Ahoi! Pop 2016: Anker setzen

Letzter  von drei Tagen am Ahoi! Pop Musikfestival im Linzer Posthof –  und die Luft war immer noch nicht draußen. Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss – so war für alle Indiekids dieser Stadt der Samstag der wohl musikalisch beste Abend im Posthof Linz. Den Abschluss machten Mynth, AVEC, Public Access T.V., Sophia und Ezra Furman.

Wie auch an den Tagen zuvor kam auch am dritten Tag der Support aus Österreich – Mynth. Mit ihrem smoothen Sound stimmten sie auf den letzten Abend ein. Mynth, eine Band, die es meiner Meinung nach schon längst verdient hätte, auf den großen Bühnen dieser Welt zu spielen – machten mit ihrem 30 minütigen Set definitiv Gusto auf mehr. Sanfte elektronische Töne und die klare Stimme von Sängerin Giovanna Fartacek lassen die Probleme der Welt vergessen und voll und ganz in die mystischen Klänge eintauchen.

Wir bleiben musikalisch noch in Oberösterreich. AVEC samt Band verzaubertete mit ihrer ruhigen und sanften Stimme den Posthof. Anders als andere Bands macht die Sängerin bewusst einen Schritt zurück und statt überladenen, kraftvollen Arrangements setzt sie auch die Einfachheit von Gitarre und Stimme.  Auch wenn die Musik der jungen Künstlerin weniger zum Tanzen geeignet ist, löst sie dennoch einen Berg an Emotionen aus.

Der Break zwischen AVEC und Public Access T.V. danach hätte kaum größer sein können. Die New Yorker punkteten mit straightem Rock. Einfach, tanzbar und gut. Mit ihrem Album „Never Enough“, welches im heuer im Herbst erschienen ist, touren sie quer durch die Welt. Auch wenn es die Band selbst erst 2014 gibt erinnert der Sound der vierköpfigen Band mehr an längst vergessene Musikexzesse in den frühen 2000ern.

Vom Posthof selbst hinten im Backstage als „ganz großes Kino“ angekündigt, wurden „Sophia“ ihrem Ruf gerecht. Auch wenn die Band in 2009 das letzte mal so richtig unterwegs war und es bis heuer doch sehr ruhig rund um Sänger Robin Proper-Sheppard wurden gibt es für mich nach gestern keinen Grund gegen ein „Revival“ – auch wenn ich das Wort hasse. Mit dem neuen Album „As We Make Our Way“ im Gepäck konnten sie so ziemlich alle Anwesenden begeistern. 

Dem Abschluss machte Ezra Furman, der es mir schon damals vor langer Zeit am Linzfest sehr angetan hat – und ja, ich ihn immer noch nicht tot gehört habe. Das liegt bestimmt zu einem gewissen Teil an seiner „Verrücktheit“ die Welt zu sehen und seine Eindrücke in Musik zu verpacken. Für den besonderen Anlass war hatte er sich in ein buntes T-Shirt geschmissen, samt Rock und rotem Lippenstift und auch seine Boy-Friends waren mit von der Party. Zur Begrüßung kündigte er an, er habe es satt den ganzen Tag nur hinten herumzusitzen und nichts zu tun und freue sich endlich spielen zu können – und zwar das, was er möchte. So bot er eine breite Auswahl an Songs der letzten Jahre und auch Hits, so wie „Restless year“, und lockte die letzten Energiereserven vom Publikum hervor. Auch wenn manche sehr verhalten ihre Tanzlust frönten, in den ersten Reihen gab es dann doch mehr Bewegungen als ein bescheidenes Kopfnicken.

Das wars, das Ahoi! Pop 2016. Von HipHop über Soul/Funk bis zu Rock war so ziemlich alles vertreten. Selbst die österreichische Musikszene war besser als sonst an Bord. Rückwirkend betrachtet waren meine ganz Persönlichen Highlights OK Kid und Ezra Furman. Ein wunderbares Festivalformat, dass auch hoffentlich 2017 wieder neue, unbekannte, beliebte und heimische Acts nach Linz holt.

Alle Fotos: (c) Christoph Thorwartl

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