@Florian Trykowski / Maifeld Derby

Eine Liebeserklärung ans Maifeld Derby!

Kein Gewitter, kein Blitz, kein Starkregen, nicht einmal eine Autopanne konnten einem am Maifeld Derby 2016 die Freude nehmen. Obwohl „nur“ als normaler Gast nicht als subtext Journalist/Fotograf anwesend ist es mir ein inneres Bedürfnis, dieses Erlebnis in Worte zu fassen. Das muss etwas heißen wenn ich das ungeplant und freiwillig mache. Eine Liebeserklärung an das schönste Festival auf dem ich bisher war. Eine Liebeserklärung an die Crew, die Bands, die Securities, das Gelände, Tim, Timo und Achim.

Wenn man einmal die Zwanzig überschritten hat, sind Festivals nicht unbedingt dasselbe wie früher. Vom Anarchiegedanken, den man am ersten Nova Rock oder Frequency Festival hatte verabschiedet man sich zunehmends. Und daran sind nicht mal der vielleicht kommende Nachwuchs schuld. Dixi-Toiletten, kein Schlaf in der Nacht, besoffene Idioten, die Campingsessel und wenn es möglich wäre das Zelt unter der Nase stehlen. Duschen, die ihren Namen nicht verdient haben und Essen, das man zuhause nie anrühren würde, ist irgendwann anstrengend. Der Körper macht da nicht mehr so leicht mit und man sehnt sich nach höheren Standards. Nach netten Zeltnachbarn, die das Wort Nachtruhe kennen, ordentlichen Duschen und Toiletten und einfach etwas mehr Luxus und Gemütlichkeit.  Der Körper dankt es einem. Bands rücken wieder mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit, als einfach ein paar Tauge die Sau rauszulassen.

Die Ruhe nach dem Sturm

Die Ruhe nach dem Sturm

Das Maifeld Derby ist in etwa dieser wahr gewordene Traum. Was jetzt spießig klingt, ist einfach nur ehrlich. Das, was sich eigentlich jeder denkt, aber niemand traut zu sagen. Zumindest wenn man zu der Generation gehört die, Samstag morgens Pokemon auf RTL2 geschaut hatte anstatt Frauentausch. Die Generation, wo der Gameboy Color mit Pokemon Gelb der heiße Scheiß am Schulhof war. Ach, Maifeld Derby, schon mit deinem tollen Gelände, das genau diesen Luxus geboten hat – ja wo sogar am letzten Tag noch alle Toiletten heil und mit Papier bestückt waren – hast du mir ein Lächeln gezaubert.

Aber eigentlich schon viel früher. Man kennt das ja: Lange Autofahrt zum Gelände, die Gruppe besteht nicht mehr nur aus Schülern sondern aus Studenten und Berufstätigen. Und Pünktlichkeit ist sowieso was für Anfänger. Nicht einmal eine Ankunft am Anreisetag garantiert einen Platz am Campinggelände, der nicht in undefinierbaren Körperflüssigkeiten ertrinkt. Ach, Maifeld Derby, wie schön das du hier besser bist als alle anderen. Ein Festival, wo einem bei höflichen Fragen entgegengekommen wird. Ein Festival, wo einem der Veranstalter persönlich antwortet und wo man persönlich begrüßt wird. Ein Festival, wo die ganze Crew mit einer dermaßen unglaublichen Freundlichkeit entgegentritt, dass man denkt, es ist ein Traum. Ein Festival, wo man förmlich spüren kann, dass Geld hier nicht an erster Stelle steht. Ein Festival, wo man jedem Teammitglied anmerkt, dass man mit Herzblut hinter der Sache steht. Ein Festival, wo Securities keine grumpy Grundeinstellung haben, sondern zuvorkommend und nett sind – solange man sich zu benehmen weiß. Ein Festival, wo man keine Sorgen um seinen Campingsessel haben muss, wenn man diesen für 5 Minuten unbeaufsichtigt lässt. Ein Festival, wo man keine Sorgen haben muss, dass Besoffene einem aufs Zelt pissen. Ein Festival, wo jeder Einzelne der Gäste unglaublich offen, herzlich, hilfsbereit ist und gerne teilt. Ein Festival, wo bereits bei den ersten Bands die Bühnen gut gefüllt sind. Ach, Maifeld Derby, diese Liste hört nie auf.  Zu viele dieser schönen Erfahrungen, die man auf anderen Festivals vermisst hast du geboten, zu oft hast du mit deiner Art mein Herz erobert.

Kleine Bühne, große Acts - Parcours d‘ amour

Kleine Bühne, große Acts – Parcours d‘ amour

Nicht zu vergessen deine Bühnen, deine Musik. Die „Parcours d‘ amour“-Stage im Reitstadion hat mich mit Künstlern überrascht die ich nicht kannte. Künstler, die sich dafür umso mehr in mein Herz gespielt haben und mich weggeblasen haben. Elias mit einer Stimme, die von einem anderen Planeten zu sein scheint, und dich von den Sitzen bläst, Martin Kohlstedt am Klavier, der verzaubert hat, und eine Julien Baker die mit ihrer engelsgleichen Stimme und schüchtern-sympathischen Art direkt ins Herz schaut. Das Palastzelt als Hauptbühne hatte , Boy, Daughter und Neufundland, die bewiesen haben, dass sie es verdient haben, auf dieser Bühne zu stehen. Und natürlich die Brückenaward-Stage. Es ist schön zu sehen, dass selbst Festivals dieser Größe kleinen Bands eine eigene Bühne bieten, die noch dazu mit primär Punk-Bands einen schönen Kontrast zum restlichen Programm boten.

Ich könnte noch seitenweise weiter schwärmen. Aber das mach ich jetzt nicht, soll ja kein Monsterartikel werden. Ich möchte nur noch einmal Danke sagen. Danke für dieses unglaublich schöne Wochenende, dieses traumhafte Festival. Ich komme wieder, nächstes Jahr vielleicht als Fotograf, vielleicht als Redakteur, vielleicht als normaler Gast. Eines ist jedoch klar, ich komme wieder. Ganz viel Liebe an euch <3!

Fotos freundlicherweise bereitgestellt von Florian Trykowski 

 

Musikliebhaber, Festivalreisender, Konzertsüchtig, Vinylnerd, Photograph, Konzertveranstalter, Linz-Liebhaber