Polkov: Closer

Nach dem plötzlichen Einschlagen des Debüts und darauf befindlichen und gefeierten Songs wie Kamaros Song oder Promised Land und einer EP gibt es endlich wieder Neues von Polkov. Dass die kommenden Songs eine neue Richtung einschlagen würden, war spätestens mit der ersten Singleauskopplung My Sweet Oblivion absehbar.

Bereits vor Release ihres Debütalbums wurde in Frankreich an Songmaterial für das zweite Album gearbeitet, welchem dann Raum für Entwicklung und Reifung gegeben wurde. Und diese Reifung macht sich bemerkbar. Wobei hier nicht in erster Linie Qualitätssteigerung, sondern eher Arbeit am Klanggewand die Devise sein musste. Dass Qualität geliefert werden kann, war ja bereits mit dem Debüt bewiesen. Nun aber genug der einleitenden Worte, kommen wir zur Musik.

Das Album Closer bietet viele stilistische Facetten, wenn auch ein verträumter Soundteppich die Charakteristik des Albums prägt. Der Start mit My Sweet Oblivion zeigt dies schon eindrucksvoll. Gefolgt wird dieses Stück von The Flame, das mit sehr unaufgeregtem Arrangement und Aufbau zum Gedanken-schweifen-Lassen nahezu auffordert. Eine weitere Facette bringt Brown Ink, da ein spannender Synth-Sound ins Spiel gebracht wird und im Wechselspiel mit Gitarre den Charakter des Songs aufwertet und vielleicht auch ein Stück verhärtet.

Einen besonderen Moment bildet der Titeltrack Closer. Beginnend mit einer Lounge-artigen Stimmung, die wohl im Relax-Bereich einer Therme ebenso funktionieren könnte, entwickelt sich der Song, der wohl noch mit ehemaligem Bandmitglied Florentina Finder aufgenommen wurde, zu einem träumerischen Etwas, das gegen Ende noch spannende harmonische Überraschungen birgt.

Härter wird der zweite Teil des Albums, beginnend mit Forgotten Babies, der zweiten Singleauskopplung. Einer meiner Lieblingstracks – vor allem, weil er durch die Gitarren- und Vokallinien ein einziger Ohrwurm ist und unheimlich große Energie hat und irgendwie eine sehr positive Aufbruchsstimmung vermittelt.

Auch mit Stay und New Year’s Accident finden zwei härtere Popsongs Platz auf Album Nummer Zwei. Irgendwie kam dabei ich nicht drum herum, durchgehend an die Ära des Britpops zu denken. Der Sound, die Arrangements und Gesang lassen sich damit irgendwo in Verbindung bringen. Hyrule bildet den fragilen, durchaus logisch erscheinenden Abschluss des Albums und bringt sogar an dieser Stelle noch einen weiteren Charakterzug in das Song-Gefüge ein.

Resümierend bringt Closer für meinen Geschmack etwas zu breite und verschiedene Stilistik, um ein so kompaktes Album mit 8 Tracks abzurunden. Man wird fast bei jedem Song in eine ganz neue Stimmungslage versetzt. Positiv gesagt – es ist für sehr viele unterschiedliche Geschmäcker etwas dabei. Von einer musikalischen und analytischen Perspektive ist es aber ein grandioses zweites Album, das mit Verspieltheit im Sound und Arrangement, sowie einer – für mich – sehr ansprechenden Stimme überzeugt und auch einen wunderbaren Fortgang vom Debütalbum geschafft hat.

Gewinnspiel: Wir verlosen drei Exemplare von „Closer“ – einfach bei unserem Gewinnspiel auf Facebook mitmachen, und mit etwas Glück gehört eine CD dir.

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Plattenliebhaber, leidenschaftlicher Konzertbesucher, Gitarrist und Sänger bei Back to Felicity, schreibt seit 2014 für Subtext (vorwiegend Konzert- und Albumrezensionen).