VIS / Maren Jeleff
VIS / Maren Jeleff

VIS Vienna: Österreichische Filmproduktionen

Das diesjährige Vienna Independent Shorts – Filmfestival stand ganz unter dem Motto „Fear is not an option“. Von 25.- 31. Mai drehte sich das internationale Festival um Kurzfilm, um Animation und um Musikvideo. Innerhalb dieser sieben Tage durften dabei rund 346 Produktionen in verschiedenen Kinos projiziert werden. Im nationalen Wettbewerb wurden 18 von über 350 eingereichten heimischen Kurzfilmen mit ihren Schwerpunktproduktionen zu Macht und Spiele, Tunnel und Blick sowie Sinne und Wandel vorgestellt.

 

Macht und Spiele
Machtkonstellationen und ihre spielerischen Elemente spiegeln das Leben in jeglichen Situationen wider. Raisa (Pavel Cuzuioc MD/AT 2015) hofft in Moldawien auf etwas großes, das ihr Leben verändern kann. Es ist die Veränderung, die ihr Leben wieder zu dem machen könnte wie es war und sie sich wieder zu tiefst als Frau fühlen könnte, denn Zuhause ist kein Ort (Clara Trischler DE/AT 2015) sondern ein Gefühl. Eine schwierige Entscheidung zwischen dem Leben in Freiheit und dem Wiedersehen der eigenen Familie, vorbei am Herbst (Meinhard Rauchensteiner AT 2015), der wieder nur Probleme zu machen scheint und sich ziemlich widerspenstig zeigt zu Viktor (Sandra Wollner, Michaela Taschek DE 2015), der zeigt, dass nicht jeder Schachzug in der Realität bedingt am Spielbrett gezogen werden. Die Badewanne (Tim Ellrich DE/AT 2015) als willkommene Abwechslung des Spiels kommt hier nur wie gerufen. Die Macht- und Badespiele dreier noch jung gebliebener Brüder, die in Erinnerung schwelgen zeigen sich auch im Wald der Echos (Maria Luz Olivares Capelle AT 2016) indem drei Mädchen mit der Realität spielen. Die Grenzen der Realtität vs. Fiktion scheinen verschwommen und auch der Tod verliert seine Endgültigkeit.

Tunnel und Blick
Die Kombination von Tunnel und Blick lässt so Einiges vermuten: Das Finden des Weges aus dem Labyrinth? – sozusagen ein Lichtblick? Wohl eher nicht, denn Klarheit oder gar ein Navigator (Björn Kämmerer AT 2015) sind hier definitiv nicht gegeben. Es richtet sich der Blick mehr in den bolivianischen Tunnel von Cerro Rico – The Silver Mountain (Armin Thalhammer AT 2015) in dem Bergarbeiter ein durchaus gefährliches Arbeiterleben führen, vorbei an den Körperlandschaften von Self (Claudia Larcher AT 2015) bis hin zu wahrlichen Mondprobleme(n) (Clemens Thurn AT 2015) und in die Weiten der Perlenmeere (Katrina Daschner AT 2016) in denen sich sinnliche Körperskulpturen mit Assoziationen der Meeresunweiten verschmelzen lassen. Die Umrahmung erfolgt durch den richtigen Rhythmus 59 (Aleksey Lapin, Markus Zizenbacher AT 2016) der als Tunnel der Flucht aus der tristen Realität des Lebens bei der tschechischen Grenze in Liebe, Sex und Geld- bzw. Zukunftsträumen begriffen werden könnte.

Sinnes – Wandel
Die Sinne im Wandel der Zeit: Als Ghost Copy (Christiana Perschon AT 2016) flackern einzelne Amateurfilmerinnerungen der österreichischen Kriegs- und Nachkriegsgeneration wieder auf. In weiterer Folge kann Ein mörderischer Lärm (Tatiana Lecomte AT 2015) vernommen werden, der an die Zeit des Konzentrationslagers Gusen gedenken lässt. Zudem portraitiert Uncanny Valley (Paul Wenninger FR/AT 2015) den ersten Weltkrieg und deren unverfrorenen Schlachtzüge. Hingegen steht in Desert Bloom (Peter Kutin, Florian Kindlinger US/AT 2015) der Wandel der Elektrizität und dessen sinnliche Aufnahme in Las Vegas im Vordergrund. In, Over & Out (Sebastian Brameshuber FR/AT 2015) zeigt eine Geschichte des alltäglichen Besuchens oder Verlassens einer französischen Kunstschule, die den Wandel und zugleich die Sinne durch unterschiedliche Kamerabildschnitte anspreichen machen möchte und auch IBIZA (Christoph Schwarz, Matthias Peyker AT 2016) dokumentiert den Alltag zweier Cousins im gemeinsamen Haus. Die Produktivität beider Kunstschaffender steht im Zentrum des Geschehens.

Der Preis für den besten österreichischen Film mit einer Dotierung von 5000€ ging an Wald der Echos von Maria Luz Olivares Capelle. Zuvor wurde dieser Film schon bei der Diagnole 2016 zum besten Kurzfilm gekürt – zurecht!

Für die nächsten Filmabende ist mit dieser Auswahl bestens vorgesorgt. Die österreichischen Produktionen können sich beim diesjährigen Oskar nominiertem Filmfestival durchaus sehr gut sehen lassen. V(B)IS zum nächsten Jahr!

Wald der Echos / Luz Olivares Capelle

Wald der Echos / Luz Olivares Capelle

Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie Internationale Entwicklung in Wien - Konzertfotografin - Künstlerin - Weltenbummlerin - Vinyl-Liebhaberin