GARBAGE: Stehaufmännchen trifft Alphaweibchen

Reset, Reboot, Rewind? „Strange Little Birds“, das sechste Garbage-Album, tobt, kratzt, spuckt und beißt wie in den seligen 90ern. Shirley Manson ist mit knapp 50 weiterhin kein braves, biederes Mädchen geworden. Die Truppe aus Wisconsin bleibt sich musikalisch wie image-technisch weiterhin treu. Pop-Appeal mit Alternative-Gemüt. Oder umgekehrt?

Dunkle Lieder über Schuldzuweisungen, Anziehung, innere Leere und Verlustangst. Der schwebende, fast teilnahmslos wirkende Gesang von Shirley Manson. Die ungezähmte Gitarren und Feedbacks im Hintergrund. Die Sachlage ist: Besser waren Garbage schon lange nicht mehr. Hier und da wurden der Band Abnützungserscheinungen zuletzt attestiert – zu Recht. Jetzt zeigen sie sich von ihrer unverändert unverwüstlichen Seite und rocken mit einer stoischen Gelassenheit und einigen richtig runden Stücken, als wäre in den letzten Jahren nichts gewesen. Sie üben sich in tierischer Lautmalerei. Der Pop-Charakter ist überdies vorhanden, nimmt aber nicht überhand.

Mit diesem Album ist es so eine Sache: Erst für soliden Garbage-Standard befunden, später als Grower herausgestellt. „Strange Little Birds“ bleibt temperamentvoll und aufgeplustert, lebt von Stimmungsschwankungen, die mit den Songs einhergehen und ist eine Platte, die an die „guten alten Zeiten“ anknüpft. „Blackout“ etwa sorgt sechseinhalb Minuten lang für Irrungen und Wirrungen, „So We Can Stay Alive“ steht dem in Nichts nach. Der Opener „Sometimes“ knallt einem Stakkato-Riffs zwischenzeitlich um die Ohren, bevor es dann wieder still wird und die knackige, druckvoll-rockige Single „Empty“ fühlt sich an wie ein alter Bekannter.

Cover

Die unüberhörbar schallende Produktion, vielschichtig zusammengebaut, und die schwülwarme Atmosphäre mit eingestreuten Eigenzitaten (siehe das Regen-Szenario bei „Night Drive Loneliness“), sorgen für das i-Tüpfelchen. Garbage besinnen sich auf ihre Stärken, ohne dabei neu gewonnene Erkenntnisse zu ignorieren. Dieses Werk wabert wie Wachs in einer Lavalampe. Shirley, you rule.

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