PLACEBO live @ Stadthalle Wien: „It’s our Geburtstagsparty, ja?“

„Wir machen Spaß, ja? Spaß means dancing. No Spaß without dancing“. Was ist denn mit Brian Molko passiert? Optisch wieder leicht in die „Sleeping With Ghosts“-Zeit zurückgekehrt, zeigt sich der Sänger und Gitarrist am 13. November 2016 in der Wiener Stadthalle so redselig wie lange nicht mehr.

Placebo feiern ihr 20-jähriges Bestehen und die Band ist sichtlich gut gelaunt. Zuvor gewinnen The Joy Formidable aus Wales mit ihrem von Fuzzgitarren geprägten Indierock die Sympathie des Publikums und Leonard Cohen bekommt ein Andenken auf den Videowalls, bevor Placebo den alten Gassenhauer „Every You Every Me“ vom Stapel lassen – allerdings nur als Clip auf der großen Leinwand. Dieser Appetizer hebt unweigerlich die Stimmung, um das Publikum auf den hypnotische Loop vom Evergreen „Pure Morning“ vorzubereiten. Besser kann man’s kaum machen. Molko gibt in gebrochenem Deutsch den sympathischen Dompteur in diesem Zirkus. Sämtliche Damen, Herren und die, die sich zwischen beiden Geschlechtern tummeln, sind herzlich eingeladen, wie er mehrmals betont.

Es gibt wenig zu mäkeln an diesem Abend. Placebo bieten einen tollen Querschnitt durch das facettenreiche Repertoire der Band. Die aktuelle, durchschnittlich geratene Single „Jesus‘ Son“ wird ebenso gespielt wie Evergreens aus dem frühen Bandkatalog wie dem ruppigen „Nancy Boy“, dem elegisch dargebotenen „36 Degrees“ oder dem unverwüstlichen „I Know“. Hier genießt der Frontmann sichtlich und lange das Bad in der Menge, lässt die Blicke minutenlang schweifen, um den Song abzuschließen, während das Publikum immer weiter klatscht und applaudiert.

Placebo Setlist Wiener Stadthalle, Vienna, Austria 2016, 20 Years of Placebo

Visuell und soundtechnisch zeigt sich die Formation von ihrer besten Seite. „Soulmates“ etwa wird angenehm wuchtig dargeboten, „Loud Like Love“ psychedelisch und „Special Needs“ nuanciert, berührt wie eh und je. Pulsierenden Beats bei „Exit Wounds“, Melancholie bei „Protect Me From What I Want“ und „Twenty Years“, elektronisch-flirrenden Melodien bei „Infra-Red“ und eine willkommene Energie bei „Slave To The Wage“ und „The Bitter End“. „Without You I’m Nothing“ lässt einen warm ums Herz werden, während David Bowie über die Leinwände huscht, indes „Space Monkey“ zentnerschwer aus den Boxen dröhnt.

Keine Ära der Band wird ausgelassen. Eine sehr gute Entscheidung, wenn man an so manche Konzerte zurückdenkt, die sich durch Auf und Abs der Stimmung auszeichneten. Die Band kombiniert Spielfreude (sichtlich!) mit routiniertem Können, ist überhaupt sehr bemüht, eine energischen Auftritt hinzulegen. Das war schon mal anders. Chapeau. Auf die nächsten zwanzig Jahre.

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Placebo im Interview mit subtext.at
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