dass sie in Österreich bekannter sind als in Deutschland, ist mir zwar immer noch ein Rätsel, aber am Noppen Air Festival waren sie sehr bekannt und somit wurde auch fleißig mitgesungen. Dass hier die Party so was von abgegangen ist, brauche ich denk ich nicht mehr extra erwähnen. Wer danach noch Energie hatte, um bei „The Max Boogaloos“ zu tanzen, ist meiner Meinung nach ein Wunderwuzzi. Musikalisch waren „The Max Boogaloos“ nett (jetzt nicht im Sinne von Scheiße) und perfekt für den Festivalausklang geeignet – menschlich muss die Gruppe nochmal die Schulbank drücken. Auch wenn Menschen nerven, die auf die Bühne gehen, ist das jedoch noch lange kein Grund, diese mit dem Kopf voran hinunter zu treten – und sich trotz blutender Kopfverletzung bei der Person nicht zu entschuldigen, ist nicht das Erfolgsrezept, um sich eine große Fanbase zu schaffen. Wahrlich nicht!

Und um die Situation noch perfekt zu gestalten, begann es auch noch zu schneien – ich würde mal behaupten, dass es bessere Möglichkeiten gibt, um ein Festival zu beenden. Für mich ging es in der Nacht noch nach Hause. Wie der Frühschoppen am Sonntagvormittag war, kann ich somit leider nicht mehr beurteilen – aber so wie ich die Noppen-Crew und die Festivalbesucher kenne, war es wie jedes Jahr grandios! Für mich war es wieder eine wundervolle Zeit, und da die Festivalsaison mit dem 21. Noppen Air hiermit auch feierlich eröffnet, wurde steht einem musikalisch aufregenden Sommer nichts mehr im Weg.

Foto: Kaja Maslowski

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