FreeTree Open Air 2016: Freundlich, kreativ, abwechslungsreich!

Klein, freundlich, kreativ und sehr abwechslungsreich – diese Attribute kann man dem FreeTree OpenAir-Festival zuschreiben, welches auch heuer wieder in Taiskirchen im Innkreis stattfand – bereits schon zum fünften Mal. Dieses kleine, fast schon familiäre Festival hat der Kulturverein „Kraut und Ruam“ auf die Beine gestellt. Wir persönlich waren nur einen Tag – sonntags – auf dem Festival und durften als „Nichtkenner“ einige Eindrücke sammeln.

An diesem Tag spielte uns das Wetter, wie angekündigt, keinen Streich. Die Sonne war dauernd präsent. Einige BesucherInnen liefen im Bikini oder Badehose herum, die anderen versteckten sich unter offenen und gemütlichen Zelten oder beispielsweise im „secret garden“, wo im Schatten der Bäume „geruht“ wurde.  Möglicherweise aufgrund der vorherigen zwei Tage, oder weil man gemeinsam mit Freunden/neuen Bekanntschaften die gemütliche Stimmung genießen und einfach die Seele baumeln lassen wollte.

Im ersten Moment, als wir das Gelände betraten, fiel mir auf, dass dem Verein die Sauberkeit hinsichtlich der Green-Event Maßnahmen gelungen ist. Kein  Müll oder sonstiges auf dem Stroh-Boden, sondern in Form von „Entsorg’s mir, Baby!“-Müllsackerl wurde der Abfall entsorgt. Aschenbecher wurden beispielsweise aufgrund von Beschriftungen wie „Nikotinklo“ oder „Aschloch“ gesichtet. Kreativ und nett. Trotz der großen Bemühungen muss ich ein paar persönliche Kritikpunkte loswerden: Zum einen gab es leider nur eine einzige Wasserstelle und zum anderen wurden ein paar Infos an BesucherInnen nicht weitergegeben. Bezüglich Bechereinsatz und „Geldkarte“ – manchmal vielleicht selbstverständlich, nicht immer allerdings selbsterklärend, dass man nicht an der Bar aufladen kann. Klüger wäre es, dies davor zu wissen, um nicht „geldlos“ bei der Bar stehen zu müssen.  Ein weiterer Punkt ist, dass darauf geachtet werden soll, diesen Becher-Einsatz auch wieder gutzuschreiben, wenn man ein weiteres Getränk bestellt. Blöderweise ist uns dies nicht nur einmal passiert. Tja, kommt vielleicht mit diesen neuen „Geldkarten“ häufiger vor.

Nun aber zum musikalischen Teil des Festivals: leider kamen wir nicht rechtzeitig zu den ersten zwei Bands, durften aber dem  bekannten Hip-Hop-Artisten Chill-ill aus Linz von Beginn an zuhören. Chill- ill ist dafür bekannt, seine Lyrics authentisch und humorvoll dem Publikum zu vermitteln. Durch Verbreiten guter Laune und das Einbringen seiner Zuhörer füllte sich die liebevoll geschmückte Hauptbühne immer mehr. Mit seiner Trieb:Werk EP wurde das Publikum durch wortverspielte Texte und wahrlich aus dem Leben Gegriffenes in nachdenklicher Weise zum Tanzen gebracht. Glaubwürdig, ungehemmt und kraftvoll gute Beats. Durch viel Abwechslung, beispielsweise das gemeinsame Rappen mit Demolux, kam eine voll sprühende Lebendigkeit hinein.

Weiter ging es mit zwei Australiern, die für „dirty money“ oder „schnöden Mammon“ (Bandname übersetzt ins Deutsche) auf der Bühne rockten und dafür sorgten, dass das Publikum zum Kopf bangen kam. Die sogenannten Filthy Lucre ließen mit ihren blues/stoner/desert rock- Einflüssen die Energien durch den Körper fließen – mittels Schlagzeug und E-Gitarre. Zum Ausgleich brachte die Band Like Elephants das Publikum in eine fast schon verträumte Parallelwelt. Die jungen fünf Musiker aus Grieskirchen sind für ihre Indie Pop/ Rock bekannt. Genau richtig für das FreeTree-Festival.

Die gleiche Musikrichtung, jedoch völlig andere Sounds ließ „At Pavillon“ herausströmen. Die vierköpfige Wiener Männerband konnte mit ihren anspruchsvollen und gut gelaunten Songs beim Publikum punkten. Ihre Texte sind nicht nur mit Spaß zu genießen, denn dahinter stecken auch gesellschaftskritische Themen, die zum Nachdenken anregen. Dabei wurden Füße zum Tanzen gebracht. Begeistert war ich persönlich von der vielseitigen Stimme des Sängers Mwita Mataro, die sich von anderen an diesem Abend in gewisser Weise abhob.

Als Überraschung konnte man die Band „Heymoonshakers“ bezeichnen. Komplett unbekannt in Österreich gelten sie wohl noch als Geheimtipp. Heuer zum zweiten Mal durfte das Duo sein musikalisches Können unter Beweis stellen – und ja, die Jungs haben es faustdick hinter den Ohren. Hätte man mich vor dem Konzert gefragt, ob Beatboxing und Blues zusammen passen, hätte ich wohl mit einem verachteten Gesichtsausdruck geantwortet. Aber dass die Kombi zu einem der besten Liveacts geworden ist  hätte ich bestimmt nicht vorhergesehen. Auch wenn der Name der der Band nicht vom Hocker reiß,t die Musik tut es sicher. Prädikat sehr sehr sehr hörenswert.

Was macht man mit einer tanzwütigen Meute an Menschen, die nach mehr verlangen – genau, man setzt ihnen „Django 3000“ vor die Nase. Bis in den hintersten Reihen wurde zu dem außergewöhnlichen Sound getanzt. Rustikal und doch etwas Neues – so lassen sich die Jungs aus Bayern beschreiben. Aber Achtung – in eine Schublade lassen sich die Energiebündel nicht stecken. So war von russischen Liedern bis hin zu den Klassikern „Wuide Weide Welt“ und „Zeit fia ois“ alles vertreten. Musikalisch top und wie immer wärmstens zu empfehlen – und die doch kalte Nacht wurde schnell in ein Schweißbad verwandelt.

Nicht nur bei der Hauptbühne wurde man mit guter und abwechslungsreicher Musik versorgt. Währenddessen bereicherten sich viele FestivalbesucherInnen kulturell an Kabaretts, Workshops – Trommel, Hula-Hoop, Flying Yoga – oder kleineren Konzerten. Für die, die zur späteren Stunde schnellere elektronische Musik nicht missen wollten, ging es in Richtung Drum ’n’ Bass – Zelt. Und natürlich durfte eine Bühne, bei der Hip-Hop im Vordergrund stand, nicht fehlen. Alleine nur der letzte Tag war kunterbunt und gut organisiert worden. Neben der guten und vielfältigen Musik entstand auch eine entspannte und angenehme Stimmung im kleineren Rahmen – ein gut gelungenes Festival!

Foto: Lisa Leeb

Konzert-, Musical- sowie Festivalliebhaberin. kurz gesagt: every kind of music - depending on my mood