Sunny Sunny Linzfest: Tag 2

Vielleicht ist es ein gutes Omen für den Weiterbestand des Linzfestes. Denn am zweiten und letzten Festivaltag zeigte sich die Sonne für die hoffentlich nicht letzte Party im Donaupark. Musikalisch untermalt wurde das ganze bei herrlichem Wetter unter anderem von Chili and the Whalekillers, Eloui, Nazar und den Headlinern Mono & Nikitaman.

Die Wahl der richtigen Kleidung erwies sich an diesem Tag als schwierig. Draußen scheint die Sonne, aber bleibt das auch bis in die Nacht so? Ja, blieb es! Die Temperaturen waren zwar merklich kühler als am Tag zuvor, dafür verwandelte sich der Donaupark in keinen südamerikanischen Sumpf wie am ersten Tag. Wohl auch deshalb war das muntere Treiben von Lentos bis zum Brucknerhaus intensiver. Eröffnen durften den Finaltag am Linzfest Chili and the Whalekillers. Ihr Power-Pop regte jeden vor der FM4 Bühne zum Tanzen an und war für mich die absolute Überraschung des Tages. Im Vorfeld nicht gekannt und darum auch wenig erwartet, wurde ich äußerst positiv überrascht. Auch eine politische Botschaft eine Woche vor dem zweiten Wahlgang der Bundespräsidentenwahl durfte nicht fehlen. Keine Stimme für Hofer!

Weiter gings dann mit Eloui. Die Wienerin versteht es, zig Instrumente zu spielen, wobei die Ukulele ihr Markenzeichen geworden ist. Leider holte sie diese erst recht spät aus dem Koffer. Auch generell konnte mich der Auftritt nicht vom Hocker reißen. Es gab jetzt nichts großartig zum Aussetzten, aber ihrem sehr ruhigen Pop fehlte etwas dieser eine Kick, der einen mitreißt.

Kurzer Wechsel dann zum Lentos, wo musikalische Abwechslung geboten wurde. Noise-Rock von Hella Comet stand am Programm – und der war großartig. Es tat gut, Genreabwechslung genießen zu können. Vor der malerischen Kulisse der Donau und des Ars Electronica Centers brachten die Grazer herrlich knackige Gitarren, einen ausgezeichneten weiblichen Gesang und atmosphärische Drumsequenzen auf die kleine Lentosbühne.

Neben der kurzen Sicherstellung von Biernachschub, folgte dann der wohl umstrittenste Rapper von ganz Österreich. Nazar ist musikalisch nicht unbedingt etwas für jedermann, berühmt vor allem durch die Auseinandersetzung mit den Freiheitlichen geworden. Heute hielt er sich zurück und bis auf ein paar amüsante und zweideutige Wortmeldungen mit kritischem Unterton, blieb es auch ruhig. Erstaunlich wenig war auch los im Donaupark – doch überraschend für einen Künstler dieser Größe.

Aber das blieb nicht lange so. Mono & Nikitaman sind eine Größe. Die (mittlerweile) Berliner sind jetzt seit über zehn Jahren ein fixer Bestandteil der Musiklandschaft. Wieso? Das bewiesen sie auf der FM4-Bühne. Mit Bengalos eingeläutet, wurde ein Stimmungsfeuerwerk abgelassen, das nicht nur die Künstler in Ekstase versetzte. Der Donaupark war verdienterweise darum auch bis auf den letzten Platz gefüllt und feierte eine riesige Party.

Ich hoffe, es war nicht die letzte! Darum jetzt zum Abschluss ein kleiner Aufruf. Linz braucht dieses Festival, es ist das Event, wo sich Linz trifft. Wo bei kostenlosem Eintritt die ersten Sommerstrahlen im Donaupark bei Bier und Sonnenbrille genossen werden. Es ist ein Wochenende, an dem sich die Linzer Kulturszene präsentieren kann. Ein Schmelztiegel der Kulturen, in dem alle gemeinsam feiern, frei von Hass, frei von Vorurteilen. Wo jeder Linzer, egal wie dick seine Geldbörse gefüllt ist, Kultur genießen kann. An all die Politiker von Rot, Schwarz und Blau, an den Herrn Bürgermeister: töten sie das Linzfest, töten sie auch eine der wichtigsten kulturellen Institutionen dieser Stadt! Darum Linzfest bleibt!

Fotos: Lisa Leeb und Andreas Wörister (Slih’s Photography)

Musikliebhaber, Festivalreisender, Konzertsüchtig, Vinylnerd, Photograph, Konzertveranstalter, Linz-Liebhaber