Sum 41: War

2016 behält auch weiter seinen Ruf als das Rückkehrjahr,der 2000er Pop Punk Größen. Nach Simple Plan, Good Charlotte und Blink 182 kehrt auch Sum 41 aus der Versenkung zurück. Und das für ein Album über Sänger Deryck Whibleys Überlebenskampf und seinen Weg zurück an die Spitze des modernen Punk Rock, in Sum-typischer Manier mit einer ordentlichen Portion Punk, schnellen „moshfreundlichen“ Riffs und Mitgröl-Melodien. Ob diese Mischung zu dem großen Rückkehrstatement wird, das die Band anstrebt, muss jedoch vom Hörer entschieden werden.

Hallende Gitarren bauen auf und Streicher setzen die Atmosphäre. Nach einer Minute des Spannungsaufbaus bricht das dann Album richtig los. Kraftvolle Drums, bombastische Gitarren und Deryck Whibleys vom Alkohol gezeichnete Punk Stimme, verkündet: „Take me away“. Hier ist es also, das große Rückkehr-Album der 2000er Punk Veteranen Sum 41. Und auch hier präsentiert sich die Band als die rauere Alternative ihrer Pop Punk-Zeitgenossen, wie auch schon in ihrer Vergangenheit mit Alben wie „Does This Look Infected?“ oder „Chuck“. Auch Experimentierfreudigkeit lässt sich gleich zu Beginn des Albums wieder finden, diesmal in der Form eines Dubstep-Wobble-Bass, doch dieser erscheint etwas richtungslos im Mix umherzuirren.

Richtungslos ist allgemein ein Gedanke der immer wiederkehrt beim Hören von „13 Voices“. Ein gutes Beispiel ist „Goddam I´m Dead Again“, dass sich zu Beginn als schnelle Punk-Moshpit-Hymne präsentiert und diesen Job auch großartig erfüllt, doch nach weniger als 2 Minuten endet dieser Song in einem eineinhalbminütigen Gitarrensolo. In „Breaking the Chain“ versucht sich Sum 41 an durch Streicher getragenen Stadionrock, bis sich für die Bridge Riffs reinschummeln, die aus einem „Avenged Sevenfold“ Album stammen könnten. Auch an Pop-Rock versucht sich die Band mit dem Song „War“ und erinnert dabei sehr stark an ihren eigenen Festivalzeltplatz-Lagerfeuer-Klassiker „Pieces“. Doch wo dieser emotionalen Druck und Melancholie bringt, fällt „War“ einfach flach. Die Gitarren klingen uninspiriert, die Pianoakkorde sind so leise im Mix, dass sie beinahe untergehen, und Derycks verbrauchte Stimme findet keinen Halt in dem getragenen Refrain. Dies lässt ihn weniger emotional erscheinen, sondern einfach daneben. „13 Voices“ versucht sich auch weiter an Rock und Punk Hymnen, Song für Song. „There Will Be Blood“ fällt vor allem in diese Kategorie, weil der Refrain noch bei absolut jedem Alkohol Pegel mitgrölbar ist. Er besteht nämlich zu 50% aus der viermal vorkommenden Phrase „The Little Ones“ – und das für 5 Refrains. Auf einem Festival mit dem passenden Pegel sicher nett, doch im Kontext des Albums beinahe unhörbar.

Doch nicht alle Versuche der Band fallen flach. Die Vorabsingle „Fake My Own Death“ ist eine druckvolle Punk-Rock Nummer, in dem der angestrebte Hymnenrefrain absolut funktioniert und mit kraftvollen Thrashmetalriffs in der Bridge punktet. Auch der Title Track „13 Voices“ kann überzeugen mit treibendem Schlagzeug. Ein Song, der auch perfekt in Sums Vorgängeralbum „Screaming Bloody Murder“ gepasst hätte. Mit treibendem Schlagzeug in den Strophen und dem kraftvollsten Refrains des ganzen Albums, der für einen letzten Durchgang nochmal bombastischer wird – durch einen fantastischen Übergang von der Bridge – ist dieser ein absolutes Highlight auf dem Album.

Zwischen allen Höhe- und Tiefpunkten präsentiert Sum 41 mit „13 Voices“ ein kräftiges Comeback-Album, das aber nicht an vorherige Alben rankommt. Es hat weder die Härte und den emotionalen Druck von „Chuck“, den unbekümmerten Pop Punk von „All Killer No Filler“, noch die feine Melancholie von „Underclass Hero“. Doch lässt die Band Ideen durchsickern, die in Zukunft für weitere moderne Punk Rock Klassiker sorgen könnten.

Wer Live alte und neue Sum-Hymnen mitgrölen möchte, hat dazu die Chance am 4.2. im Wiener Gasometer.
Tickets: http://www.psimusic.com/sum41
Mehr Infos auf der offiziellen Site sowie auf Facebook

 

 

Musiker, plattensüchtig, Foodnerd, verwirrter Philosophiestudent und Hobby-Lyricer