Kölla Session #7: der geheimste Geheimtipp der Stadt!

Montagabend, aus dem Urlaub im Süden zurückgekehrt, der Durst nach Gerstensaft vorhanden, ein Konzert in der Stadt – was will ich als gemeiner Musikfan mehr? Offensichtlich im Gegensatz zu anderen nicht auf der Couch vergammeln – denn im Rahmen der siebten Kölla-Session im gleichnamigen Lokal in der Linzer Altstadt hatte sich nur der eiserne Kern der Musikfans in die Location verirrt. All jene, die nicht da waren: ihr habt was versäumt. Denn die beiden Grazer Bands Crush und Remedy, die in Linz ihre Tour eröffneten, waren musikalisch mehr als einen Abstecher wert.

Bleiben wir gleich bei der Musik. Crush, ein Quintett aus Graz, mit drei Frauen in der Besetzung. Genug aber der Gender-Equality-Thematik. Denn Crush nur auf das zu reduzieren, wäre vermessen. Beworben wurden sie als „Dream Pop“-Band. Sollte das stimmen, so sind Crush die wohl härteste Dream-Pop-Band der Welt. Gut so. Mit ihrer EP „Damaged Goods“ (die man übrigens hier für lau kriegt) überzeugen sie, und sind durchaus ein Anwärter auf Slots, die auch auf einer richtigen Bühne bespielt werden, und nicht in der Kölla’schen Variante davon. Ebenfalls sympathisch: die Synthie-Parts kommen hier einfach vom iPod (ja, sowas gibts noch!) eingespielt – low-tech-approach im Jahre 2016, der aber der musikalischen Qualität keinen Abbruch tut. „Frischer Zuckerwatte-Dreampop, Geschmacksrichtung Melancholie.“ So wurden Crush ebenfalls angekündigt. Nun, ich mag weder Zuckerwatte, noch mag ich (normalerweise) Melancholie – aber Crush, die mag ich! Eine gelungene Mischung aus Indie und Pop, die an den richtigen Stellen auch mal lauter wird. Gerne wieder.

Danach: Stilbruch. Remedy standen auf der Bühne, ebenfalls aus Graz. Hier werden die Gitarren lauter gedreht, und hier fühlt man sich 20 Jahre in der musikalischen Vergangenheit wieder. Eine rockige Mischung aus Grunge, Punk, und lauten, verzerrten Gitarren. Habe ich hier schon genug Floskeln eingebaut? Wurscht – sagen wirs mal salopp: die Jungs gehn ab! Eine Band, die man gerne öfter sieht – was an diesem Linzer Montagabend halt nicht allzuviele getan haben. Liebe Leute, beißt euch in den sprichwörtlichen Arsch, wenn ihr nicht da wart – Remedy waren eine der wohl positivsten Überraschungen im heurigen Konzertjahr (denen man hier lauschen kann). Und vielleicht macht eine, sorry, abgefuckte Location wie der Kölla ja auch den besonderen Reiz aus. Hier sieht man Bands, die man in Linz und Umgebung wohl sonst nie sieht. Kaltes Bier tut sein Übriges dazu. Wir sehn uns bei den nächsten Kölla-Konzerten!

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.